Ex-Weltmeister kämpft fürs Snooker-Turnier in Fürth

28.8.2018, 16:00 Uhr
Ex-Weltmeister kämpft fürs Snooker-Turnier in Fürth

© Andreas Goldmann

Mister Murphy, haben Sie, bevor Sie 2007 das erste Mal hier waren, schon einmal etwas über Fürth gehört?

Shaun Murphy: Nein, nicht wirklich. Wir reisen viel mit dem Snooker um die Welt und kommen immer wieder an Orte, von denen wir noch nie etwas gehört haben. Aber nach Fürth kommen wir immer wieder gerne. Dieses Turnier hat eine ganz besondere Atmosphäre.

 

Was macht diese Atmosphäre aus?

Murphy: Wir spielen hier im Andenken an Paul Hunter. Er war für viele Spieler ein großartiger Freund und es ist eine schöne Sache, dass dieses Turnier sein Andenken bewahrt.

 

Was machte ihn so besonders, dass dieses Turnier nach ihm benannt wurde?

Murphy: Er und Matthew Stevens waren die ersten Spieler, die nach Deutschland gekommen sind und Snooker hier bekannt gemacht haben. Heute haben wir das German Masters in Berlin mit einer Menge an Zuschauern im Tempodrom. Das haben wir auch Paul Hunter zu verdanken. Angefangen hat es aber hier in Fürth.

 

Was verbinden Sie mit Ihren ersten Auftritten beim PHC?

Murphy: Eine Menge Spaß. Da war das Turnier ja noch kein Weltranglistenturnier. Wir sind damals alle hierher gekommen, um einfach Spaß zu haben und Paul zu würdigen. Es ist jedes Jahr wie ein Familientreffen. Pauls Familie ist jedes Jahr hier. Der Höhepunkt ist am Samstag, wenn wir Spieler gemeinsam Party machen. Da kommen wir zusammen, um an einen guten Freund zu denken, Geschichten über ihn zu erzählen, eine tolle Zeit zu haben. Auch wenn der eine oder andere ein oder zwei Bier zuviel trinkt und am nächsten Tag einen schweren Kopf hat.

 

Sie kommen also gerne zum PHC?

Murphy: Absolut! Die meisten Turniere sind sehr ernste Angelegenheiten. Ich meine, hier will auch jeder gewinnen, aber hier macht es eben die Atmosphäre aus. Fürth ist von Großbritannien aus nicht leicht zu erreichen, aber wir Spieler nehmen diese Mühen immer gerne auf uns.

 

Was hat sich verändert, seit Sie das erste Mal da waren?

Murphy: Einiges. Wir haben früher in Gruppen gespielt. Damit war sichergestellt, dass die Zuschauer alle Top-Spieler sehen konnten. Jetzt ist es ein Weltranglistenturnier und etwas ernster. Früher war es nur Spaß, jetzt halten sich Spaß und Ernsthaftigkeit die Waage.

 

Jedes Jahr ist es fraglich, ob das Turnier auch im nächsten Jahr wieder stattfinden wird. Würden Sie ein Aus bedauern?

Murphy: Das Preisgeld, das es hier gibt, ist sehr gering. Das Problem ist, wie der Verband die Rangliste berechnet, die errechnet sich nämlich aus den Preisgeldern. Hier in Fürth gibt es am wenigsten zu verdienen. Wirtschaftlich gedacht: Wenn man als Spieler mal ein freies Wochenende haben möchte, um bei der Familie zu sein, dann wird man dieses Wochenende nehmen. Wenn der Verband nicht bereit ist, mehr Geld in das PHC zu stecken, wird das Turnier sterben – und das wäre sehr schade.

Mehr Geld ist also die einzige Chance für das PHC?

Murphy: Nein, nicht ganz. Wir Spieler haben vorgeschlagen, das System zu ändern, die Weltrangliste unabhängig von den Preisgeldern zu machen und nach Punkten zu berechnen. Für jedes Turnier gibt es dann eine gewisse Anzahl von Punkten. So könnte man – ohne Mehrkosten – das PHC gleichwertig zu den Welsh Open machen. Natürlich braucht es auch die Preisgelder, davon leben wir Profis schließlich, aber es will auch jeder so hoch wie möglich in der Weltrangliste stehen.

 

Das heißt, die Spieler kämpfen für kleinere Turniere?

Murphy: Nein, das heißt, wir Spieler kämpfen um das Paul Hunter Classic hier in Fürth.

 

Das Preisgeld ist also nicht Ihre Motivation, jedes Jahr nach Fürth zu kommen?

Murphy: Nein, hier nicht. Hier sind 128 Spieler am Start und am Ende gewinnt nur einer diese 20.000 Pfund. Für mich macht es wirklich die Atmosphäre aus, die Freundschaften, die selben Menschen zu treffen. Das PHC ist wie ein Familienunternehmen, von der Bar über das Catering bis zum Ticketing. Das ist einzigartig. Auch der direkte Kontakt zu den Zuschauern. Wo, in welcher Sportart gibt es das, dass sich Zuschauer und Spieler während einer Veranstaltung vermischen? Das gibt es weder beim Fußball noch beim Golf oder Tennis – das gibt es nur beim Snooker und ganz besonders hier in Fürth. Hier kauft man sich nur eine Karte und kommt in die Spieler-Lounge. Man trifft die Spieler, holt sich Autogramme, unterhält sich, stellt Fragen oder macht Fotos. Ich finde das klasse.

 

Was denken Sie über die Snooker-Szene in Deutschland?

Murphy: Die ist ziemlich gut. Alles was fehlt, ist ein eigener großer Star wie Boris Becker das im Tennis war. Lasse Münstermann war der Erste, der es versucht hat, Lukas Kleckers entwickelt sich gerade sehr stark. Es braucht nur einen jungen Spieler, der den Durchbruch schafft, dann geht das Snooker in Deutschland auf eine neue Stufe. So wie Luca Brecel das in Belgien geschafft hat. Snooker ist hierzulande sehr populär, die Entwicklung muss nur so weitergehen.

 

Mit welchen Nachteilen haben die Deutschen zu kämpfen?

Murphy: Ich glaube, das liegt vielleicht daran, dass es in England in jeder Stadt eine Snookerhalle gibt. Gibt es hier in Fürth einen Snookerclub? Ja, einen. Gibt es in Nürnberg einen? Oder in der nächsten Stadt? Wahrscheinlich nicht. In England gibt es in jedem Ort irgendwo einen Snookertisch, also spielen die Leute Snooker. Ich denke, das ist hier nicht der Fall.

 

Wenn das PHC in Zukunft nur noch ein Einladungsturnier ist, werden Sie trotzdem kommen?

Murphy: Ja, ich denke schon. Es kommt natürlich darauf an, wann das stattfinden würde und dass es nicht mit einem anderen Turnier zusammenfällt. Dieses Wochenende in Fürth ist ein ganz besonderes für mich und wenn ich Zeit habe, werde ich immer hier sein.

 

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