Fürstner: "Manches kann man nicht planen"

24.1.2015, 14:18 Uhr
Fürstner:

© Foto: Sportfoto Zink

Mit 27 Jahren ist der familienbezogene und bodenständige Musterprofi mit Herz für das Karitative im besten Fußballeralter. Dem beim FC Bayern München ausgebildeten Kicker winkt sein letzter großer Vertrag und damit die Chance, noch einmal in die Bundesliga zu wechseln.

NZ: Herr Fürstner, Bundesligaaufstieg, Bundesligaabstieg und einige vergebliche Anläufe – Sie haben schon viel mit dem Kleeblatt erlebt. Das Ziel des Vereins und auch Ihres ist prinzipiell ja immer die Bundesliga. Jetzt herrscht Mittelmaß, wie fühlt sich das an?

Stephan Fürstner: Wir haben in den letzten zwei Jahren einen richtig großen Umbruch gehabt, der nicht spurlos an uns vorübergegangen ist. Wir haben sehr viele wichtige und gute Leute verloren. Das ist jetzt eine Phase, die nicht einfach ist und uns wahnsinnig viel Kraft kostet, aber wir müssen uns zusammenraufen. Wenn man durch so etwas durchgeht, schweißt das auch zusammen. Das Ziel mit der Mannschaft ist aktuell ein guter Rückrundenstart. Wir wollen das so angehen, dass wir mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben und in Ruhe arbeiten können.

NZ: Fürth ist quasi permanent im Umbruch. Sie zählen neben Wolfgang Hesl und Goran Sukalo zu den ganz wenigen, die das Kommen und Gehen ständig mitverfolgen. Stört es Sie da nicht, dass zuletzt nicht langfristiger gedacht und die Mannschaft nicht punktuell verstärkt wurde, statt sie erneut wichtiger Stützen zu berauben?

Fürstner: Ein guter Vergleich ist unser Aufstiegsjahr. Da sind wir zuvor auch weitestgehend zusammengeblieben. Man kannte jeden. Und man kannte die Abläufe. Aber jeder, der sich entschließt, nach Fürth zu gehen, der weiß natürlich auch, dass der Verein wirtschaftlich handelt und von den Verkäufen der Spieler lebt.

NZ: Aber wird die Chance auf Erfolg damit nicht jedesmal verkauft?

Fürstner: Der gesunde Mix macht es, dass man einige Spieler hält, die vielleicht auch das Zeug dafür hätten, eine Klasse höher zu spielen, und so ein Teil der Entwicklung sein können. Auf der anderen Seite sind Spieler, die neuen Wind reinbringen, auch wichtig. Prinzipiell freue ich mich natürlich, wenn Spieler auch mal länger bleiben, aber im Verein ist das nicht meine Aufgabe.

NZ: Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Sie sind mit 27 Jahren im besten Fußballeralter und stehen wohl vor der Unterschrift Ihres wichtigsten Vertrags – in Fürth oder doch noch bei einem Bundesligisten?

Fürstner: Mein persönliches Ziel ist immer die erste Liga. Niemand spielt Fußball und sagt mit 16, dass er zweite Liga spielen will — bei allem Respekt für diese Liga. Aber man muss auch immer realistisch bleiben. Der Weg dorthin ist für mich das Entscheidende. Ich bin mit Fürth in guten Gesprächen, aber ich will jetzt auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen. Fußball ist Tagesgeschäft. Fürth ist und bleibt mein erster Ansprechpartner. Aber natürlich ist es für mich ein interessantes Alter und eine interessante Konstellation, die ich nur einmal in meinem Leben habe. Die werde ich klar und nüchtern analysieren und dann entscheiden.

NZ: Aber wenn Sie bleiben wollen würden, hätte es für Sie doch sicher schon die Möglichkeit für eine Vertragsverlängerung gegeben . . .

Fürstner: Vom Verein wird mir schon signalisiert, dass sie mit mir planen. Aber wir haben ganz klare Abmachungen.

