Gießelmann blickt zurück: Kommt da noch was?

20.5.2017, 17:00 Uhr
Gießelmann blickt zurück: Kommt da noch was?

© Foto: Wolfgang Zink

Es ging schon gut los mit Niko Gießelmann und der Spielvereinigung Greuther Fürth: Erster Spieltag der Saison 2013/14, der 21. Juli, ein strahlender Sommertag. In der 78. Minute wird ein 21 Jahre alter Neuzugang aus Hannover eingewechselt. Der Bart ist etwas kürzer als heute, die Statur etwas schmächtiger – es ist das Profidebüt für den jungen Mann. Das Kleeblatt führt da schon mit 2:0 und ist vorübergehend Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga. Am Ende der Spielzeit scheitert der Aufstieg des Kleeblatts nur knapp in der Relegation am Hamburger SV. "Das war ziemlich bitter", sagt Gießelmann im Rückblick. Es ist – nach seinem Debüt gegen die Arminia – der zweite Moment seiner Kleeblatt-Karriere, an den er sich besonders erinnert – und das, obwohl er das Rückspiel gegen den HSV seinerzeit wegen einer Gelbsperre verpasste.

Der Neuzugang aus Niedersachsen, als Ersatz für Rahman Abdul Baba, den späteren Chelsea-Spieler, geholt, hatte sich da längst zum Stammspieler entwickelt. Erst hatte er Baba aus der Startelf verdrängt, dann kickten die beiden gemeinsam – Gießelmann im Mittelfeld, der 25-Millionen-Euro-Mann als Linksverteidiger. Ein bisschen ist dieses erste Jahr in Fürth auch eine Hypothek für Gießelmann geworden. Als Talent macht der Abwehrspieler gleich einen so großen Sprung, dass die Erwartungen fortan riesig sind.

Keiner kam vorbei

Vor allem in der darauffolgenden Saison, als ein stark dezimiertes Team gegen den Abstieg kämpft, kann er sie erst einmal nicht erfüllen. "Das war eine schwache Saison von mir, das muss man ganz klar sagen", sagt Gießelmann. "Aber wenn man sieht, was wir jedes Jahr für einen Umbruch haben, dann muss das Gesamtpaket stimmen. Dann muss die ganze Mannschaft gut spielen, damit man selbst bessere Leistungen bringt."

Doch auch in jener Spielzeit, in der so viel schief läuft, kommt kein anderer an Gießelmann vorbei. Und danach auch nicht mehr. Der Hannoveraner ist immer Stammspieler. Schnell, zweikampfstark, offensivfreudig – und mit immer noch ausbaufähigen Standards. In dieser Saison hat er vor allem eine starke, sichere Rückrunde gespielt, auch in der ungewohnten Rolle als Innenverteidiger.

"Bisschen mehr Rückendeckung von den Fans gewünscht"

Doch wenn es einmal nicht lief, war er einer, der von Teilen der Anhänger auch gerne einmal als Sündenbock auserkoren wurde. Gießelmann lässt durchblicken, dass er sich nicht immer richtig wertgeschätzt gefühlt hat, in den vergangenen Jahren. "Manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr Rückendeckung von den Fans gewünscht", sagt er und schiebt schnell nach: "Die, die auswärts in der Kurve stehen, die stehen hinter mir. Da hatte ich immer positive Rückmeldungen. Aber es gibt auch andere Fans."

Trotzdem hat er auch viele schöne Erinnerungen, immerhin hat er von bislang sechs Frankenderbys vier gewonnen. "Dann nochmal mit den Fans in der Gustavstraße zu feiern, das war echt cool. Das sind Momente, die ich nie vergessen werde", sagt er. Trotzdem plädiert er für etwas weniger Gemecker und mehr Nachsicht mit jungen Spieler, wie er auch einmal einer in Fürth war: "Es gibt Spieler, die machen sich über so etwas Gedanken. Man sollte den jungen Spielern eine Chance geben, so wie ich sie auch bekommen habe."

Chance auf Bundesliga

Gießelmanns Vertrag endet im Juni, schon im Winter standen die Zeichen auf Abschied. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagt er: "Es ist alles offen." Doch schon als 21 Jahre altes Talent hat er von der Bundesliga als Ziel gesprochen. Sein alter Heimatverein Hannover 96 soll an ihm interessiert sein. "Zu dem Gerücht will ich nichts sagen, aber reizen würde es mich natürlich", sagt Gießelmann: "Allein, weil es Bundesliga ist."

Und wenn diese Chance kommt, das hat er immer wieder ganz offen gesagt, dann wird er sie nutzen. Er müsste dann wieder einen Sprung machen. Dass er bei einem Erstligisten wohl erst einmal als Ersatz- und nicht als Stammspieler eingeplant werden würde, schreckt den inzwischen 25 Jahre alten Abwehrspieler nicht: "Ich bin damals ja auch als Back-Up nach Fürth gekommen und habe mich durchgesetzt."An Ehrgeiz und Selbstbewusstsein hat es Gießelmann noch nie gemangelt – auch das kann sowohl in der zweiten als auch in der ersten Liga nicht schaden. Je nachdem, was kommt.

7 Kommentare