Felix Walchshöfer: Halbtot, aber glücklich auf Wolke sieben

22.7.2014, 10:28 Uhr
Felix Walchshöfer: Halbtot, aber glücklich auf Wolke sieben

© Salvatore Giurdanella

Am Montag ging es Felix Walchshöfer genau so wie den Tausenden anderen Triathleten und Triathletinnen, die am Sonntag die 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Laufen hinter sich gebracht hatten. Er fühlte sich körperlich halbtot, aber mental wie auf Wolke sieben. Wer den 34 Jahre alten Rother nur ein wenig kennt, der weiß, dass er ein sehr kommunikationsfreudiger Mensch ist. Aber am nach dem Triathlon sprudelte es aus ihm heraus, als müsste er die ganzen langen 14 Stunden da draußen in ein paar Minuten erzählen.

Er ist ja angekommen im Ziel, ein wenig später, als selbst erwartet, aber er ist angekommen nach 14 Stunden und vier Minuten. Zweimal hatte er zuvor schon den Challenge in Wanaka/Neuseeland absolviert. Der ist genauso lang, aber die Strecke deutlich schwerer, der Asphalt rauer und der Wind oft erbarmungslos. Trotzdem war er da zweimal schneller gewesen. Aber geschenkt. Walchshöfer hat am Sonntag genau den Tag erlebt, den er sich erträumt hat. „Es war einer der schönsten in meinem Leben“, sagt er – und das obwohl ihn Magenprobleme die Nahrungsaufnahme und das Trinken erschwerten, obwohl ihm ab Kilometer 21 des Marathonlaufs die Knie höllisch schmerzten und ihm auch in einigen Phasen die Motivation in die Hose rutschte. Alles geschenkt.

„Ich habe jetzt das erste Mal am eigenen Leib das erfahren, wovon seit Jahren Zigtausende unserer Sportler schwärmen. Die Freundlichkeit, die Herzlichkeit, die spontane Hilfsbereitschaft. Das kann ich jetzt gar nicht alles beschreiben, das muss ich erst mal sacken lassen“, berichtet er. All diese Geschichten, die schon hundert Mal erzählt sind, die sich seit 30 Jahren im Landkreis Roth immer wieder abspielen, die man ja zu kennen glaubt. „Wenn man es selbst erlebt, ist es noch viel schöner und beeindruckender“, weiß er jetzt.

Natürlich konnte er sich bei seinem Start nicht ganz von seinem Job als Renndirektor abkoppeln, den an diesem Tag seine Schwester Kathrin übernommen hatte. Als er an der Verpflegungsstelle in Eysölden hörte, dass das Wasser knapp zu werden drohte, weil sich die Sportler wegen der Hitze flaschenweise das kühle Nass über die Köpfe gossen, da griff er zum Mobiltelefon und bemühte sich bei seinen Wettkampfleitern um Hilfe. Ein paar Landwirte sprangen dann spontan ein, holten die leeren Tanks, füllten sie auf und brachten sie an die Verpflegungsstellen zurück.

 „Man sieht den Wettkampf natürlich mit zwei Augen. Ich weiß ja, was da an Aufwand und Logistik dahintersteckt“, sagt Walchshöfer. Dafür konnte er sich gleich selbst bedanken, sprach immer wieder Helfer ganz direkt an. „Na ja“, meint er, „auch das wird mich schon ein paar Minuten Zeit gekostet haben.“ Auch geschenkt.

Weil es für ihn eine „völlig abgefahrene Situation“ war, denkt er schon jetzt daran, diesen Selbstversuch zu wiederholen. „Vielleicht nicht gleich im nächsten Jahr, aber irgendwann bestimmt wieder“, sagt er. Dass ihm seine Mutter die Finisher-Medaille um den verschwitzten Kopf hängte, die Schwester, die selbst einen „knüppelharten Tag“ (der Bruder) hinter sich hatte, fast mehr weinte als er, das gehörte einfach zum emotionalen Finale im Ziel. Und seine Ansprache vor dem Feuerwerk ließ er sich nach einer Pause mit Dusche und medizinischer Hilfe auch nicht nehmen.

Danach war sein Tag gelaufen. „Ich konnte nicht mehr“, sagt er, „vor allem nicht mehr stehen.“ Schlafen indes auch nicht, dazu fuhr der Kopf zu sehr Achterbahn. Weil die Schmerzen wohl noch einige Tage anhalten werden, wäre es aus therapeutischen Gründen nicht schlecht, noch ein wenig auf Wolke sieben zu verweilen. Felix Walchshöfer wird sich bestimmt nicht so schnell vertreiben lassen.

Verwandte Themen


2 Kommentare