F1-Chaos in Baku: Hamilton siegt, Vettel nur Vierter

29.4.2018, 16:38 Uhr
Durch den Sieg in Aserbaidschan übernahm Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton wieder die Führung in der Fahrerwertung.

© Luca Bruno/AP/dpa Durch den Sieg in Aserbaidschan übernahm Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton wieder die Führung in der Fahrerwertung.

Im Chaos von Baku hat Sebastian Vettel zu viel riskiert und seine WM-Führung an Formel-1-Titelverteidiger Lewis Hamilton verloren. Der britische Mercedes-Pilot profitierte im Crash-Spektakel von Aserbaidschan am Sonntag von einem misslungenen Überhol-Manöver Vettels und einem Reifenplatzer seines Teamkollegen Valtteri Bottas auf den letzten Runden. Hamilton siegte nach zwei Safety-Car-Phasen vor Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen und dem Mexikaner Sergio Perez im Force India. Vettel, der lange führte und seinen 50. Karrieresieg fest im Visier hatte, musste sich mit Rang vier begnügen. "So ist es eben, manchmal ist es ein bisschen Lotterie", sagte der Ferrari-Star.

Auslöser des finalen Durcheinanders war eine heftige Kollision der beiden Red-Bull-Kampfhähne Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Vettel fiel durch die folgende Safety-Car-Phase zunächst auf Platz zwei hinter Bottas zurück und war dann beim Überholversuch gegen den Finnen zu übermütig. "Ich habe nichts Außerirdisches probiert, aber es hat halt nicht funktioniert", meinte der Hesse.

Hamilton sieht Ferrari noch immer vorne

So konnten Hamilton, Räikkönen und bald auch Perez vorbeiziehen. Als dann auch noch der Reifen von Bottas platzte, war der Weg zum 63. Grand-Prix-Erfolg für Hamilton frei. "Es fühlt sich seltsam an, hier oben zu stehen. Ich nehme es aber an, ich habe nicht aufgegeben und Druck gemacht", sagte der 33-Jährige.

In der Gesamtwertung liegt Hamilton nach dem ersten Mercedes-Sieg des Jahres nun zum Start der Europa-Saison, die in zwei Wochen in Barcelona beginnt, mit 70 Punkten vier Zähler vor Vettel. An eine Wende im Titelrennen aber glaubt Hamilton noch nicht. "Ferrari ist noch immer vorne", stellte er fest.

Der Rheinländer Nico Hülkenberg blieb in Baku ohne Punkte. Nach einem Fahrfehler krachte er mit seinem Renault in die Mauer.

Blech wie schon im Vorjahr

Nach dem Unfall-Krimi des Vorjahres, als Vettel sich einen Wut-Rempler gegen Hamilton erlaubt hatte und Ricciardo aus dem Chaos aus sensationeller Sieger hervorging, begann das Rennen auch diesmal mit einigen Blechschäden. Von der Pole Position kam Vettel bestens weg, doch für Teamkollege Räikkönen endete ein Zweikampf mit Esteban Ocon im Force India in einer Kollision. Für den Franzosen Ocon war das Rennen damit schon beendet, Räikkönen nutzte die folgende Safety-Car-Phase gleich zum Reifenwechsel.

Das Streckenpersonal in den Häuserschluchten von Baku hatte schon jetzt reichlich Arbeit, weil es auch im Hinterfeld mehrfach gekracht hatte und Kleinteile über den Asphalt verstreut waren. Fünf Runden lang blieb das Safety-Car auf der Strecke, dann durften die Piloten wieder voll aufs Gas. Vettel zog mit einer Serie schnellster Rennrunden davon.

Zwar drehte Hamilton nach und nach auf und kam wieder etwas näher, leistete sich dann jedoch in Runde 21 einen schweren Verbremser und verlor viel Zeit. Prompt besorgte sich der Brite neue Reifen für den Rest des Rennens. Als Dritter kam er zurück auf die Piste.

Wieder Ärger um Verstappen

Spitzenreiter Vettel indes fuhr bis dahin ein fehlerfreies Rennen und konnte auf die Reifenpflege achten. Da er auf seinen gebrauchten Pneus noch so schnell unterwegs war wie Rivale Hamilton auf seinen frischen, zögerte Ferrari den Boxenstopp heraus. Erst nach 30 Runden bog Vettel an die Garage ab. Der Heppenheimer wählte wie Hamilton die härteste Reifenmischung und damit die konservative Taktik. Das sollte sich als Fehler erweisen.

Wenig später eskalierte nämlich das knallharte Duell der beiden Red-Bull-Fahrer. Ricciardo rauschte ins Heck des Niederländers Verstappen. "So etwas darf nicht passieren. Beide müssen so viel Hirn haben", schimpfte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko und kündigte Konsequenzen an. Weil Trümmerteile die Strecke übersäten, kam erneut das Safety-Car.

Sekunden, die entscheiden

Davon profitierte der zu diesem Zeitpunkt führende Bottas. Weil das Feld eingebremst war, verlor der Finne bei seinem noch ausstehenden Boxenstopp wenig Zeit und blieb vor dem verdutzten Vettel.

Ferrari reagierte, holte auch Vettel an die Box und ließ dem Deutschen die schnellsten Gummiwalzen aufziehen. Doch die Taktik ging nicht auf, weil der 30-Jährige zu forsch den Angriff auf Bottas fuhr, neben die Strecke geriet und am Ende sogar noch das Podium verpasste. "Es sind am Ende eine oder zwei Sekunden, die das Rennen entscheiden. Ist halt so", sagte Vettel lapidar.

Verwandte Themen


Keine Kommentare