Fürths Azemi hat Geschichte miterlebt

7.3.2014, 05:58 Uhr
Fürths Azemi hat Geschichte miterlebt

© dpa

Erst im Januar hat die Fifa dem Kosovo gestattet, mit seiner Nationalmannschaft Freundschaftsspiele auszutragen. Am Mittwochabend war es dann soweit: Die neugegründete kosovarische Auswahl trat in Mitrovica gegen Haiti an. In der Startelf standen auch zwei in Franken bekannte Stürmer: Ilir Azemi von der Spielvereinigung Greuther Fürth, und Albert Bunjaku, Ex-Cluberer in Diensten des 1.FC Kaiserslautern.

Das Spiel endete 0:0. Doch das war an jenem Abend nebensächlich. 15000 Zuschauer feierten die überlegene Heimmannschaft frenetisch. Auf Ilir Azemis Facebook-Seite steht ein Video, wo schon vor dem Mannschaftshotel rund 50 Anhänger ihre neuen Helden feiern, bevor überhaupt der Ball rollte. Die strengen Auflagen des Weltverbandes Fifa, die er gemeinsam mit dem serbischen Fußballverband entwickelt hatte, konnten der guten Stimmung nichts anhaben.

Keine Fahnen, keine Musik

Die Statuten besagen, dass bei einem Spiel des Kosovo weder die Nationalhymne noch nationale Symbole wie Fahnen und Embleme gezeigt werden dürfen. Ausnahme bildet das Trikot, auf dem das Wort Kosovo mit einem Stern geduldet ist. Spiele gegen Mannschaften des ehemaligen Jugoslawien sind tabu.

All das sind die Konsequenzen daraus, dass der Kosovo auch sechs Jahre nach seiner politischen Unabhängigkeit von Serbien kein souveräner Staat ist. Ähnlich wie die Fußballauswahl der spanischen Region Katalonien, in der etliche Stars des FC Barcelona spielen, verweigert die Fifa auch dem Kosovarischen Fußballverband FFK den Beitritt.

Nach dem von den dortigen Medien als historisch bezeichneten Spiel hoffen alle Kosovo-Albaner, dass die bisherige internationale Isolation durchbrochen wird. Diesen Wunsch formulierte auch Regierungschef Hashim Thaci beim Besuch der Mannschaft.

Beim ersten offiziellen Auftritt standen insgesamt sieben Deutschland-Legionäre im Kader. Neben Azemi und Bunjaku auch Lauterns Enis Alushi, der Ehemann der deutschen Nationalspielerin Lira Bajramaj (jetzt Alushi), Fanol Perdedaj von Energie Cottbus und Faton Toski vom FSV Frankfurt.

Für den 22-jährigen in Pristina geborenen Ilir Azemi ist es nach seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 beim 1.FC Köln vor zwei Wochen ein weiterer Höhepunkt im Fußballjahr 2014. „Das ganze Land, die ganze Stadt stand Kopf“, sagte er nach seiner Rückkehr. Selbst erfahrene Spieler wie Albert Bunjaku, der bereits für die Schweiz gespielt hat, hätten so eine Euphorie noch nie erlebt. Azemi wurde zum „Spieler des Spiels“ gewählt. „Ich habe Geschichte miterlebt“, schwärmte der Stürmer.

2. Bundesliga am Freitag: 1860 München – VfR Aalen, 1. FC Kaiserslautern – SV Sandhausen (beide 18.30), 1. FC Köln – Energie Cottbus (20.30)

 

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