FCN: In sieben Spielen vom Aufstiegs- zum Abstiegskandidaten

20.4.2015, 06:00 Uhr
"Das passt zu dieser Zeit, die wir da durchleben": Schäfer, Stark, Sylvestr, Bulthuis und Petrak (von links) nach dem Abpfiff am Millerntor.

© Foto: Zink/DaMa "Das passt zu dieser Zeit, die wir da durchleben": Schäfer, Stark, Sylvestr, Bulthuis und Petrak (von links) nach dem Abpfiff am Millerntor.

Ewald Lienen, wegen seiner Schreibattacken auch "Zettel-Ewald" genannt, entgeht nicht viel, er hat seine Augen praktisch überall. Deshalb kann er hinterher auch so detailliert darüber reden. Am Freitagabend hätte der St.-Pauli-Trainer zur korrekten Einordnung der 90 Minuten einfach die Statistik vorlesen können. Tore 1:0 (Lasse Sobiech, 90.), Torschüsse 7:18, Ecken 2:8, auf die Kategorie "Ballbesitz in Prozent" verzichteten die Datensammler, es wäre ein 25:75 oder 20:80 geworden.

Die Überlegenheit der Gäste ließ sich nur schwer in Zahlen packen, verlor aber schon mit dem Schlusspfiff ihre Relevanz. Und auch auf die Gefahr hin, dass es verrückt klingen mag: Die Verlierer hatten fast alles richtig gemacht am Millerntor. Aber eben nur fast.

Beim intensiven Studium der Nürnberger ist auch Ewald Lienen aufgefallen, "dass sie in den letzten Wochen ausnahmslos fast jedes Spiel hätten gewinnen müssen", genauer seit Anfang März. Stattdessen reiht sich weiter ein seltsames Resultat an das nächste, die Ergebniskrise dauert jetzt schon sieben Partien, das ist fast eine Viertelsaison. 1:1, 0:1, 1:2, 1:2, 1:2, 1:1, 0:1.

Praktisch chancenlos

"Überhaupt nicht dem jeweiligen Spielverlauf“ habe zuletzt die Aufwandsentschädigung entsprochen, meinte Ewald Lienen noch, was sich leicht daherreden lässt, wenn die eigene Elf praktisch chancenlos ist und in letzter Minute noch gewinnt. Zwei Meter daneben hätte sich René Weiler am liebsten die Ohren zugehalten, er kann die letztlich wertlosen Komplimente langsam nicht mehr hören. Gute Leistungen können nicht erbaulich sein, wenn hinterher ständig die anderen feiern.

Helfen können sie sich nur selbst, mit einem befreienden Sieg und möglichst vielen Toren. Wer sie schießen soll, ist die große Frage. Auch Peniel Mlapa brachte den Ball nicht über die Linie, sein Konkurrent Jakub Sylvestr schwächelt schon etwas länger. Fünf eigene Treffer in den vergangenen sieben Partien sind ein schlechter Witz, bei knapp 150 Versuchen, am Millerntor waren mal wieder Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller am nähesten dran. Die beiden Österreicher sind ob ihrer ständigen Fehlversuche aber ebenfalls der Verzweiflung nahe. Wie der ganze Club.

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