Fränkischer Triumph in Nürnberg: Grau wird Deutscher Meister

21.7.2018, 15:53 Uhr
Fränkischer Triumph in Nürnberg: Grau wird Deutscher Meister

© Sportfoto Zink / ThHa

Martin Grau hatte nur eine Sorge. Er wollte nicht in der Mittagshitze über die 28 Hindernisse rennen müssen – da versprachen auch die sieben Sprünge in den Wassergraben keine Abkühlung. Aber allein der Blick aus dem Fenster in Biengarten bei Höchstadt am Morgen, nahm ihm diese Sorge. Es wurde ein heißes Rennen im Max-Morlock-Stadion, dafür war aber nicht die Sonne verantwortlich.

Im Dauerregen von Nürnberg verteidigte Martin Grau seinen Titel, zumindest seinen Titel in diesem Stadion. Vor drei Jahren lief der Mann vom LSC Höchstadt in Nürnberg schon einmal souverän einem Meistertitel entgegen. Danach wollte er viel, zu viel. Die Olympischen Spiele in Rio waren sein großes Ziel – aber erst streikte sein Körper unter der erhöhten Belastung, dann sein Kopf. An diesem Samstag hat er sich wieder zurückgemeldet, stärker denn je.

Das Finale über 3000 Meter Hindernis nutzte er zu einer souveränen Machtdemonstration – in einem der schnellten Meisterschafts-Endläufe in der Geschichte dieser Disziplin. Grau profitierte davon, dass Hannes Liebach seinen Vereinskollegen vom SCC Berlin unter die Norm für die Europameisterschaften in Berlin ziehen wollte. Liebach und Fabian Clarkson drückten vom Start weg aufs Tempo, das Feld zog sich weit auseinander – Grau hatte den Platz, sein eigenes Rennen zu laufen. Kontrolliert lief er die Lücke zu, dass Liebach aussteigen würde, hatte er geahnt, also hängte er sich an Clarkson. 1000 Meter vor dem Ziel ließ er den Berliner stehen – in der Nordkurve, direkt vor den etwa 100 Fans in orangefarbenen T-Shirts, die allein wegen ihm gekommen waren.

"Noch ein wenig emotionaler als 2015"

8:33,90 Minuten – Grau wollte schnell laufen, sich vor der EM in Berlin beweisen, dass er auch ein Meiterschaftsrennen schnell abschließen kann. Dass er so locker so schnell laufen konnte, überraschte ihn selbst. "Das war", sagte er nach der Siegerehrung über dem Tor in der Nordkurve, direkt vor seinem orangefarbenen Fanblock, "noch ein wenig emotionaler als 2015."


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Hinter Deutschlands schnellstem Hindernisläufer, der in Berlin unter die ersten Acht kommen will, entwickelte sich noch ein packendes Rennen. Der Boxdorfer Konstantin Wedel, einer der wenigen unter den Top-Läufern, der nicht unter Profibedingungen trainieren kann, sondern nach der Arbeit daran arbeitet, seinen Zielen nahe zu kommen, lief mutig mitten unter den Kandidaten für die EM.

Clarkson (8:41,50) erreichte er zwar nicht mehr, vor der Zielgeraden wurde er auch noch von dem Ochsenfurter Patrick Karl (8:41,22) überholt, im Ziel war er aber trotzdem euphorisiert – von Platz vier, vor allem von seiner neuen Bestleistung (8:43,04) und seiner Courage. Aus fränkischer Perspektive hätten die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg trotz des Regens nicht besser beginnen können.


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