"Genug Pause gemacht": Margreitter steht vor Comeback

7.12.2016, 06:00 Uhr

© Sportfoto Zink / DaMa

Vor ein paar Wochen hat’s noch geheißen: Wir spielen sowieso wieder um den Aufstieg – jetzt heißt’s wieder: Wir sind zu nichts zu gebrauchen.“ Dem lange verletzten und vermissten Club-Profi Georg Margreitter geht das alles viel zu schnell. Am Freitag in Düsseldorf möchte er endlich wieder mithelfen, den Verein zu beruhigen.

Im Trainingsspiel am Dienstag auf ein großes und zwei kleine Tore hinterließ Georg Margreitter einen ausgesprochen lebhaften, einen munteren Eindruck. Man sah ihn nicht nur, man hörte ihn auch. Als einen der wenigen. Der Österreicher dirigierte und motivierte und gab nebenbei seinem jungen Nebenmann Lukas Mühl bestimmt hilfreiche Tipps. Kommunikation gehört für ihn einfach zum Fußball, so ist er sportlich erzogen worden in Linz, bei der Wiener Austria oder später in Wolverhampton. Wer viel redet auf dem Platz, übernimmt damit auch Verantwortung. Beim Club, das fällt schon auf, reden zurzeit nicht viele. Gerade im Abwehrverbund ist Thorsten Kirschbaum aktuell der Einzige, der auch mal lautstark dazwischenfunkt, wenn ihm etwas nicht passt. Oder Ungemach dräut.

Auch oder gerade deshalb deutet einiges auf Margreitters zeitnahes Comeback hin. Beim 1:3 in Stuttgart in der vergangenen Woche durfte er zwar erstmals seit dem 20. August und nach seiner Syndesmoseverletzung wieder mitspielen, allerdings nur in den letzten fünf Minuten und als Mittelstürmer. Der Trainer wollte Margreitters außergewöhnliche Kopfballstärke für den späten lucky punch in Form des 2:2 zweckentfremden. Denn eigentlich ist er ja: ein gestandener Innenverteidiger. Mit dem häufig richtigen Gespür für den Moment.

Wahrscheinlich hätte Margreitter am Samstag auch dem Kollegen Bulthuis aus der Ferne energisch davor gewarnt, etwa 40 Meter vor dem eigenen Tor eine Alles-oder-Nichts-Grätsche zu riskieren. Erst Bulthuis’ ungestümer Rettungsversuch eröffnete Sandhausen viel Raum und Zeit vor dem überraschenden 0:1 – wovon sich der Club nicht mehr erholen sollte.

Nicht nur in dieser Szene mangelte es auch an der nötigen Spielintelligenz, die Margreitter am Freitag in Düsseldorf (18.30 Uhr) wieder einbringen könnte ins Spiel seiner Nürnberger. "Er ist eine Option", bestätigt Trainer Schwartz, ebenso der 19-jährige Mühl, dem eine konstant zuverlässige Führungskraft an seiner Seite nicht schaden dürfte. Der Norweger Hovland ist einfach zu oft mit sich selbst beschäftigt, um auch noch anderen Halt geben können.

Fitness entscheidet über Einsatz

Ob es zum Wechsel kommt in der Abwehrzentrale oder nicht, hängt in erster Linie von Margreitters Fitness ab. Ein paar Tage lag er zuletzt flach wegen eines grippalen Infekts, als sie ihn eigentlich schon wieder dringend gebraucht hätten. Überhaupt waren die vergangenen Monate für Margreitter zum Vergessen. Zuerst Adduktorenprobleme, danach sein Syndesmoseriss, jetzt die Erkältung. "Das ist schon ein durchwachsener Herbst für mich gewesen bis hierher", sagt Margreitter, dem aber ein schöner Frühwinter folgen soll. "Ich habe jetzt lange genug Pause gemacht."

Margreitter kann es nicht mehr erwarten, wieder ein wichtiger Faktor zu werden. Mit dem Club hat er einiges mitgemacht seit seinem Wechsel im August 2015, mit dem Club würde er auch gerne wieder erfolgreichere Zeiten erleben. Der Haken: Margreitters Vertrag läuft in knapp sieben Monaten aus – und der 28-Jährige ist nicht allein mit der Ungewissheit, wie es im Sommer weitergeht. Auch Bulthuis, Hovland, Sylvestr, Burgstaller, Evseev, Schäfer und Rakovsky sind nur noch bis 30. Juni 2017 an den 1. FC Nürnberg gebunden.

Nach dem Vorrundenabschluss am übernächsten Montag gegen Kaiserslautern wird es Gespräche mit dem Verein darüber geben, ob eine gemeinsame Zukunft überhaupt denkbar sein könnte. PR-Profi Margreitter scheint nicht abgeneigt zu sein, weiß aber auch um seinen Marktwert. Charismatische und zudem kluge Führungskräfte wie er sind begehrt. Warum, sprach Margreitter gestern noch in auffällig viele Mikrofone. Sein dringender Appell: Kritik ja, aber bitte fair bleiben.

"Ich verstehe die Leute, die für ein Ticket bezahlen und sich den Arsch abfrieren im Stadion und dann 60 Minuten sehen, die einfach unterirdisch waren", sagt Margreitter, stellt aber auch klar: "Zufrieden ist natürlich keiner, wir kommen nicht jeden Tag hierher und denken: Das passt schon alles", sie wüssten durchaus, "dass wir den Ansprüchen momentan hinterherlaufen." Seinen Kollegen riet er noch, "den Frust umzuwandeln in Tatendrang und Energie", am besten schon übermorgen. Wenn es gilt, die jüngsten Eindrücke nachhaltig zu korrigieren.

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