Fürth: Ein intelligenter Neuzugang und ein Trainingsgast

17.7.2018, 05:18 Uhr
Trainer Damir Buric gibt seinem Neuzugang Elias Abouchabaka Zeit.

© Sportfoto Zink / WoZi Trainer Damir Buric gibt seinem Neuzugang Elias Abouchabaka Zeit.

Der Start in das Trainingslager des Kleeblatts hatte für seinen kroatischen Trainer einen winzigen Schönheitsfehler: Als am Sonntagnachmittag das WM-Endspiel im Fernsehen lief, befand sich die Mannschaft noch auf der Autobahn. Dank modernster Technik im Bus kein Problem, könnte man meinen. Doch die Satellitenübertragung funktioniert schließlich nur unter freiem Himmel - dummerweise führt aber der Weg ins wunderschöne Ennstal in der Steiermark durch mehrere kilometerlange Tunnels, in der die Übertragung abriss.

Mit leicht finsterer Miene ob des weitgehend versäumten Spiels entstiegen deshalb Innenverteidiger Mario Maloca und Coach Damir Buric dem Gefährt kurz vor Schlusspfiff - das Ergebnis gab ja ebenfalls keinen Anlass zum Jubeln. Doch die Laune Burics war schon am Montagmorgen wieder gut. Mit breitem Lächeln nahm er vom Gemeinderat des Ortes Haus im Ennstal ein Fotobuch des Berges Hauser Kaibling entgegen - an seiner Seite die beiden Österreicher im Team, David Atanga und Lukas Gugganig. "Aufstieg, göi", sagte einer der vielen örtlichen Würdenträger zu den Fußballern, dann nahm Buric seine Arbeit auf.

Und was er zumindest am Montag sah, dürfte ihm gefallen haben. Zur Nachmittagseinheit brachte der neue Fürther Chefscout, Sergio da Silva Pinto, einen Probespieler mit: Der Guineer Ibrahim "Brem" Soumaoro, ausgebildet beim niederländischen FC Twente Enschede, ist 21 Jahre alt und defensiver Mittelfeldspieler für die Position sechs.

Buric hat Geduld mit seinem Neuen

Ebenfalls Grund zur Freude bot Fürths neuer Benjamin im Kader, der 18-jährige Elias Abouchabaka. Der erste Eindruck: Er scheint es ernst zu meinen mit seinem Vorhaben, "im Männerfußball anzukommen". Sein Körper ist nicht mehr der eines Teenagers, in den Zweikämpfen hält der Angreifer ordentlich dagegen, sein Drang zum Tor ist unübersehbar, seine Abschlussquote ordentlich.

Doch Buric warnt: "Momentan ist jeder Spieler voll motiviert, seine beste Performance abzugeben." Alle wollen dem Trainer gefallen, doch die Älteren im Team werden das wohl auch über längere Zeit unter Beweis stellen. Deshalb schiebt Buric hinterher: "Wir müssen ihm Zeit geben, die Geduld haben wir." Und dann gerät er doch noch ein wenig ins Schwärmen, als er über die Eigenschaften des gebürtigen Berliners referiert: "Er ist kreativ und aggressiv, geht selbst in Räume. Und er hinterfragt vieles."

Dass da ein intelligentes Bürschchen sitzt, merkt man in der Mittagspause im Mannschaftshotel schon nach wenigen Sätzen. Bereits vor einem Jahr hat er ein 1,6er-Abitur gemacht, in Mathe, Englisch und Sport. Danach füllte er die plötzlich frei gewordene Zeit mit Gitarren- und Französischunterricht. Als Gasthörer an der Uni in Leipzig sah er sich Vorlesungen in Pharmazie und Psychologie an, um festzustellen: "Das ist nichts für mich." Jetzt beginnt er ein Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften.

Nächster Besuch in Marrakesch muss warten

Sein Motto "ich muss immer mehr Gas geben als die anderen" überträgt er vom Platz auch auf sein Leben. Dabei ist es bei ihm nicht die klassische Boateng-Geschichte, vom Problemviertel in den Fußball-Olymp. Er ist im gutbürgerlichen Berlin-Mitte aufgewachsen, mit acht Jahren von Hertha BSC entdeckt worden. Sein Vater ist Marokkaner, bislang war Abouchabaka jeden Sommer in der Heimat seiner Familie, in der Stadt Marrakesch. Nur diesmal geht es nicht, wegen der Saisonvorbereitung.

Doch auf alles verzichten muss er für den Fußball auch nicht; den Fastenmonat Ramadan zieht der Moslem jedes Jahr nach Saisonende durch. Vor drei Jahren holte ihn der Konzernklub RB nach Leipzig und verlieh ihn jetzt nach Fürth. Und dann wieder zurück? "Das müssen die Vereine klären", sagt er abgeklärt. Als Kind aber, als es RB Leipzig noch gar nicht gab, habe er davon geträumt, einmal bei Real Madrid zu spielen. "Wegen Zinedine Zidane." Immerhin einen Französischkurs hat er ja schon gemacht.

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