Ex-FCN-Aufsichtsrat Zeck feiert Islands Schrei-Reporter

27.6.2016, 06:00 Uhr
Mathias Zeck ist Fan von Islands Kult-Reporter Gudmundur Benediktsson.

© Sportfoto Zink / DaMa Mathias Zeck ist Fan von Islands Kult-Reporter Gudmundur Benediktsson.

Es ist der Multi-Millionen-Renner in allen sozialen Netzwerken - und schon jetzt der Soundtrack einer ansonsten noch wenig begeisternden EM. Im großen Stade de France läuft die letzte Minute der Nachspielzeit, als das kleine Island im Gruppenfinale gegen Österreich seine Fußball-Fabel fortschreibt - und ein Reporter durchdreht.

Es ist der 22. Juni 2016. In Deutschland ist es 19.50 Uhr, in Island die Uhrzeit gerade völlig egal. Arnor Ingvi Traustaston trifft nach einem Traumkonter, der EM-Neuling gewinnt erstmals beim Kontinentalturnier. Und Gudmundur Benediktsson - früher einmal selbst Nationalspieler - ist viel zu sehr in der Situation und viel zu sehr Isländer, als dass ihn das kalt lassen könnte. Der Fernsehmann quiescht, ist von Sinnen. Am Ende wird er nur noch röcheln.

"Ich kann das absolut nachvollziehen", sagt Mathias Zeck. Der ehemalige Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg weiß, wie sich eine Stimmbandzerrung anfühlt. Und – was fast noch wichtiger ist -, warum man sie sich als Reporter zuziehen kann. "Das war etwas Einmaliges, so wie das 2007/08 für den Club im Europacup auch etwas Einmaliges war. Wie gegen Alkmaar, als auch ich meine Stimme verloren habe." Damals, an einem wunderschönen Dezemberabend, als der FCN auf einmal aufbegehrte und zweimal flott über rechts nach vorne drang.

Magic Mintal verwandelte ein 0:1 in ein 2:1 und das Nürnberger Stadion in eine Dezibel-Hölle - einen Ort, an dem sich die Liebe zum Spiel und die Liebe zum Club in einem Moment komprimierte. Zeck gehörte auch zu denen, die lauthals schrien. Zu denen, die ihr inneres Glücksgefühl nach außen kehrten.

Hier der Mitschnitt:

So wie auch knapp zwei Jahre später in Wolfsburg. Als der FCN dank Dennis Diekmeier, der Ashkan Dejagah von seinem Rücken schüttelte, und Endverwerter Peer Kluge wie Island siegte - in der Nachspielzeit, nach einem ebenfalls herrlichen Konter.

"Ich gebe gerne zu, dass mich das an meine schöne Zeit mit dem Club in der Pokalsieger- und Europapokal-Saison erinnern hat und ich deswegen darüber schmunzeln musste", gesteht Zeck also freimütig ein. Der Mann, der zwischen 1998 bis 2012 im Funkhaus Nürnberg als Sportchef arbeitete und Club-Schattierungen von dunkelschwarz bis hellhellweiß sendete, steht auf Benediktsson."Der Typ ist geil. Das ist etwas, was in Deutschland fehlt als Reporter. Einer, der seinen Emotionen freien Lauf lässt und ausrastet. Oberlehrer und Besserwisser, die einem erklären, dass der Ball rund ist und man ihn von rechts nach links spielt, haben wir doch genug."

"Das war super"

Er fände es "schade", wenn der Kollege "nun als Kasper bezeichnet werden würde". Die Meinung des 48-Jährigen ist eine andere: "Das war super. Ich würde mir wünschen, dass es mehr so Bekloppte gibt". Gudmundur Benediktsson kann sich jetzt übrigens ganz auf den Reporter-Wahnsinn konzentrieren, seinen Job als Assistenztrainer von KR Reykjavik ist er nach einer Negativserie zwischenzeitlich los. England sollte gewarnt sein.

Schrei, wenn Du glücklich bist! Noch mehr Bock auf Benediktsson? Hier die Übersetzung zum Coup gegen Österreich: "Und Theódór Elmar - er ist ganz alleine. Drei gegen zwei. Emmi, ab in den Kasten! Ab in den Kasten! Emmi. Ja! Ja!Ja! Ja! Ja! Wir gewinnen das hier! Wir sind unter den letzten 16. Wir sind unter den letzten 16. Wir haben gegen Österreich gewonnen! Meine Stimme ist weg, aber das ist egal. Wir sind durch. Arnor Ingvi Traustason hat getroffen. Island 2, Österreich 1. Wer hätte das gedacht! Wer hätte das gedacht! Der Schlusspfiff ist da! Ich hab mich noch nie, nie so gut gefühlt. Arnor Ingvi Traustason sichert Island den ersten Sieg bei der EM. Wir haben kein Mal verloren, vergesst das nicht, wir haben kein Mal verloren, aber der erste Sieg ist da. Island 2, Österreich 1. Danke, dass ihr gekommen seid, Österreich. Danke fürs Kommen."

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