Gescheiterter FCN: Das kommt auf den Club nun zu

25.5.2016, 16:30 Uhr
Werden im Sommer einige Personalentscheidungen zu besprechen haben: René Weiler und Andreas Bornemann.

© Sportfoto Zink / DaMa Werden im Sommer einige Personalentscheidungen zu besprechen haben: René Weiler und Andreas Bornemann.

Nach einer kurzen Nacht begann der Urlaub, in Erlenstegen packte Familie Schäfer die Koffer. Mit seiner Frau und den drei Mädchen machte sich Raphael Schäfer auf in den Süden, ob es schon eine Reise in die Fußball-Rente ist, weiß man noch nicht. Für den Fußball-Profi, 37 Jahre alt, könnte das Relegationsspiel gegen Eintracht Frankfurt das letzte einer langen Karriere gewesen sein, in fünf Wochen endet sein Vertrag mit dem 1. FC Nürnberg.

Ob man einen neuen abschließt, wird nach dem Urlaub besprochen, "völlig relaxt", sagt Schäfer, werde man das angehen, am Geld würde es vermutlich nicht scheitern. Dass es nicht der beste Vertrag seines Lebens würde, weiß Schäfer natürlich. Geld hat der 1. FC Nürnberg nicht mehr und bekommt auch keines.

Die 2. Bundesliga als Nischenprogramm

14 Millionen Euro Mehreinnahmen aus den Fernsehgeldern für die Liga wären es im Aufstiegsfall gewesen, aber das ist nur die Zahl, die man konkret beziffern kann. Die erste Liga ist eine ganz andere Bühne als die zweite, die Anziehungskraft auf Sponsoren und strategische Partner lässt im Unterhaus des deutschen Fußballs stark nach; die zweite Liga ist ein Nischenprogramm von vorwiegend regionaler Bedeutung – arm, aber leider wenig sexy. Und die Schere geht weiter auseinander, wie stark wer künftig von den TV-Millionen profitieren soll, wird gerade wieder diskutiert.

Seit dem Abstieg 2014 und dem klar verpassten Wiederaufstieg wirtschaftet der 1. FC Nürnberg permanent ins Minus, weil die Kosten des Betriebs fast erstklassig blieben – bei zweitklassigen Einnahmen, 2014/15 schloss man nach fünf Jahren erstmals wieder ein Spieljahr mit Verlust ab. Es waren 2,3 Millionen, denselben Verlust erwartet Finanzvorstand Michael Meeske für die jetzt beendete Saison, der nicht durch Vereinsvermögen gedeckte Fehlbetrag dürfte dann bei etwa sechs Millionen Euro liegen.

Völlig relaxt dürften alle weiteren Planungen deshalb eher kaum verlaufen, seit Montagabend ist immerhin klar, um welche Liga es geht. Bis zum Schlusspfiff gegen Eintracht Frankfurt war man zweigleisig aktiv, jetzt fällt die weitaus angenehmere Variante weg. Dass besonders die Personalkosten drücken, ist bekannt, aber viele der für Zweitliga-Verhältnisse gut dotierten Verträge laufen erst in einem Jahr aus. Auf der Einnahmen-Seite haben die Transfers von Niklas Stark (zu Hertha BSC) und Alessandro Schöpf (zu Schalke 04) für Entlastung bei allerdings beträchtlichem sportlichen Substanzverlust gesorgt; dass es nicht die letzten Einschnitte waren, dürfte sicher sein – Angebote gab es aber bisher nur für Patrick Erras, den allerdings ein Kreuzbandriss zu einer langen Pause zwingt.

Das Schaufenster Relegation hat derweil den Marktwert des aktuellen Personals nicht erhöht, Nürnbergs Begabungen – Status: Talente – führten neben Stärken auffällige Schwächen vor; auch Niclas Füllkrug, der beste Torschütze der Saison, sah nicht wie ein Stürmer aus, der in der Bundesliga Angst und Schrecken verbreiten könnte.

Klausel im Vertrag: Will Werder Bremen Füllkrug?

Bleibt er, oder geht er zurück nach Bremen? Niclas Füllkrug.

Bleibt er, oder geht er zurück nach Bremen? Niclas Füllkrug. © Sportfoto Zink / WoZi

Für Füllkrug müsste sein Ex-Verein Werder Bremen 1,8 Millionen Euro überweisen, so steht es im Vertrag. Die Option gilt gemäß der Kreiszeitung jedoch nur noch bis Ende des Monats. "Wenn wir ihn zurückholen, dann nur, weil wir denken, dass er uns sportlich weiterhilft. Alles andere ist der falsche Weg", zitiert die Kreiszeitung Klaus Filbry, Bremens Vorsitzenden der Geschäftsführung. Ein Kauf, um Füllkrug dann zu verleihen oder später auf einen noch höheren Weiterkauf zu hoffen, käme nicht in Frage. Man sei "mit Niclas und seinem Berater noch im Dialog", gab Filbry zu.

Bisher, sagt Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann, gebe es aus Bremen keine Signale – ebenso wenig aus Freiburg, wohin Sebastian Kerk zurückkehren könnte. Für einen umgekehrten Wechsel – einen nach Nürnberg – gibt es ob der wirtschaftlichen Situation nicht viele gute Argumente.

"Dass wir kreativ werden müssen, dass es für die Substanz und die Wirtschaftskraft des Vereins und insgesamt ein Segen gewesen wäre, den Sprung nach oben zu schaffen, ist überhaupt keine Frage", sagt Bornemann. Den Trainer scheint das nicht abzuschrecken. "Ich kenne fast nur komplizierte Situationen", sagte René Weiler in der Nacht des beendeten Traums, "es gibt immer Lösungen." Und weiter: "Vor Prozessen und Entwicklungen fürchte ich mich nicht." Ansonsten verspürte er: "Sehnsucht nach Erholung"; dass er nach dem Urlaub seine Mission beim Club fortsetzt, darf immerhin als ziemlich wahrscheinlich gelten.

65 Kommentare