Gekommen, um zu gehen: Alushi grüßt vom Abstellgleis

20.7.2017, 05:55 Uhr
Ist doch kinderleicht: Enis Alushi soll sich für einen neuen Klub in Form bringen.

© Sportfoto Zink / DaMa Ist doch kinderleicht: Enis Alushi soll sich für einen neuen Klub in Form bringen.

Selbst nachdem der 31-Jährige in Südtirol erstmals seit dem 16. September 2016 wieder zumindest 45 Minuten lang für den FCN Fußball spielen durfte, ließ Enis Alushi alle Interviewanfragen kommentarlos abblocken. Ob er sich auch von den Medien ungerecht behandelt fühlt oder ob er einfach nur kein Öl ins Feuer gießen möchte, darüber kann nur spekuliert werden. Im Mannschaftskreis wirkt der Israel-Rückkehrer jedenfalls gut integriert, mit den Kollegen wird gescherzt und gelacht, auch im Training lässt sich Alushi keineswegs hängen. Gegen Garching gab der Defensivstratege sogar einen umsichtigen, wenn auch wenig geforderten Innenverteidiger ab.

Klarheit trotz Mini-Comeback

Alushis bescheidene Perspektive in Nürnberg wird das Mini-Comeback gegen den VfR Garching (5:2) aber kaum grundlegend verändern. "Die Dinge sind schon klar besprochen", betont Sportvorstand Andreas Bornemann. Der Plan sei es, Alushi in eine körperliche Verfassung zu bringen, die ihm einen Wechsel ermöglicht.

Bis sich eine andere Option auftut, gehöre der Edelreservist dank eines noch bis 2018 laufenden Vertrags natürlich zum Kader, auch auf dem offiziellen Mannschaftsfoto ist Alushi zu sehen. "Er ist ja kein Störenfried oder Fremdkörper, sondern fügt sich gut ein", sagt Bornemann über jenen Spieler, den er vor Jahresfrist ablösefrei vom FC St. Pauli zum Club geholt hatte – als designierte Führungskraft. "Enis Alushi bringt jede Menge Erfahrung mit, die uns sicher helfen wird. Er ist ein Spieler, der Verantwortung übernehmen und voran gehen kann", hatte Bornemann damals erklärt.

Doch die Liaison stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Der erst Ende Juli verpflichtete Profi kam mit Trainingsrückstand zum Club, stand aber gleich im ersten Spiel in Dresden auf dem Platz. Nach dem völlig verpatzten Saisonstart wurde der blass gebliebene Neuzugang fast schon zum Gesicht der Nürnberger Krise, ehe ihn im September ein Innenbandanriss im Knie sieben Wochen lang ausbremste.

Als Alushi, kaum genesen, schließlich alle medizinischen Bedenken ignorierte, entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des Vereins zur kosovarischen Nationalelf fuhr und in der WM-Qualifikation 90 Minuten gegen die Türkei abspulte, war das Tischtuch mit Ex-
Trainer Alois Schwartz zerschnitten.

Israel und Korrekturbedarf

"Da kam dann eben ein Puzzleteil zum anderen", resümiert Bornemann und verweist auch auf den Durchbruch von Talenten wie Eduard Löwen, Lukas Mühl oder Patrick Kammerbauer, die dem ballsicheren, aber eben nicht mehr allzu flinken Routinier im defensiven Mittelfeld inzwischen den Rang abgelaufen haben. Im Januar flüchtete Alushi auf Leihbasis zu Maccabi Haifa, war dort nach einem Trainerwechsel aber ebenfalls außen vor. Nun bleibt dem erfahrenen Profi nur die Hoffnung, dass sich bald ein anderer Verein an ihn erinnert - und ein großes Missverständnis endgültig korrigiert werden kann. Bis dahin dürfte weiterhin eisiges Schweigen herrschen.

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