Flanke, Dursun, Tor! Kleeblatt-Stürmer köpft sich warm

10.1.2018, 05:51 Uhr
Flanke, Dursun, Tor! Kleeblatt-Stürmer köpft sich warm

© Sportfoto Zink / WoZi

Flanke Torres, Dursun per Kopf. Flanke Raum, Dursun mit dem Fuß. Flanke Torres, Dursun im Sprung mit der Hacke. So ging das den ganzen Dienstagvormittag. Der 26-jährige Kleeblatt-Stürmer traf aus allen Lagen, ging in jede Vorlage mit voller Konzentration und Wucht.

Nur der beschriebene Versuch mit der Hacke ging in die Binsen – es ist das alte Leid. Wenn sich Serdar Dursun zu gut fühlt, dann fängt er das Zaubern an. Das ist es, was seinen Ex-Trainer Janos Radoki auf die Palme brachte. Dursun hat diese öffentlich geäußerte Kritik immer wahrgenommen, aber nie kommentiert. Nur einmal, nach dessen Entlassung, sendete er ein Zeichen in die Richtung des Dauernörglers: Im ersten Spiel unter Damir Buric erledigte er Fortuna Düsseldorf im Alleingang. Zum 3:1-Sieg steuerte er zwei Treffer bei, ein Signal der Befreiung. Leider ließ er danach bis dato keinen weiteren Treffer folgen.

Grund zur Beunruhigung gebe es aber nicht, versichert er und erinnert an die Vorsaison, seine erste in Fürth: "Letztes Jahr in der Hinrunde hatte ich auch nur vier Tore." Am Ende standen elf Pflichtspieltreffer auf seinem Konto – eine beachtliche Quote für einen, den zu Saisonbeginn niemand kannte und der sich mittels zweier Probetrainings empfehlen musste – im Alter von 25.

"Zum Glück hab' ich's gemacht“, erzählt er heute. Für den gebürtigen Hamburger gab es Angebote aus der Türkei, "doch ich wollte unbedingt nach Deutschland". Der Plan, nach einer Tingeltour durch die türkischen Profiligen hier doch noch Karriere zu machen, schien aufzugehen. "Im Sommer hatte ich Gespräche mit Bundesligisten. Doch deren Trainer haben sich kurzfristig für andere entschieden", berichtet er erstmals öffentlich.

Ein wundervoller Sommer

Hinzu kam die Hochzeit mit Freundin Yasemin, eine 25-jährige Doktorandin der Kulturwissenschaften. Dursun strahlt Stolz aus, wenn er über sie spricht, und ein wenig Traurigkeit, weil sie sich in ihrer Fernbeziehung selten sehen. Sie lebt in Hannover, er in der Fürther Südstadt. Es war also ein wundervoller Sommer für den Stürmer - vielleicht hat ihm das ein wenig den Kopf verdreht.

Denn in dieser Saison kommt er einfach nicht in Tritt. Der erste Schock war die Verpflichtung von Philipp Hofmann – ein ähnlicher Stürmertyp: groß und bullig. Buric schloss sich Radokis Meinung an, dass nur für einen von ihnen Platz in der Startelf sein werde. Zuletzt spielte sogar keiner von beiden, weil sich der Trainer für die wendigeren und schnelleren David Raum, Julian Green und Khaled Narey in der Spitze entschied. Nur sechs Partien über 90 Minuten sind zu wenig für einen, der große Ziele hat.

Mathematik und die Systemfrage

Ist er ein Opfer von Burics Systemumstellung geworden? „Das System ist egal, Hauptsache, man bekommt als Stürmer öfter den Ball in den 16-Meter-Raum als bisher“, sagt Dursun angriffslustig. "Seit wir uns mit einer Fünferkette defensiver ausgerichtet haben, war ich nur einmal in der Startelf. Wenn man es hochrechnet, habe ich insgesamt vielleicht zehn Mal aufs Tor geschossen." Fußball, glaubt Dursun, "ist halt Mathematik". Wer es so selten versucht, könne auch nicht oft treffen. "Doch ich habe ja noch 16 Spiele."

Später im Gespräch spricht er von "16 Endspielen", für den Verein und für ihn persönlich. Gut für ihn, dass Kontrahent Hofmann ("Ich wünsche mir eine Saison, in der ich mal zweistellig treffe“) in den ersten Tagen in Spanien bei den Torabschlussübungen nicht ansatzweise eine ähnlich gute Figur macht wie Dursun, der zu wittern scheint, dass nun seine Zeit gekommen ist: "Der Trainer redet mit jedem Spieler. Wenn man gut arbeitet, hat man die Chance." Und im Sommer sollen wieder die Bundesligisten anrufen.

Information: Wer die Vorfreude auf die Rückrunde steigern will, der sollte auf youtube.de "Serdar Dursun" eingeben, mit den Toren des Kleeblatt-Stürmers in der Türkei und für Fürth.

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