Formel 1: Showdown steigt in der Wüste

19.11.2014, 10:52 Uhr
Formel 1: Showdown steigt in der Wüste

© dpa

"Es ist erst vorbei, wenn die Zielflagge fällt", sagte Rosberg vor dem Wüsten-Krimi, der noch im Hellen beginnt und erst in der Dunkelheit endet. Doch der 29-Jährige benötigt Schützenhilfe, um als dritter Deutscher nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel Champion zu werden. Bei 17 Punkten Rückstand auf Hamilton würde Rosberg auch sein sechster Saisonsieg und die doppelte Punktzahl im Finale nicht genügen, wenn sein Stallkollege Zweiter wird.

Ans Verlieren aber will der gebürtige Wiesbadener nicht denken, von Nervenflattern nichts wissen. "Ich gehe ohne Angst in dieses Rennen. Ich glaube fest daran, dass ich den Titel gewinnen kann", beteuerte Rosberg, dessen Vater Keke vor 32 Jahren im Williams die WM-Krone holte. Zuversicht kann Rosberg junior aus seinem blitzsauberen Rennen in Brasilien ziehen, als er Hamilton endlich wieder bezwang und dieser sich sogar einen groben Fahrfehler leistete. Ein erneuter Patzer könnte den WM-Spitzenreiter doch noch um den zweiten Titel bringen, dem er seit seinem Triumph von 2008 mit McLaren nachjagt. "Ehrlich gesagt fühlt es sich für mich so an, als ob ich erneut um meine erste Weltmeisterschaft kämpfen würde", sagte Hamilton und fügte hinzu: "Ich habe noch den gleichen Hunger, den gleichen Siegeswillen und ich habe in dieser Saison von Anfang an alles gegeben."

Wolff: "Mir sind beide gleich wichtig"

Mit 10:5-Saisonsiegen liegt Hamilton im internen Vergleich klar vorn. Aber Rosbergs Konstanz und Beharrlichkeit sowie sein bemerkenswerter Umgang mit einer Schwächephase im September und Oktober hielten die Titel-Hoffnung bis zum Schlussakt am Leben. "Als Team dürfen wir uns glücklich schätzen, eine so begabte Fahrerpaarung zu haben", befand Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Einen seiner Piloten wird er am Sonntag feiern dürfen, den anderen trösten müssen. "Mir sind beide gleich wichtig", sagte Wolff diplomatisch. Für das Team wird das Finale am Sonntag (14.00 Uhr MEZ/RTL und Sky) zum Drahtseilakt. Peinlich genau werden alle Beteiligten darauf achten, dass keine Seite der Garage sich benachteiligt fühlen kann. Beide Autos, alle wichtigen Teile sollten gleich mehrfach gründlich überprüft werden, verfügte Team-Aufseher Niki Lauda. Eine WM-Entscheidung durch einen Technik-Defekt "wäre ein Alptraum", gestand Wolff. Das Titelrennen solle auf der Strecke entschieden werden – und das ohne Zuhilfenahme der umstrittenen doppelten Punkte.

305,355 Kilometer noch, alles oder nichts für Lewis Hamilton und Nico Rosberg. "Beide verdienen den Titel", urteilte Vierfach-Champion Vettel via "Sport Bild plus". Der Hesse hat den WM-Pokal schon zurückgeschickt. In seinem letzten Rennen für Red Bull droht dem künftigen Ferrari-Piloten schon wieder eine Nebenrolle, wenn sein Weltmeister-Nachfolger ermittelt wird. Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone indes hat sich klarer positioniert. "Die meisten kennen Nico nicht. Deshalb wäre Lewis für den Sport der bessere Weltmeister", verfügte der 84-Jährige. Für Rosberg dürfte diese Aussage eher Ansporn als Anweisung sein.

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