Es droht das Aus: Ice Tigers brauchen ein Playoff-Wunder

22.3.2019, 10:53 Uhr
Patrick Reimer hat im April 2016 die Saison der Ice Tigers um ein weiteres Heimspiel verlängert - ein Vorbild für die aktuelle Lage gegen Mannheim.

© Sportfoto Zink / MaWi Patrick Reimer hat im April 2016 die Saison der Ice Tigers um ein weiteres Heimspiel verlängert - ein Vorbild für die aktuelle Lage gegen Mannheim.

Wenn sich die Saison auf ein letztes Spiel verengt, bleibt oftmals nur noch, den Blick zu weiten. Und zwar sehr weit zu weiten. In Deutschland ist es schließlich noch immer keiner Eishockey-Mannschaft gelungen, einen 0:3-Rückstand in den Playoffs noch in einen Erfolg zu verwandeln. Zur Inspiration müssen sich die Thomas Sabo Ice Tigers Vorbilder in Nordamerika suchen oder zumindest in der eigenen Vergangenheit.

Viermal muss der Gegner im Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga besiegt werden, ehe man ins Halbfinale einzieht. Best-of-seven nennt sich der Modus, der natürlich, der Name verrät es, einst in den Vereinigten Staaten ersonnen wurde. Seit 99 Jahren wird in der National Hockey League (NHL) der Sieger im Playoff-Format gesucht, seit 80 Jahren werden Serien über maximal sieben Spiele ausgedehnt.

Die Philadelphia Flyers haben es 2014 geschafft, die Los Angeles Kings ebenfalls. Den New York Islanders ist es 1975 gelungen. Den Anfang aber haben die Toronto Maple Leafs gemacht, allerdings zu einer Zeit, als es die Torhüter noch nicht für nötig erachteten, ihre Gesichter mit Masken zu schützen. In der nordamerikanischen Profiliga NHL wird dieses Quartett vor allem aus einem Grund mystifiziert — weil es 184 anderen Mannschaften nicht gelungen ist, einen 0:3-Rückstand in einer Best-of-seven-Serie noch zu drehen.

Wolfsburg als Inspiration

In der Deutschen Eishockey Liga gibt es keine einzige Mannschaft, der das gelungen ist. Von den 22 Serien, in die eine Mannschaft mit drei Siegen in Folge gestartet ist, endeten 19 mit einem 4:0, zwei mit 4:1 und immerhin eine mit 4:2, was den Ice Tigers in dieser Woche vielleicht ein bisschen Mut gemacht hat.

Im April 2016 hatten die Ice Tigers zunächst mit 2:6, 1:3 und 0:3 gegen den EHC Wolfsburg verloren, dessen Trainer damals noch Pavel Gross hieß. Der Nürnberger Trainer, der damals Rob Wilson hieß, sagte vor dem vierten Spiel: "Wir sind nicht dumm. Natürlich wissen wir, wie hart das wird. Aber ich glaube, dass die Jungs daran glauben. Ich glaube wirklich daran, dass wir eine Chance haben. Ich glaube wirklich daran." Drei Jahre später findet sich bei den Ice Tigers niemand mehr, der das mit dieser Bestimmtheit behauptet.

2016 hatten sie offensichtlich wirklich daran geglaubt, in Nürnberg wandelten Kurtis Foster, Matt Murley und Sasa Martinovic einen 2:4-Zwischenstand noch in ein 5:4 um. In Wolfsburg war es dann Patrick Reimer, der den Ice Tigers und ihren Fans in der zweiten Verlängerung kurz vor Mitternacht immerhin noch ein weiteres Heimspiel geschenkt hat. Danach sagte der Nürnberger Kapitän: "Wenn man so eine Mannschaft an seiner Seite hat, die jede Sekunde alles gibt, dann kommt im Kopf keine Müdigkeit auf. Man spricht immer von diesem tollen Momentum. Und das war ganz klar auf unserer Seite. Ich habe keine schweren Beine gespürt. Ich habe mir zu keine Sekunde gedacht, hoffentlich ist es bald vorbei."

Mit Aronson und Mebus?

2019 will man keinem Spieler das Gegenteil unterstellen. In den drei Spielen gegen Mannheim haben sich die Ice Tigers ordentlich gewehrt, mehr hatte man am Ende dieser komplizierten Saison wohl nicht mehr erwarten können. Beim 1:3 im Heimspiel darf man sogar von Pech sprechen. Und vielleicht hat ihnen diese ungewohnt lange Pause zwischen den Partien drei und vier ja tatsächlich gutgetan, so wie sie das behaupten. Vielleicht gibt der Abwehr die mögliche Rückkehr von Oliver Mebus und Taylor Aronson ja tatsächlich die nötige Stabilität, um sich erfolgreich der Wucht des Mannheimer Angriffs um den bisherigen Fünf-Tore-Stürmer Markus Eisenschmid zu stellen.

Vielleicht gelingt es Will Acton ja doch noch zumindest eine seiner zwei, drei Großchancen zu nutzen, die er sich bislang in jedem Spiel erarbeitet hatte. Vielleicht nutzt Philippe Dupuis seinen Flügelstürmern Reimer und Leo Pföderl ja doch noch einmal mehr als dass er ihnen schadet. Und vielleicht setzt Brandon Buck sein Potenzial doch noch einmal in Tore um.

Natürlich haben die Ice Tigers noch eine Chance – immerhin dieses Heimspiel am Freitag zu gewinnen. Mehr als 7000 Menschen glauben daran. Zur Belohnung dürfte die Mannschaft am Sonntag noch einmal nach Mannheim fahren. Der Beginn dieses Spiels würde erst nach einem Nürnberger Sieg am Freitagabend festgelegt.

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