Fürth-Gegner Bochum: Zwischen Ehrgeiz und Ausgliederung

17.11.2017, 17:45 Uhr
Das hat sich der VfL Bochum nicht so vorgestellt: In der laufenden Zweitliga-Saison bleibt die ehemalige Fahrstuhlmannschaft hinter ihren Erwartungen zurück.

© Uwe Anspach/dpa Das hat sich der VfL Bochum nicht so vorgestellt: In der laufenden Zweitliga-Saison bleibt die ehemalige Fahrstuhlmannschaft hinter ihren Erwartungen zurück.

Der VfL erweist sich zu Hause nicht als Macht. Drei Siege, ein Remis, zwei Niederlagen: Die Bilanz des Gastgebers ist ebenfalls ausbaubar, zumal die Bochumer mit dem Ziel Aufstieg Ende Juli in die Saison gestartet waren. Mit 15 Punkten, Tabellenplatz 14 und 14 Punkten Rückstand auf den Zweitplatzierten Kiel hat sich das ehrgeizige Ziel bereits früh in der Saison erledigt.

Die dürftige Ausbeute dürfte sich auch auf die Querelen im Verein zurückführen lassen. Mitten in der Vorbereitung wurde Trainer Gertjan Verbeek entlassen, mit Nachfolger Ismail Atalan bewies Sportdirektor Christian Hochstätter wenig Geduld und setzte den 37-Jährigen nach nur neun Ligaspielen vor die Tür.

Kapitän Felix Bastians wurde gleich noch wegen der Vorfälle beim Auswärtsspiel in Nürnberg, als er sich dem Trainerteam gegenüber ausfallend äußerte, suspendiert. Am Ende einigten sich beide Parteien vor dem Arbeitsgericht auf eine Aufhebung der Suspendierung.

Mitglieder wollen die Ausgliederung

An den vorigen beiden Ligaspieltagen stand der Kapitän wieder über 90 Minuten auf dem Platz. Doch klar ist: In Bochum ist ordentlich Feuer unterm Dach. Hochstätter steht schon länger unter Druck, wird von vielen Fans kritisch beäugt. Der VfL sieht sich auch nach Jahren in der zweiten Liga noch als gefühlter Erstligist. Der Erwartungshaltung gerecht zu werden, gelingt dem Verein schon länger nicht mehr.

Finanziell ist auch der VfL nicht auf Rosen gebettet und wählt nun den Weg der Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Verein. Der Vorschlag fand bei 80 Prozent der Mitglieder die Zustimmung. "Wir werden unsere Tradition nicht verkaufen", versicherte Finanzvorstand Wilken Engelbracht.

Ultras wechseln die Kurve

Der Bochumer Plan: 20 Prozent seiner Anteile an der Profifußball-Abteilung will der Klub verkaufen und in fünf Jahren 20 Millionen Euro generieren. Ohne Moos ist im Profifußball einfach nichts mehr los. Auch die SpVgg wird sich irgendwann einem Investor öffnen müssen, will sie im Konzert der 36 Profiklubs auf Dauer erfolgreich mitmischen.

Den Ultras in Bochum stieß der Beschluss zur Ausgliederung sauer auf, zuletzt entschieden sie sich für einen Stimmungsboykott, gegen Fürth wollen sie die Kurve wechseln. Entscheidend im Millionen-Spiel Fußball bleibt zum Glück immer noch die Leistung auf dem Rasen.

Tor- und trostlos

Jens Rasijewski, der vor Atalans Rauswurf die U19 betreute, darf vorerst bis zur Winterpause die Profis betreuen. Die Länderspielpause nutzten die Bochumer vor allem, um "viel im letzten Drittel zu üben", beschreibt Torhüter Manuel Riemann.

In den vergangenen vier Spielen konnte der VfL keinen Treffer erzielen und in der Folge auch nicht gewinnen. Drei Testspiele standen in der Pause auf dem Programm. Gegen Dortmund verlor der VfL 2:4, gegen den Bochumer B-Ligisten Sportfreunde Westenfeld (18:0) stellte das Team das Visier ein und zum Abschluss ging es gegen den holländischen Zweitligisten Helmond Sport (0:0).

"Gegen Fürth können wir nur über den Kampf gewinnen", sagt Riemann, "wir müssen kämpfen, kratzen, beißen, spucken. Das Spiel ist nicht ganz unwichtig für uns." Mit einem Sieg kann sich der VfL fürs Erste der größten Abstiegssorgen entledigen. Für die SpVgg wäre eine weitere Niederlage in der Fremde fast schon eine Bankrotterklärung.

Keine Kommentare