Fans zweifeln am EM-Titel von Jogis Jungs

31.8.2015, 19:18 Uhr
Joachim Löw lässt an Mario Götze keine Zweifel aufkommen.

© dpa Joachim Löw lässt an Mario Götze keine Zweifel aufkommen.

Joachim Löw wartete nicht einmal die ersten Trainingseindrücke ab, bevor er der skeptisch gewordenen deutschen Fußballnation ein Versprechen gab. "Wir werden eine Mannschaft auf dem Platz haben, die Polen schlägt", verkündete der Bundestrainer mit dem Selbstverständnis des Weltmeisters schon vor der Zusammenkunft der Nationalmannschaft am Montagnachmittag in Frankfurt am Main.

Das Vertrauen der Deutschen in ihre Weltmeister hat angesichts der bislang schleppend verlaufenen EM-Qualifikation spürbar gelitten: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zum Start in den Quali-Endspurt glauben nur 13 Prozent der Befragten an den EM-Titel.

Für Löw stehen "zwei Spiele der Wahrheit" bevor

Löw sprach am Montag im "Kicker" deutlich von "zwei Spielen der Wahrheit". Deutschland geht mit 13 Punkten lediglich als Gruppenzweiter in die vorentscheidenden Partien am Freitag in Frankfurt gegen Tabellenführer Polen (14) sowie drei Tage später in Glasgow gegen Verfolger Schottland (11).

Löw ist nicht bange, er glaubt weiter fest an Platz eins und das direkte Ticket zum EM-Turnier nach Frankreich. "Ich kenne viele Spieler meiner Mannschaft schon jahrelang. Ich weiß: Wenn es auf Spiele wie gegen Polen zugeht, sind sie bis in die Haarspitzen motiviert", sagte Löw der "Süddeutschen Zeitung".

Löw weiß, dass wieder mehr kommen muss als im Jahr nach dem WM-Triumph in Brasilien, in dem sein Team "nicht weltmeisterlich gespielt" habe. Von zehn Länderspielen wurden nur fünf gewonnen, das 0:2 im Hinspiel gegen Polen mit Bayern-Torjäger Robert Lewandowski war eine von drei Niederlagen. Die durchwachsenen Auftritte haben in Deutschland die Euphorie rund um die Champions abgekühlt. 20 Prozent der Bundesbürger beantworteten die Frage nach dem EM-Titelgewinn mit "nein", 54 Prozent der 2005 Befragten immerhin noch mit "vielleicht".

Topmöglichkeiten: Schweinsteiger, Kroos und Gündogan

Löw setzt auf bewährte Führungskräfte wie Schweinsteiger. Mit seinem verletzungsanfälligen Kapitän will der DFB-Coach besonders sorgsam umgehen: "Ich brauche ihn nicht in jedem Testspiel, aber ich bin sicher: Wenn es darauf ankommt, ist er immer noch ein Weltklassespieler." Mit Toni Kroos, Schweinsteiger und dem wieder erstarkten Ilkay Gündogan hat Löw gegen Polen Topmöglichkeiten.

Auch Lukas Podolski ist für Löw weiterhin kein Auslaufmodell. Bei Galatasaray Istanbul sammelt er wieder Spielpraxis. Der 125-malige Nationalspieler steht - wie andere auch - unter Beobachtung. Zum jetzigen Zeitpunkt brauche er "keine endgültigen Entscheidungen" zu treffen, betonte der Bundestrainer. An Mario Götze lässt er ungeachtet der Situation beim FC Bayern keine Zweifel aufkommen. "Mario ist sehr wichtig für uns. Ich vertraue ihm zu 100 Prozent."

Ein anderes großes Talent muss sich die Gunst des Bundestrainers erst wieder erarbeiten. Weltmeister Julian Draxler nominierte Löw nicht, stattdessen gab es eine deutliche Ansage: "Meine Erwartung ist, dass er in diesem Jahr seine Klasse und sein Können ausspielt, und zwar konstant", sagte Löw zum Start in eine wegweisende Länderspielwoche.

Keine Kommentare