Fürther Snooker-Turnier der Überraschungen

31.8.2016, 14:08 Uhr
Ng On-Yee muss einen schwierigen Stoß am anderen Ende des Tisches ausführen

© Fotos: Goldmann Ng On-Yee muss einen schwierigen Stoß am anderen Ende des Tisches ausführen

Trotz des ein wenig vorhersehbaren Siegers durfte sich das begeisterte Publikum in der Stadhalle über einige Überraschungen freuen oder wundern. Wundern etwa über das frühe Aus des Weltranglistenzweiten Stuart Bingham – er verlor sein zweites Match gegen den Qualifikanten Gerard Greene – oder auch das Ausscheiden des Titelverteidigers Allister Carter gegen den jungen Chinesen Yan Bingtao nur eine Runde später.

Sogar der Weltmeister wackelte in seinem dritten Match und konnte sich erst im letzten Frame der Best-of-Seven-Serie gegen James Cahill durchsetzen. „Es war wichtig, dass Selby weitergekommen ist“, kommentierte Veranstalter Thomas Cesal diese Entscheidung, „denn wenn wir schon nicht so viele große Namen haben, sollen die doch auf jeden Fall bis Sonntag dabei bleiben.“

Für eine weitere Überraschung sorgte Snooker-Oldie Jimmy White, der nach zuletzt nachlassenden Erfolgen unerwartet bis in das Viertelfinale vordrang. Daran konnte auch die Aktion eines Zuschauers nichts ändern, der White bei laufendem Spiel um ein Autogramm gebeten hatte.

Fürther Snooker-Turnier der Überraschungen

© Fotos: Goldmann

Für Begeisterung sorgte am Samstag der Thailänder Thepchaiya Un-Nooh, als er im zweiten Frame gegen Kurt Maflin ein sogenanntes Maximum-Break schaffte, also die höchstmögliche Punktzahl von 147 erreichte. Bereits zweimal war er knapp daran gescheitert, in Fürth gelang es ihm endlich. Da dies seit acht Turnieren keinem Snooker-Profi mehr gelungen war, ist der dafür ausgelobte Jackpot des Verbandes auf 40 000 Pfund angewachsen. Darüber freute sich nicht zuletzt Thomas Cesal: „Ein 147er ist natürlich die Krönung eines jeden Turnieres.“

Beinahe hätte Un-Nooh das Preisgeld noch mit Tom Ford teilen müssen, denn der war ebenfalls gut im Rennen, konnte Un-Noohs Erfolg am Ende aber nicht toppen. Zum direkten Aufeinandertreffen der beiden kam es im Halbfinale, wo Ford auch dank zweier Century-Breaks, also Serien mit mehr als 100 Punkten, über den Thailänder triumphierte und ins Endspiel einzog.

Konzentrationsmängel

Fürther Snooker-Turnier der Überraschungen

Sein Gegner dort, Weltmeister Mark Selby, war natürlich keine Überraschung. Nach dem engen Match gegen James Cahill in der Nacht von Freitag auf Samstag hatte sich Selby ohne größere Probleme gegen Sam Baird und Mark Davis in das Halbfinale gespielt und dort den Waliser Dominic Dale mit 4:2 geschlagen. Konnte Dale am Anfang noch mithalten, zeigte sich Selby am Ende konzentrierter und kam ungefährdet ins Finale.

Die „Stadtmeisterschaft von Leicester“, wie Kult-Kommentator Rolf Kalb das Finale ankündigte – beide Spieler kommen von dort –, nahm einen ähnlichen Verlauf wie Selbys Halbfinale zuvor. Den ersten Frame entschied der Weltmeister für sich, den zweiten holte sich Tom Ford. Auffällig waren die vielen Fehler, die beide Spieler machten – offensichtlich zollten sie der Turnierdauer langsam ihren Tribut.

Fürther Snooker-Turnier der Überraschungen

Ein solcher Schnitzer kostete Ford den schon sicher geglaubten dritten Frame, doch noch einmal glich er aus. In den beiden folgenden Frames gab Mark Selby mächtig Gas und gewann diese dank zweier größerer Breaks. Der Lohn: Er nahm den Pokal aus den Händen von Alan Hunter, Paul Hunters Vater, und Oberbürgermeister Thomas Jung entgegen; auf sein Konto flossen 25 000 Euro Sieprämie.

Die Rolle der deutschen Teilnehmer war erwartungsgemäß gering. Immerhin erreichten drei von ihnen die Runde der besten 128 Teilnehmer. Darunter auch der in Fürth lebende Patrick Einsle, der wie im Vorjahr an Matthew Stevens scheiterte.

Auch 2016 war das Paul Hunter Classic ein Erfolg, daran änderte auch das vermeintliche Fehlen von Stars nichts. Zwar fehlten einige bekannte Namen, doch Thomas Cesal wies darauf hin, dass von den Top-16 der Weltrangliste doch viele dabei gewesen waren. Auch Rolf Kalb stellte klar: „Die Snooker-Szene ist gerade im Umbruch. Viele bekannte Namen sind gar nicht mehr in der Weltspitze zu finden, dafür sind andere jüngere Spieler reingekommen und die waren hier.“

Auch beim erstmals ausgetragenen Paul Hunter Ladies Classic gab es eine kleine Überraschung, denn am Ende triumphierte nicht die elffache Weltmeisterin Reanne Evans, sondern ihre Konkurrentin Ng On-Yee. Sie gewann das ebenfalls in der Stadthalle ausgetragene Finale relativ klar mit 4:1. Die Hongkong-Chinesin hatte sich schon im Viertelfinale gegen die Mitfavoritin Wendy Jans durchgesetzt und durfte sich am Ende verdient über den Turniersieg freuen.

„Das Turnier war ein großer Erfolg“, freute sich Diana Schuler, Organisatorin und Vertreterin des Frauen-Snookerverbandes auch darüber, dass die Zuschauer dem Finale soviel Beachtung geschenkt hatten. Gleichzeitig hofft sie, auch im nächsten Jahr wieder ein Turnier in Fürth ausrichten zu können.

Das Paul Hunter Classic wird es 2017 in jedem Fall wieder geben, daran lässt Thomas Cesal keinen Zweifel aufkommen. Die Snooker-Fans dürfen sich also darauf freuen, auch im nächsten Jahr wieder ihre Stars in Fürth begrüßen zu können.

Weiterer Bericht im überregionalen Sportteil der FN.

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