"Es geht um den Aufbau": Die Ice Tigers legen wieder los

1.8.2018, 18:08 Uhr
Die Mannschaft ist mit großer Motivation in die Saisonvorbereitung gestartet.

© Sportfoto Zink / ThHa Die Mannschaft ist mit großer Motivation in die Saisonvorbereitung gestartet.

Es gibt wohl nur wenige Orte in Nürnberg, an denen sich die Temperatur halbiert, wenn man durch zwei Türen geschritten ist. Hinter der ersten hört man nur das dumpfe Klatschen des Pucks, hört das Kratzen der Schlittschuhe, hinter der zweiten aber wird es mit jedem Schritt kühler, verabschiedet man sich auch ein bisschen mehr vom Sommer in der Stadt.

Auch Patrick Reimer hat sich am Mittwochvormittag vom Sommer verabschiedet, zumindest von dem, wie ihn Eishockeyspieler für gewöhnlich verbringen. Diesen Sommer, der nach dem bitteren Halbfinal-Aus gegen die Eisbären Berlin ein paar Tage zu früh begann, hat der Kapitän der Thomas Sabo Ice Tigers genossen, "ein Sommer tut immer gut, um den Kopf freizubekommen und neue Kräfte zu sammeln", sagt Reimer – und verhehlt auch gar nicht, dass das in diesem Jahr etwas länger gedauert hat. Die Ice Tigers waren dem Finale nah, doch dann platzte der Traum kurz vorm Ziel, "es ist viel passiert in der letzten Saison, weshalb ich mir die Zeit auch genommen habe".

Zur Ablenkung hat Reimer daheim im Allgäu weiter an seinem Haus gebaut. Im Sommer 2017 zeigte er sich im Internet mit einem großen Hammer, es ging um den Abbruch, ein Jahr später haben sich die Aufgaben verändert. "Es geht jetzt um den Aufbau", sagt Reimer, "es ist schön, wenn man Fortschritte sieht."

In Nürnberg, bei seinen Ice Tigers, geht es in den nächsten Tagen und Wochen ebenfalls um einen (Neu)Aufbau, um Fortschritte und ein festes Fundament für eine anstrengende Saison. Ehliz, Steckel, Möchel, Reinprecht, diese Namen sind Vergangenheit, die Neuen heißen Bast, Buck, Brown, Bender – und in der Kabine spricht nicht mehr Rob Wilson, sondern Kevin Gaudet, der neue Trainer.

Ein seltsames Gefühl nach so vielen vertrauten Jahren? Patrick Reimer gibt sich diplomatisch. "Im Eishockey wird oft viel ausgetauscht", sagt er, "vielleicht ist es ganz gut, wenn man aus der Komfortzone rauskommt." Es wird, glaubt er, keinem schaden, wenn er sich auf neue Leute, neue Trainer und neue Mitspieler einstellen muss, "das gibt positiven Auftrieb".

Der Mann, der Reimer und seinen Kollegen neuen Auftrieb geben soll, kommt wenig später frischgeduscht aus der Kabine. "Jeden einzelnen Spieler genau zu erkennen, das ist nicht einfach für mich, es ist eine neue Mannschaft für mich", sagt Kevin Gaudet. "Ich freue mich auf die Aufgabe, aber es wird ein paar Tage dauern."

Eine Einheit formen

Seine Spieler, erzählt er, die waren alle nett bislang, keiner will es sich schließlich schon zu Beginn mit dem Trainer verscherzen. "Deshalb lege ich nicht so viel Wert auf die ersten Tage", sagt Gaudet. "Es ist normal, dass alle nett sind." Bislang hätten auch seine Spieler lediglich die gute, die nette Seite von Kevin Gaudet gesehen. "Natürlich ist auch der Trainer nett, aber das ist alles falsch", sagt Gaudet. "Ich bin ein Arschloch, aber zu Beginn des Trainingslager bin ich immer nett. Ich mache, was ich muss."

Schon nach wenigen Minuten zeigt der neue Trainer, dass auch er Humor hat, er lacht, macht Scherze, erzählt aus seiner Vergangenheit, vom Titel mit Bietigheim in der DEL 2 und seinen Vorstellungen für eine perfekte Vorbereitung. Viel laufen sollen die Spieler auf dem Eis, weshalb er in dieser Woche in zwei Gruppen trainieren lässt – die einen auf dem Eis, die anderen parallel im Kraftraum.

Doch schon bald will er die Spieler wieder näher zusammen bringen, auch menschlich. "Meine Motivation ist, die Mannschaft zu einer Einheit zu machen, das ist auch eine Hauptaufgabe eines Trainers, aber das braucht Zeit", sagt er. "Ich muss erst sehen, welche Charaktere ich habe. Wir haben acht neue Spieler, die in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie gut sind. Mein Job ist es, dass sie das wieder werden."

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