Even Hovland: Der stille Stabilisator aus dem hohen Norden

24.1.2015, 05:59 Uhr
Even Hovland: Der stille Stabilisator aus dem hohen Norden

© Foto: Sportfoto Zink

„Ich bin“, sagt Hovland über Hovland, „schon eher ein ruhiger, relaxter Typ.“ Und vielleicht gerade deshalb so wichtig für diesen 1. FC Nürnberg.

Rückblende: Als der Club im vergangenen Sommer rund 300.000 Euro Ablöse an Molde FK überwies, hoffte man am Valznerweiher, dafür einen Spieler zu bekommen, der den Weggang von Abwehrchef Per Nilsson kompensieren kann. Viele Gelegenheiten, diese Einschätzung zu bestätigen, blieben Hovland aber nicht. Noch in der Saisonvorbereitung erlitt der Neuzugang in einem Testspiel gegen eine Allgäu-Auswahl Mitte Juli einen Sehnenanriss im Adduktorenbereich. Prognostizierte Pause: zwei Monate. Es sollten fast vier werden.

„Das tut uns richtig weh“, klagte Wolfgang Wolf damals, und der Fußball-Abteilungsleiter durfte sich leider bald bestätigt fühlen. Ob es Trainer Valerién Ismaël in der Innenverteidigung nun mit Dave Bulthuis, Javier Pinola, Niklas Stark oder Ondrej Petrak probierte, es fehlte Nürnbergs löchriger Viererkette einfach ein verlässlicher Stratege und umsichtiger Ruhepol. 24 Gegentore in der Ära Ismaël sprechen Bände.

Es war wohl der bislang cleverste Schachzug von Ismaëls Nachfolger René Weiler, bei seiner Premiere gegen Ingolstadt den zuvor nur als Einwechselspieler und in der Reserve zum Zuge gekommenen Rückkehrer Hovland nebst Jürgen Mössmer ins Abwehrzentrum zu beordern. Seitdem hat sich die Defensive deutlich stabilisiert und in sechs Partien nur noch vier Gegentreffer (darunter ein unglückliches Eigentor von Mössmer) zugelassen. Hovland selbst mag seinen Anteil am Aufwärtstrend nicht überbewerten, „die ganze Mannschaft spielt inzwischen ja besser zusammen, und die Siege haben uns auch Selbstvertrauen gegeben“.

Doch ist es schon imponierend, mit welcher Ruhe und Gelassenheit der 1,91 Meter große Hüne brenzlige Situationen bereinigt oder dank seines exzellenten Stellungsspiels und guter Antizipation gar nicht erst entstehen lässt. Zudem zeichnen ihn ein gepflegter Spielaufbau und konsequentes, aber meist faires Zweikampfverhalten aus. Die ihm zugedachte Führungsrolle nimmt Hovland immer besser an, der abseits des Platzes eher schweigsame Nordmann scheut sich längst nicht mehr vor lautstarken Kommandos. „Als Fußballer“, weiß Hovland, „muss man manchmal eben zwei verschiedene Personen sein.“

"Wollte etwas Neues ausprobieren"

Mit dem traditionsreichen Molde Fotballklubb war der Abwehrmann in der Qualifikation zur Champions League sowie in der Europa League am Ball, er wurde unter Trainer Ole Gunnar Solskjaer 2012 Meister und 2013 Pokalsieger und bestritt bis zu seiner Verletzung vier A-Länderspiele, weitere dürften bald folgen. Dennoch bedeutete der Wechsel in die zweite Bundesliga für ihn keinen Rückschritt. „Ich hatte in Norwegen schon viel erlebt und wollte einfach etwas Neues ausprobieren“, erzählt Hovland. Viele deutsche Zweitligisten schätzt er eh stärker ein als so manchen Vertreter der erstklassigen Tippeligaen. „Es war für mich der richtige Schritt“, ist Hovland überzeugt, auch wenn er manchmal das Meer und die Berge vermisst und seine Hobbys Fischen und Jagen bis zum nächsten Heimaturlaub warten müssen.

„Aber das macht nichts. Nürnberg ist eine schöne, ruhige Stadt, ich fühle mich sehr wohl hier“, sagt Hovland, der in Franken auch Freundin Hanna an seiner Seite weiß. Und vielleicht kann der sympathische Import aus dem Land der Fjells und Fjorde beim Club ja sogar in die Fußstapfen erfolgreicher Landsleute wie Anders Giske, Jörn Andersen oder Tommy Svindal Larsen treten. Als schrille Paradiesvögel sind sie alle kaum erinnerlich.

Weilers Wiedersehen mit Ex-Verein FC Aarau

Am Samstag bestreitet der Club sein zweites Testspiel in Belek. Um 15 Uhr geht es gegen den Schweizer Erstligisten FC Aarau. Für Trainer Weiler ist das Wiedersehen mit seinem Ex-Verein „ein Spiel wie jedes andere“.

3 Kommentare