Fürth-Verteidiger Maloca: Erst Klassenerhalt, dann Vertrag?

13.1.2018, 08:23 Uhr
Zimmernachbarn und Freunde: Richard Magyar (li.) und Mario Maloca können gut miteinander. Können sie das aber auch in der kommenden Saison?

© Sportfoto Zink / WoZi Zimmernachbarn und Freunde: Richard Magyar (li.) und Mario Maloca können gut miteinander. Können sie das aber auch in der kommenden Saison?

Woran merkt man, dass eine weitere Fußballmannschaft im Hotel eingetroffen ist? Das WLAN ist überlastet und es dröhnt Musik durch die Flure des Hotels. Am Mittwochabend sind die Young Boys Bern eingetroffen, Tabellenführer der ersten Schweizer Liga. "Mitenang – fürenang" stand auf einem Banner, das die Betreuer des Klubs am Zaun des Fußballplatzes befestigten; das Pendant zum Spruch "Gemeinsam Großes schaffen", das die Fürther aber lieber nicht mit nach Spanien nahmen. Das Kleeblatt-Motto des Sommers ist in diesem Winter nicht mehr gefragt. Stattdessen sind die Fürther Fußballer nun verschiedenen Gefühlslagen ausgesetzt.

Die Tage in Andalusien waren geprägt von Mitgefühl für Mathis Bolly, Arbeitermentalität und Selbstbewusstsein. Als Beispiel für Letzteres stammt von Sebastian Ernst der Satz: "Das Blatt hat sich gewendet", als er über die neue Heimstärke des Kleeblatts sprechen sollte. Aus den Erfolgen vor eigenem Publikum zieht die Mannschaft seit Wochen neue Stärke, während etwa Marco Caligiuri zugibt, dass ihn die schwachen Auswärtsauftritte vor ein Rätsel stellen. "Wir haben uns vorgenommen, diese Statistik aus den Köpfen zu verbannen", verrät er, "die Rückrunde beginnt quasi bei Null."

Sein stiller Nebenmann in der Fürther Abwehrkette, Mario Maloca, versucht ebenfalls, der verheerenden Tabellensituation etwas Positives abzugewinnen: "Es ist das erste Mal Abstiegskampf in meinem Leben, ich sehe es als gute Erfahrung." Mit fester Stimme versichert er: "Wir kommen da raus." Für die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsbilanz hat auch er keine Erklärung: "Wir wollen alle wissen, warum wir auswärts kein Glück haben." Doch in den kommenden Spielen wollen sie es mit den in Spanien hinzugewonnenen taktischen Mitteln erzwingen.

Der 28-jährige Kroate spricht nicht viel, das bestätigt auch sein Zimmergenosse Richard Magyar, der sich mit ihm angefreundet hat. Die beiden Abwehrspieler kommunizieren auf Englisch, wobei Magyars Deutsch für das halbe Jahr bereits mehr als ordentlich ist. Maloca hingegen spricht gut Englisch. Wenn er spricht. Sein Humor soll brottrocken sein, Magyar jedenfalls lacht sich regelmäßig schlapp über den auf dem Platz eher humorlosen Abräumer. Trotz seiner 1,90 Meter hat er einen starken Antritt; auf dem feuchten, golfrasengleichen Platz in Jerez grätschte er den Sprintern Khaled Narey und Julian Green regelmäßig die Bälle vom Spann.

Interessant - auch für andere Zweitligisten

Eines der wenigen Male, in denen er von einem Angreifer umdribbelt wurde, war zu Beginn der Woche. Es war Mathis Bolly; vom Spielfeldrand gab Sportdirektor Rachid Azzouzi seine Einschätzung zu Bolly ab: "Ich kenne ihn noch aus meiner Fortuna-Zeit." Schon damals lautete sein Urteil: "Wenn‘s funktioniert, hast du eine Waffe." Die Frage sei nur, wie planbar der Weg mit ihm sei – die Antwort gab der pfeilschnelle Angreifer nun leider früher als gedacht mit diesem Unfall, der auch Maloca schockierte. Darauf angesprochen, war der Kroate einer der Ersten, die dessen Wadenbeinbruch kommentierten: "Er muss jetzt stark bleiben." Es waren die ersten Trainingseinheiten, in denen er den Norweger erlebte. "Ich habe sofort gesehen: Er ist ein guter Spieler, er ist richtig gut, er hat die Qualität, um Großes zu erreichen."

Das galt sicher auch einmal für Maloca selbst, doch erst spät begann er, im Ausland sein Glück zu suchen. Nach sieben Jahren bei seinem Heimatverein Hajduk Split wechselte er zu Lechia Danzig nach Polen, von dort ging es zwei Saisons später an den Ronhof – per Leihe. Seit seinem ersten Einsatz für Fürth, am dritten Spieltag, verpasste er nur eine Partie – gegen Darmstadt musste er gelbgesperrt zusehen, wie Hamit Altintop den Ball in der Nachspielzeit zum 1:1 ins Tor flankte. "Das ist unmöglich", war der erste Gedanke, der ihm auf der Tribüne durch den Kopf ging. Torwart Sascha Burchert treffe keine Schuld, analysiert er im Nachgang, "ich hoffe, solche Szenen gleichen sich in der Rückrunde aus". Ob im Sommer für ihn in Fürth Schluss ist, hängt auch davon ab, ob die SpVgg die Klasse hält – und dann wird der klamme Klub Lechia Geld sehen wollen. Mit seiner Leistung in der Hinrunde und auch in diesem Trainingslager aber ist er auch für andere deutsche Zweitligisten interessant.

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