Falcons-Center Maier: Der doppelte Student

6.9.2017, 12:49 Uhr
"Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen": Gegen Ehingen ist das Jonathan Maier und den Falcons am Sonntag bereits gelungen.

© Sportfoto Zink / DaMa "Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen": Gegen Ehingen ist das Jonathan Maier und den Falcons am Sonntag bereits gelungen.

Es ist zwar nur ein Versprecher, aber er passt natürlich ganz gut ins Bild dieses jungen Mannes, der nicht nur nach Nürnberg gekommen ist, um sich als Sportler weiterzuentwickeln. "Ich glaube Ralph Junge ist sehr kulant mit seinen Studenten", sagt Jonathan Maier und meint natürlich: mit seinen Spielern.

Der Cheftrainer, Sportdirektor, Geschäftsführer der Falcons trägt zwar den Beinamen "Wurfdoktor", Dozent an der Universität Erlangen-Nürnberg ist er allerdings nicht – das würde selbst Junge überfordern, der auch im zweiten Jahr nach dem Neuanfang des Nürnberger Basketballclubs neben dem sportlichen auch den wirtschaftlichen Betrieb der Profiabteilung aufrecht erhalten muss.

Eine Alternative auf der Fünf

In seiner Funktion als Cheftrainer hat Junge in der vergangenen Saison festgestellt, dass Moritz Sanders als alleiniger Center zuweilen ein wenig überfordert war. Und es dem Cheftrainer schnell an Alternativen mangelte, wenn sich der einzige Big Man mit deutschem Pass mal krank meldete oder frühzeitig auf der Anzeigetafel zu viele rote Lämpchen hinter seiner Rückennummer leuchteten. Also hat der Cheftrainer Junge den Sportdirektor Junge darum gebeten, sich im Sommer nach einem kräftigen, großen Basketballer mit deutschem Pass umzuschauen, der den Falcons dabei helfen kann, in der kommenden Spielzeit nicht wieder das schwächste Rebound-Team der zweiten Liga zu sein.

Gefunden hat der Sportdirektor Jonathan Maier, der mit 2,10 Meter und 120 Kilogramm das Anforderungsprofil zumindest in der Theorie schon recht gut erfüllt. Der Cheftrainer wiederum ist sich relativ sicher, dass Maier es auch in der Praxis erfüllen kann. "Vielseitiger" ist man durch die Verpflichtung geworden, glaubt Junge, weil Sanders nun auch mal als Power Forward auflaufen und seine Qualitäten als guter Werfer besser ausspielen kann, und natürlich "physischer unter dem Korb".

Hoffnung auf den Neustart

Der Neuzugang aus dem Schwarzwald beschreibt sein Aufgabengebiet selbst recht bescheiden. "Ein bisschen rebounden, ein bisschen scoren" will er, wobei man ihm durchaus zutrauen darf, auch mal der entscheidende Mann auf dem Feld zu sein. Zwar ist auch Maier erst 24 Jahre alt, trotzdem hat er bereits einigermaßen "erschrocken" festgestellt, dass er zu den erfahrensten Spielern im aktuellen Aufgebot zählt. Ausgebildet wurde er in Ludwigsburg, wo er genauso wie in Ulm und Weißenfels bereits Bundesliga-Minuten sammeln durfte, zuletzt war der ehemalige A2-Nationalspieler bei den Kirchheim Knights in der Pro A angestellt.

Mit seiner Rolle konnte er dort am Ende aber nicht mehr zufrieden sein, also schloss er sich einem Verein und einem Trainer an, der in den vergangenen Jahren bewiesen hat, dass er Karrieren, die ein wenig ins Stocken geraten sind, wieder ins Rollen bringen kann. "Ralph hat einen klaren Plan", sagt Maier, "er erwartet, dass ich mehr aktiv ins Spielgeschehen eingreife, dass ich mehr Verantwortung übernehme."

Hoffnung auf Impulse

Zusammen mit Sanders und Dan Oppland soll er die großen Jungs des Gegners stoppen und Platz für die kleineren Kollegen schaffen. Ein Ziel für die Saison, die in drei Wochen beginnt, mag er aber noch nicht formulieren. "Das ist schwer einzuschätzen", sagt Maier. "Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen, aber zunächst einmal nehmen wir, was wir kriegen können." Und: "Ich hoffe einfach, dass ich zur richtigen Zeit die richtigen Impulse setzen kann."

Die will er in Nürnberg nicht nur in der Halle am Berliner Platz setzen, sondern im besten Fall auch an der Uni. Jonathan Maier hat sich im kommenden Semester für "International Business" eingeschrieben, dass er hier nicht nur Basketball spielen, sondern auch studieren kann, war für ihn ein Grund, sich für die Falcons zu entscheiden. Ob sich Basketball-Profi sein und Vorlesungen besuchen tatsächlich vereinbaren lässt, bleibt allerdings noch abzuwarten. Maier glaubt jedenfalls, dass sein Trainer Verständnis für die Doppelbelastung hat und hofft, dass er "ein ernsthafter Student" sein kann. Ein ernsthafter Student des Basketballs. Und der Betriebswirtschaft.

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