Garcia: Football und Zitronenkuchen

6.6.2013, 13:43 Uhr
Das Jahr soll gut werden: Phillip Garcia ist zuversichtlich.

© Zink Das Jahr soll gut werden: Phillip Garcia ist zuversichtlich.

Es lässt sich drehen und wenden wie man will, beim American Football ist der Quarterback die zentrale Figur. Er setzt die Vorgaben des Trainers um, entscheidet wie der nächste Spielzug auszusehen hat und ändert diesen, wenn er es für richtig hält. Und er ist es auch, der in der Regel nach einem Sieg die Lorbeeren erntet. Phillip Garcia, Quarterback der Nürnberg Rams freut sich nach Spielen wie am Sonntag gegen die Frankfurt Universe aber viel mehr über Zitronenkuchen als über warme Worte.

Ein Football-Verrückter

Der letzte Pfiff war lange verstummt, die Steintribüne am Zeppelinfeld war leer und es regnete in Strömen als sich Phillip Garcia von seinen Teamkameraden löste und zur Seitenlinie trabte. Ein wenig irritiert, aber dennoch erfreut über das Interesse an seiner Person sprach der Spielmacher der Rams über das Leben als Quarterback, die Dallas Cowboys und Nürnberger Bratwürste. Hinter Garcia und seinem Team lag eine zweieinhalbstündige Regenschlacht gegen eine Frankfurter Mannschaft, die nur durch ihre Trikots an die glorreichen Zeiten der Galaxy erinnern konnte.

Nürnberg bezwang die Hessen am Ende mit 20:16 und Garcia selbst war es, der im zweiten Viertel mit präzisen Pässen den Grundstein für den Sieg legte. Oder etwa nicht? „Klar, der ein oder andere Pass kam ganz gut an, aber ohne den Einsatz meiner Mitspieler wäre das gar nicht möglich gewesen. Ich bin sehr stolz auf die Jungs und sehr dankbar“, lobte der 28-jährige US-Amerikaner seine Kollegen. Die schätzen an ihm seine „solide und sympathische Art“ und sehen in ihm einen „Football-Verrückten“, der „immer die Nerven behält“. Das weiß auch Trainer Ralf Prosiegel und darum bekam Garcia auch ein besonders großes Stück vom Zitronenkuchen, der nach dem Spiel gereicht wurde.

Ob es einen ähnlich guten Kuchen auch in seiner Kindheit gab, daran könne er sich nicht erinnern, anders als an seine ersten Wurfversuche mit dem ovalen Spielgerät: „Ich habe schon Football gespielt, da konnte ich noch nicht einmal richtig laufen. Damals habe ich mit meiner Familie noch in Oklahoma City gelebt.“ Seitdem ist viel passiert und das Laufen ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. In Kombination mit dem Talent, im richtigen Moment den perfekten Pass zu spielen brachte ihn das über die College Liga bis hin nach Kanada zu den Calgary Stampeders.

„Natürlich ist es der Traum eines jeden Football-Spielers irgendwann in der NFL für die Dallas Cowboys oder die San Francisco 49ers zu spielen, aber mein Weg sollte ein anderer sein“, sagt Garcia, „ich habe die Chance, Football zu spielen und damit mein Geld zu verdienen. Das ist ein Segen für mich, egal wo ich spiele und ich bin froh, hier zu sein.“

Chemie und Bratwürste

Und das ist er seit über zwei Monaten. Zeit genug, um Land, Leute und Teamkameraden besser kennenzulernen. „Die Chemie stimmt bei uns, wir werden eine gute Saison spielen. Nürnberg ist eine sehr schöne Stadt, ich mag die Fans und bin begeistert von den Bratwürsten“, sagt er über seine ersten Wochen in Deutschland, während Zitronenkuchen und Notizblock vor dem Dauerregen kapitulierten.

Garcia und die Rams liegen mit 5:1 Punkten in der zweiten Deutschen Football Liga Süd weiter auf Tabellenplatz 1, haben aber als einziges Team bisher drei Spiele absolviert. Die kommenden vier Partien finden in der Fremde statt. „Ich will jedes Spiel gewinnen, darum spiele ich Football, darum spielen wir alle Football“, sagt Garcia. Die nächste Chance auf einen Sieg haben er und seine Mitspieler schon am Sonntag, erneut gegen die Frankfurt Galaxy, pardon, Universe.
 

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