FCN-Flaute! Der Club sucht seine Durchschlagskraft

6.3.2018, 10:56 Uhr
FCN-Flaute! Der Club sucht seine Durchschlagskraft

© Sportfoto Zink / MeZi

Noch in der Pressekonferenz vor dem Derby hatte Michael Köllner die Offensivqualitäten des 1. FC Nürnberg gerühmt und zur Beweisführung eine nette Statistik herangezogen: Demnach brauche seine Mannschaft im Schnitt nur sieben Torschüsse, um zu treffen. "Wenn man uns einmal hinlässt", tönte der Trainer, "dann rappelt es." Gegen Fürth (das statistisch doppelt so viele Schüsse benötige, diese These bei seinem 2:0-Sieg aber eindrucksvoll widerlegte) rappelte dann leider gar nichts - trotz offiziell gezählter 19 Torschüsse, an die sich aber selbst Köllner später nicht so recht erinnern konnte.

Selbst Chancen sind nun Mangelware 

Dass die einstige "Tormaschine der Liga" ins Stocken geraten ist, hatte sich freilich schon länger angedeutet. In den letzten vier Partien erzielte der Club nur zwei Tore aus dem Spiel heraus, bei den Nullnulls in Hamburg und Bochum war Köllners Elf eher durch defensive Stabilität aufgefallen. Nachdenklich stimmt, dass kaum noch echte Chancen kreiert werden.

Dabei schien es zunächst, als könne man den Verlust von Goalgetter Mikael Ishak (Innenbandriss) problemlos kompensieren - weil vor allem Mittelfeldspieler wie Hanno Behrens oder Kevin Möhwald in die Bresche sprangen. Inzwischen aber wird deutlich, dass der robuste Schwede nicht nur als Vollstrecker fehlt, sondern auch als Stürmertyp, der vorne seinen Körper einsetzt, unermüdlich Löcher reißt, Bälle festmacht.

"Es war klar, dass sich sein Ausfall bemerkbar macht", betont Köllner. Keine Mannschaft dieser Welt könne so einfach ihren Toptorjäger ersetzen, "das hat selbst der FC Bayern mit Lewandowski erfahren müssen". In der Winterpause hatte das noch etwas anders geklungen. Man dürfe sein System nie von einem einzelnen Spieler abhängig machen, mahnte Köllner damals und verwies darauf, dass der Kader auch nach dem Verkauf von Cedric Teuchert genügend Alternativen böte.

Ein Leichtgewicht und "kaltes Wasser" 

Gegen Fürth probierte es der Trainer mit der Doppelspitze Federico Palacios und Adam Zrelak sowie einem Zehner (Möhwald) dahinter - mit überschaubarem Erfolg. Winterzugang Palacios hat sich zwar überraschend schnell akklimatisiert und auch schon vier Tore vorbereitet, ist aber eher ein quirliges Leichtgewicht, das sich gerade gegen kompakte Defensivreihen schwertut. Und auch Zrelak konnte sich bei seinem ersten Startelfeinsatz seit dem 20. August 2017 kaum in Szene setzen, weil nach mehreren Verletzungspausen noch der Rhythmus fehlt. "Es war ja nicht geplant, ihn so ins kalte Wasser werfen zu müssen", räumt Köllner ein.

Schneller weiterhelfen sollte eigentlich Marvin Stefaniak, der im Januar aus Wolfsburg gekommene Leihspieler wirkte nach seiner Einwechslung aber noch immer wie ein Fremdkörper. Köllner spricht von einem "normalen Prozess", deutete aber an, dass Stefaniak vor allem taktisch noch fremdelt: "Wir müssen den Spieler integrieren, er muss aber auch unser Spiel annehmen wollen."

Allein am Angriff mag Köllner die aktuelle Flaute jedoch nicht festmachen. "Wir müssen als Mannschaft wieder torhungriger werden und die letzte Gier in Richtung Box entwickeln", mahnt der Coach, momentan fehle "der letzte Punch". Zudem gelte es, "die Stürmer besser in Position zu bringen und im Umschaltspiel bessere Lösungen zu finden". Anfang April wird, wenn alles nach Plan läuft, dann ja auch Ishak zurückerwartet. Bis dahin sollte es der Tabellenzweite aber lieber schon wieder ein paarmal "rappeln" lassen. 

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