NZ: Die da wären?

Fürstner: Wir werden uns nach dem Trainingslager zusammensetzen. Aber jetzt muss erst einmal der Verein seine Aufgaben erfüllen: Welche Spieler kommen oder abgegeben werden, um auch mir klar vorzulegen, wie der Verein in den nächsten Jahren plant.

NZ: Also doch auch ein bisschen genervt von der permanenten Umbruchphase?

Fürstner: Wenn die Spieler einschlagen und es funktioniert, redet ja nie jemand von einem Umbruch. Die Neueinkäufe funktionieren halt noch nicht so wie erwartet. Letzte Saison war eine außerordentliche Saison, da ist jeder an die Grenze gegangen. Vielleicht auch manche darüber hinaus.

NZ: Warum klappt das heuer nicht?

Fürstner: Viele sind noch junge Leute, da ist es schwer, die Leistung Jahr für Jahr kontinuierlich abzurufen. Kleine Durststrecken sind da völlig normal, und in so einer befinden wir uns gerade. Aber ich denke, wir ziehen hier in Belek alle gut mit, und jeder kennt den Ernst der Lage.

NZ: Einen eigenen Charakter konnte die Mannschaft augenscheinlich in bislang 19 Spielen noch nicht entwickeln . . .

Fürstner: Ja, durch die Fluktuation ist die Gefahr groß, dass die Mannschaft Zeit braucht, sich zu finden. So ein Teamgeist wächst auch erst durch Erfolge und Misserfolge. In diesem Jahr ist es sicher ein Problem, dass so viele Spieler die Automatismen noch nicht so gut kennen und sich dann auch nicht nur auf Fußball konzentrieren können und für Störfeuer von außen anfällig sind. Aber es hilft ja nicht, darüber zu lamentieren. Da müssen wir durch. Und ich denke, dass wir zuletzt wieder einen guten Weg eingeschlagen haben. Die letzten Spiele waren defensiv ordentlich, natürlich dürfen wir das Toreschießen nicht vergessen, um mal wieder was in der Hand zu haben.

NZ: Zuletzt wurde von Seiten des Präsidenten der Wunsch nach mehr Attraktivität laut. Angesichts von nur sechs Punkten Rückstand zum Relegationsplatz eine gewagte, ambivalente Forderung?

Fürstner: Wir sagen uns: Schön spielen ist erfolgreich spielen. Denn schön ist es in erster Linie zu gewinnen. Wie das letztendlich zustande kommt, ist mir egal. Es geht in unserer Situation nur um Punkte. Aber wir haben das Selbstvertrauen zu wissen, dass wir auch eine Serie starten können und so wieder in ruhiges Gewässer kommen werden.

NZ: Also herrscht weniger Alarmstimmung, sondern vielmehr volle Konzentration?

Fürstner: Wir haben alle positive Gedanken. Wir haben hier keine Abstiegsangst. Wir wissen, dass wir zu unkonstant waren und uns so in diese Lage gebracht haben. Aber wir wissen auch um unsere Qualität. Wichtig ist, sie wieder abzurufen.

NZ: Womöglich gelingt das so richtig aber auch erst nächste Saison, wenn die Mannschaft eingespielt ist und, ergänzt um erfahrene Stützen wie beispielsweise Sebastian Freis, zueinander gefunden hat . . .

Fürstner: Das wäre sehr gefährlich, jetzt schon von der nächsten Saison zu reden. Wir haben noch 15 Spiele, in denen es jeweils um drei Punkte geht, um auch die Basis für die nächste Saison zu schaffen.

NZ: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie dann auch noch in Fürth spielen?

Fürstner: Das hängt von mehreren Faktoren ab. Wie gesagt, wir sind in Gesprächen und tauschen sorgfältig unsere Meinungen aus. Den Rest wird man sehen. Manches kann man einfach nicht planen, das macht auch den Reiz des Fußballs aus.

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