Griffen Club-Fans Polizisten mit Steinen an?

14.4.2013, 16:22 Uhr
Scharmützel vor dem Derby: Polizeibeamte drängen Bayern-Fans ab, die auf die Clubfans losgingen. Im Anschluss kam es laut Polizei zu Ausschreitungen der Nürnberger Anhänger.

© Sportfoto Zink / DaMa Scharmützel vor dem Derby: Polizeibeamte drängen Bayern-Fans ab, die auf die Clubfans losgingen. Im Anschluss kam es laut Polizei zu Ausschreitungen der Nürnberger Anhänger.

Noch am Abend des als "High-Risk-Spiel" eingestuften Derbys hatte ein Polizeisprecher mitgeteilt, dass die Münchner Ultras die Cluberer mit Steinen angegriffen hätten. Am Sonntagvormittag schilderte die Polizei plötzlich einen ganz anderen Ablauf der Ereignisse.

So sollen sich etwa 120 Anhänger des FC Bayern am Samstagmittag am U-Bahnhof Fröttmaning versammelt haben. Als gegen 12.30 Uhr rund 400 von der Polizei begleitete Nürnberger Fans aus dem U-Bahnhof kamen, sollen die wartenden Münchner versucht haben, zu den ungeliebten Gästefans vorzudringen. Ein Aufeinandertreffen der beiden Gruppen habe die Polizei durch "das sofortige Einschreiten" der Einsatzkräfte verhindern können. Die Münchner Fans hätten sich danach "relativ zügig" wieder zurückgezogen, heißt es von Seiten der Polizei.

Im weiteren Verlauf ihres Berichts erhebt die Polizei nun schwere Vorwürfe gegen die Nürnberger Anhänger. Diese hätten nach dem Rückzug der Münchner selbst versucht, zu den Bayern-Fans vorzudringen. Dabei sollen sie die Einsatzkräfte mit Flaschen und Steinen angegriffen und auf diese eingeprügelt haben. Die Beamten setzten ihrerseits Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Anhänger ein.

In der Folge setzte die Polizei die Clubfans im Bereich eines Autobahnzubringers fest, um die Anhänger einzeln zu durchsuchen. Dabei - so die Polizei - sollen die Anhänger von der Brücke aus weiterhin Steine geworfen haben. Die Polizei sperrte daraufhin vorübergehend den Verkehr auf der Werner-Heisenberg-Allee.

Haltlose Vorwürfe?

Heino Hassler, Leiter des Nürnberger Fanprojekts, war nahezu von Anfang an bei der Gewahrsamnahme auf der Brücke dabei. Verstehen kann er die Vorwürfe der Polizei nicht: "Solange ich da war, hat niemand einen Stein geworfen". Das sei laut Hassler, der nicht von 400, sondern von rund 250 Nürnberger Anhängern spricht, auch unmöglich gewesen, denn die Fans waren auf der Brücke komplett eingekesselt. Während der Überprüfung der Anhänger sei vielmehr alles sehr diszipliniert abgelaufen.

Die im Verlauf der vorherigen Konfrontation von den Nürnberger Fans geworfenen Steine hätten in etwa die Größe von Zwei-Euro-Stücken gehabt, so Hassler. "Natürlich ist es nicht in Ordnung, auf die Polizisten loszugehen, aber die Art und Weise, wie die Polizei die Situation nun schildert, ist mir völlig unverständlich", erklärt er weiter. Er selbst sieht zunächst einmal ein Versagen der Polizei: "Es ist mir schleierhaft, wie es bei einem solchen Spiel überhaupt dazu kommen kann, dass zwei Gruppen von Münchner Ultras auf die Clubfans losgehen können", sagt der Fanprojekt-Leiter.

16 verletzte Polizisten?

Insgesamt nahmen die Beamten 30 Fans unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Gefangenenbefreiung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte fest. Darunter sollen 24 Anhänger des FCN gewesen sein. Unter den 31 weiteren Personen, die die Beamten in Gewahrsam nahmen, waren 29 Bayernfans. Bei den Festgenommenen fanden die Polizisten unter anderem Sturmhauben und Quarzsandhandschuhe.

Bei den Auseinandersetzungen sollen 16 Polizeibeamte verletzt worden sein. Auch diese Zahl ruft bei Hassler Stirnrunzeln hervor, war zunächst doch von deutlich weniger verletzten Beamten die Rede. Zudem wurden offenbar vier Streifenwagen beschädigt. "Eine derartige massive Gewalt und Brutalität gegen die eingesetzten Polizeibeamten hat es bei einem Fußballspiel in München seit Jahren nicht gegeben", erklärte der Münchner Polizeivizepräsident Robert Kopp.

Ergänzung am 14. April um 18.08 Uhr: Am Sonntagabend veröffentlichten Clubfans via Facebook einen Augenzeugenbericht zu den Vorfällen in München.

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