Formel1: Vettel verzockt sich in Kanada

12.6.2016, 23:09 Uhr
Formel1: Vettel verzockt sich in Kanada

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Der deutsche Ferrari-Pilot musste sich am Sonntag im siebten Formel-1-Saisonrennen gegen den britischen Titelverteidiger im Mercedes geschlagen geben, weil Hamilton im Reifenpoker mit einem Boxenstopp weniger auskam.

Rosberg: Miese Laune in Montreal

Den zweiten Alptraumtag in Serie erlebte WM-Spitzenreiter Nico Rosberg, der im zweiten Silberpfeil lediglich Fünfter wurde und in der Gesamtwertung nur noch neun Punkte Vorsprung auf Hamilton hat. Eine frühe Kollision mit seinem Teamkollegen und ein Fast-Unfall kurz vor Schluss kosteten Rosberg wertvolle Punkte im Titelkampf. Auch Vettel konnte nicht ganz zufrieden sein.

Am Start hatte er sich noch mit einem überragenden Manöver zunächst die Führung geholt. Doch die Ferrari-Strategen wählten die falsche Reifentaktik, sodass der Hesse am Ende Hamilton nicht mehr einholen konnte. Für Hamilton war es nach seinem Erfolg von Monaco vor zwei Wochen der zweite Sieg nacheinander. Sein Technik-Pech der ersten Saisonwochen scheint vorbei, der Weltmeister ist wieder in der Titelspur. Nico Hülkenberg beendete das Rennen im Force India als Achter. Pascal Wehrlein steuerte seinen Manor als 17. ins Ziel und blieb erneut punktlos.

Raketenstart: Vettel ist vorne 

Das Rennen auf dem nasskalten Circuit Gilles Villeneuve hatte spektakulär begonnen. Vettel erwischte von Platz drei einen traumhaften Start und zwängte sich schon nach wenigen Metern an Hamilton vorbei, der am Samstag die 53. Pole Position seiner Karriere erobert hatte. Hinter Vettel lieferten sich Hamilton und Rosberg in der ersten Kurve ein knallhartes Duell um Rang zwei, die Vorderräder der Silberpfeile berührten sich. Die Folge: Rosberg musste kurz neben die Strecke ausweichen und reihte sich auf Rang neun wieder ein. "Es war wirklich eine knackige Situation. Man kann niemandem die Schuld geben. Mit dem Start von Sebastian begann die Konfusion. Er ist gestartet wie eine Rakete", urteilte Mercedes-Teamaufseher Niki Lauda am RTL-Mikrofon.

Spätestens seit dem Rennen in Barcelona einen Monat zuvor, als Hamilton mit einem überharten Manöver für das Aus der beiden Mercedes-Fahrer gesorgt hatte, schwelt wieder die Diskussion um die stallinternen Verhaltensregeln.

Riskanter Reifenwechsel

Das Duell von Montreal dürfte der Debatte neue Nahrung geben. Während Rosberg danach im Mittelfeld viel Mühe hatte, übernahm Hamilton nach zwölf Runden die Führung. Ferrari entschied sich für ein taktisch gewagtes Manöver und holte Spitzenreiter Vettel unerwartet früh zum ersten Reifenwechsel. Der Hesse kam als Vierter zurück auf die Strecke. Allerdings war klar, dass Vettel noch einen weiteren Reifenwechsel benötigen würde. Zudem hatte der Vierfach-Champion nun die beiden Red Bull vor sich, die Ferrari zuletzt in Spanien und Monaco die Rolle als erster Mercedes-Verfolger streitig gemacht hatten.

Diesmal aber zeigten sich die roten Autos wieder deutlich verbessert, ein Update des Motors brachte die gewünschte Wirkung. So konnte Vettel bald an Daniel Ricciardo und Max Verstappen vorbeiziehen. Als Hamilton zum ersten Besuch an der Garage abbog, war der Deutsche wieder vorn.

Der nächste Platztausch an der Spitze folgte in Runde 38, als Vettel sich erneut frische Pneus abholte. Nun begann das Nervenspiel. Würde Vettels Risiko-Strategie aufgehen oder Hamiltons Taktik, sich mit nur einem Stopp und einer enorm langen Fahrt auf dem zweiten Reifensatz ins Ziel zu retten?

Hamilton bleibt cool

Der Ferrari-Star machte sich umgehend an die Aufholjagd, kam Hamilton mit schnellen Runden näher. Der Brite indes hielt sich kühl an die Vorgaben seiner Ingenieure, schonte seine Reifen und behauptete mit konstanten Runden Platz eins. Weil auch der zuvor erwartete Regen nicht mehr kam, geriet Hamiltons Führung nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Nachdem Teamkollege Rosberg mit seinen vier Siegen zum Saisonauftakt noch mit der WM davonzufahren schien, ist das Titelrennen zwischen den beiden Mercedes-Fahrern spätestens jetzt wieder völlig offen.

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