Florian Nowak vom Baiersdorfer Radteam startet bei Junioren-WM

14.9.2017, 18:30 Uhr
Florian Nowak vom Baiersdorfer Radteam startet bei Junioren-WM

Das Wichtigste ist es, den Kopf frei zu bekommen. 25 Renntage hatte Florian Nowak im Juli und im August, manchmal, da fehlte er dem Baiersdorfer Radteam Herrmann in der Bundesliga, weil er auch für die U 23-Nationalmannschaft startete. "Ich habe nach einer sehr harten Saison schon einiges in den Beinen", sagt Nowak. Aber auch im Kopf – das BWL-Studium hat er in München mit dem Bachelor abgeschlossen und abgeschlossen hatte er ja eigentlich auch schon mit dem Profi-Radsport. Als sehr junger Starter unter all den erfahrenen, alten Haudegen hat Nowak ja vor allem viel Lehrgeld gezahlt. "Man kommt zu dem Punkt, an dem man sich überlegen muss: Gehe ich Richtung Beruf, oder ist der Traum von der Tour de France noch realistisch?"

Der Traum ist natürlich nie vorbei, trotzdem hat Nowak die Abzweigung Richtung Beruf genommen, mit 21 Jahren.

Mit Ski-Alpin hatte er in den Leistungssport gefunden, zu Hause bei den Eltern in Oberammergau. Er wechselte irgendwann auf Langlauf, dann gefiel ihm das Sommertraining mit dem Mountainbike in den Alpen so gut, dass er der Radsportabteilung des Skiclubs beitrat – und Radrennen fuhr. Bayerische Meisterschaft der Jugend, Deutsche Meisterschaft – eine Liebe wurde geweckt, mit 18 setzte Nowak viel auf eine Karte und wurde Profi. Vielleicht zu früh, sagt er im Rückblick.

BWL-Studium

Um das Studium zu beenden, hat er vergangenes Jahr eigentlich all die Träume von der Weltspitze beerdigt, schloss sich dem Herrmann-Radteam in Baiersdorf an, einem ambitionierten Amateurstall. "Ich wollte einen Schritt zurück gehen", sagt Florian Nowak. "Doch dadurch bin ich jetzt vielmehr zwei Schritte nach vorn gekommen."

Vielleicht hat er nicht mehr so verkrampft auf dem Sattel gesessen, vielleicht mental ein wenig frischer – wer weiß das schon? Jedenfalls empfahl er sich über die Bundesligarennen wieder für die Nationalmannschaft. Plötzlich gehörte er dort fest zur U 23, durfte beim Nachwuchsrennen der Tour de France starten, wurde als Juniorenfahrer Siebter bei den Deutschen Meisterschaften auf der Straße – vor so manchem etablierten Etappensieger der Tour de France. "Irgendwie", sagt Florian Nowak über diese Saison, "flutscht es plötzlich."

So gut, dass nun, am 22. September im norwegischen Bergen, die vielleicht letzte, ganz große Chance wartet, all die Träume doch noch zu verwirklichen: bei der Straßen-Weltmeisterschaft der U 23. Eurosport überträgt live, Nowak rechnet sich mit seiner Kampfstärke, auch nach einem harten Rennen über 200 Kilometer noch Körner für einen knackigen Finalsprint zu haben, eine Top-Ten-Platzierung aus. "Vielleicht reicht es sogar für mehr", sagt er, in diesem Jahr ist ja schließlich alles möglich. Scouts werden zusehen und, wer weiß, vielleicht klingelt ja in Oberammergau dann das Telefon.

Mit Erlanger Know-how

"Ich habe mein Wettkampfrad nochmal zur Fahrradecke nach Erlangen gebracht", sagt er. Die Schalt- und Bremszüge werden nochmal erneuert – Florian Nowak wird nichts mehr zum Zufall überlassen. Ein paar Tage ist er noch einmal ins Elternhaus gefahren: abschalten, durchschnaufen und mit ein paar Sprints die letzten Prozent Spritzigkeit gewinnen, bevor es am Dienstag mit dem Flugzeug über Oslo nach Bergen geht.

"Es ist sicherlich eines der wichtigsten Rennen meiner Karriere", sagt er und weiß natürlich, dass es viel mehr ist. Es ist seine letzte Saison bei der U 23. Es geht darum, diesen Traum von der Tour de France doch noch wahr zu machen. Und wenn nicht? "Dann hätte ich auch kein Problem, noch ein Jahr für Baiersdorf zu fahren."

1 Kommentar