Fränkischer Erfolg in Nürnberg: Schneider knackt EM-Norm

22.7.2018, 19:15 Uhr
Ist schnell und kann offenbar gut nähen: Patrick Schneider vom LAC Quelle Fürth mit seiner selbst gebastelten nigerianisch-fränkischen Fahne.

© Sportfoto Zink / OGo Ist schnell und kann offenbar gut nähen: Patrick Schneider vom LAC Quelle Fürth mit seiner selbst gebastelten nigerianisch-fränkischen Fahne.

Der 400-Meter-Lauf gilt als die härteste Disziplin, die die Leichtathletik im Angebot hat. Taktik gibt es keine. Es gilt, 300 Meter so schnell zu sprinten, wie man nur sprinten kann und obwohl einem die Milchsäure in jeden Muskel des Körpers schießt, trotzdem irgendwie ins Ziel zu kommen. Dann geht eigentlich gar nichts mehr. Patrick Schneider aber schnappte sich seine selbst gebastelte fränkisch-nigerianische Fahne und rannte noch auf seine persönliche Ehrenrunde durch das Max-Morlock-Stadion.

Am Samstag hatte Martin Grau, der Hindernismeister vom LSC Höchstadt das Stadion für sich, am Sonntagnachmittag gehörte es Patrick Schneider vom LAC Quelle Fürth. Zuerst für jene 45,82 Sekunden, die er für die Stadionrunde brauchte. Dann für seine halbe Ehrenrunde. Als er zurückkam, war einfach nur stolz: auf seinen zweiten Vizemeistertitel in Folge, auf sein mutiges Rennen, vor allem aber darauf, dass er die Qualifikationsnorm für die EM in Berlin (6. bis 12. August) unterboten hatte. "Das bedeutet mir wirklich sehr, sehr viel. Ich habe hart dafür gearbeitet, zwischendurch habe ich auch gezweifelt, ob sich das alles lohnt, weil die anderen ja auch nicht schlafen. Dass es sich doch zum ersten Saisonhöhepunkt so auszahlt, das erleichtert mich unheimlich."

Mit Schwung von Nürnberg nach Berlin

Diese Stadionrunde des stolzen Franken war der emotionale Höhepunkt eines zweiten Tags dieser Deutschen Leichtathletikmeisterschaften, der gelungener war als der erste. Wie am Samstag blieb der Himmel grau, aber es blieb trocken, was vielleicht auch erklärt, warum mit 14.800 Zuschauern 3500 Menschen mehr kamen. Die Stimmung wurde zudem von den beeindruckenden Favoritensiegen der 3000-Meter-Hindernis-Läuferin Gesa-Felicitas Krause (9:34,58 Minuten), des Hochspringers Mateusz Przybylko (2,31) oder der Sprintstaffel des TV Wattenscheid angeheizt, die den 35 Jahre alten deutschen Rekord des LAC Quelle auf 38,79 Sekunden verbesserte. Hochklassig waren aber vor allem die Entscheidungen im Weitsprung der Frauen, in dem die große Favoritin Malaika Mihambo hart arbeiten musste, sich mit 7,72 Metern aber doch den Titel sicherte, und natürlich im Speerwerfen der Männer.

Johannes Vetter (Olympiasieger), Thomas Röhler (Weltmeister) und Andreas Hofmann – drei bessere Speerwerfer gibt es auf der Welt derzeit nicht. Hofmann legte bei dieser WM im Max-Morlock-Stadion im ersten Versuch bereits 89,55 Meter vor, da konnten selbst Vetter nach sieben Wochen Wettkampfpause (87,83) und Röhler nicht kontern, der sich im letzten Versuch (88,09) noch zwischen seine beiden Konkurrenten schob. "Das war geiler als ein Orgasmus. Auch dieses halbvolle Stadion, hier hat man die Unterstützung gespürt", sagte Hofmann danach. Er war nicht der einzige, der sich in Nürnberg noch einmal eine Schub für Berlin geholt hatte. Niemanden aber hat dieser Schub so weit getragen, wie Patrick Schneider vom LAC Quelle Fürth.

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