Erlanger Judoka steigen in Bundesliga auf

13.10.2015, 18:06 Uhr
Erlanger Judoka steigen in Bundesliga auf

© Foto: Sebastian Popp/privat

So spannend wie in diesem Jahr war für den TV 1848 die zweite Judo-Bundesliga noch nie. Seit fünf Jahren kämpfen die mittelfränkischen Männer des TVE unter den acht teilnehmenden Vereinen als einziger Starter Bayerns. Zu Beginn dieser Saison wussten die Verantwortlichen Klaus Lohrer, Heiko Koch und Sven Reß, dass trotz der Auftaktniederlage großes Potenzial in dieser Mannschaft steckt.

Was sie aber nicht wussten, dass sie am Ende um einen Medaillenplatz kämpfen werden. Nach der Auftaktniederlage folgte ein Unentschieden, bevor die Erlanger einen Sieg vor der Sommerpause verbuchten. Die Zielvorgabe am letzten Kampftag gegen den JC Wiesbaden war ganz klar: Ein Sieg musste her.

In der Parallelbegegnung standen sich der SV Halle, der zu dieser Zeit punktgleich mit Erlangen war, und der Tabellenerste, die TSG Backnang, gegenüber. Sollte der Primus überraschender Weise verlieren und gleichzeitig Erlangen gewinnen, würde der TVE auf den ersten Tabellenplatz aufgrund des besseren Punkteverhältnisses vorrücken.

Unabhängig davon allerdings galt es für die Erlanger, sich voll und ganz auf die Partie beim JC Wiesbaden zu konzentrieren. Roman Tolksdorf (-100 kg) eröffnete die Begegnung. Mit dem Rumänen Valentin Radu hatte er einen starken international erfahrenen Gegner, gegen den er kein Mittel fand und sich mit Ippon geschlagen geben musste.

In der nächsten Gewichtsklasse bis 73 kg holte sich Wiesbaden gleich den nächsten Punkt. Somit stand es in kürzester Zeit 2:0 für die Gastgeber. Erst der dritte Punkt ging an Erlangen, da bis 60 kg der Gegner von Dominik Röder verletzungsbedingt aufgeben musste. Angefeuert von der Mannschaft und den mitgereisten Fans folgten drei weitere Siege, ehe Kai Brandes im Schwergewicht gegen Igor Mbakom Tchiengang, einen weiteren erfolgreichen internationalen Kämpfer, eine Niederlage hinnehmen musste. Mit 3:4 führte der TVE zur Pause gegen Wiesbaden. Der ersehnte Sieg war in Reichweite.

Die zweite Runde gestaltete sich ähnlich wie die erste. Roman (-100 kg) und Manuel (-73 kg) mussten über die volle Kampfzeit gehen — bis an ihre Grenzen. Dennoch konnten beide den Yuko (kleine Wertung) Rückstand nicht mehr aufholen.

In der vorletzten Begegnung bis 81 kg erlöste Florian Schwob die Erlanger mit einem tiefen Seio-Nage (Schulterwurf) und holte den Siegpunkt. Somit stand fest, dass der TV 1848 mit 8:6 gegen den JC Wiesbaden gewonnen hatte. Aber welcher Tabellenplatz würde es am Ende sein? Voller Spannung erwarteten die Judoka das Ergebnis von der Parallelbegegnung SV Halle gegen TSG Backnang.

Totenstille, als das Telefon klingelte. Plötzlich ertönte ein lautstarkes Jubeln in der Wiesbadener Sporthalle, denn die TSG Backnang verlor überraschend 6:8 gegen Halle. Erlangen sicherte sich in der zweiten Bundesliga den Meistertitel und somit den Aufstieg in das Oberhaus des deutschen Judosports.

„Jetzt wird erst einmal gefeiert“, gab Mannschaftscoach Heiko Koch die Marschroute vor. „Die Probleme müssen warten.“ Und in der Tat, es gibt viel zu tun. Die Erlanger sind im Profisport angekommen, dort gelten andere Grundlagen.

Um alle Voraussetzungen der ersten Liga zu erfüllen, müssen Gelder durch Sponsoren generiert werden. Auch wenn es der Trainerstab bereits abgelehnt hat, teure Kämpfer einzukaufen, wird für die Ausstattung der Athleten sowie für das vorgeschriebene Equipment bei Heimkämpfen ein kleines Vermögen notwendig werden. Doch der TVE hat bewiesen, dass so ziemlich alles möglich ist.

1. Runde: -100 kg Valentin Radu – Roman Tolksdorf 1:0, -73 kg Daniel Gleim – Alexander Bauhofer 1:0, -60 kg Patrick Görner – Dominik Röder 0:1, -66 kg Fabian Kühn – Yannick Himmelspach 0:1, -90 kg Ludger Kneip – Friedemann Schneider 0:1, -81 kg Daniel Winn – Konstantin Ustinov 0:1, Igor Mbakom Tchiengang, Zwischenstand 3:4.

2. Runde: -100 kg Valentin Radu – Roman Tolksdorf 1:0, -73 kg Daniel Gleim – Manuel Ilschner 1:0, -60 kg unbesetzt – Alexander Pfennig 0:1, -66 kg Fabian Kühn – Kilian Tschöpe 0:1, -90 kg Philipp Eckelmann – Friedemann Schneider 0:1, -81 kg Milan Swarowsky – Florian Schwob 0:1, Igor Mbakom Tchiengang – Kai Brandes 1:0 , Endstand 6:8.

Tabelle: 1. TV Erlangen 47:34, 2. TSG Backnang Judo 46:36, 3. SV Halle 43:38, 4. Samurai Offenbach 36:44, 5. VFL Riesa 36:42, 6. VfL Sindelfingen 37:43, 7. JC Wiesbaden 37:45.

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