Grüße nach Kiel: "Vielleicht geht ja in der Relegation noch was"

17.5.2018, 12:04 Uhr
Grüße nach Kiel:

© Sportfoto Zink

Es ist einer der Sätze der jetzt zu Ende gehenden Saison, der noch länger in Erinnerung bleiben wird. "Vielleicht geht ja in der Relegation noch was." Michael Köllner hat ihn gesagt, gerichtet an Markus Anfang. Es war da gerade der viertletzte Spieltag abgepfiffen worden, der 1. FC Nürnberg Köllners hatte gerade 3:1 bei Anfangs Holstein Kiel gewonnen und so den Punkteabstand zwischen Zweitem und Drittem auf fünf Zähler vergrößert.

Nettigkeit und Spott 

Es war ein nett gemeinter Satz Köllners, der aber als Größenwahn interpretiert wurde, weil ein Fünfpunkte-Vorsprung noch einzuholen ist an drei Spieltagen. "Nürnberg, viel Spaß in der ersten Liga", sagte darauf dann auch Anfang, mit einer recht großen Portion Spott in der Stimme.

Am Ende kam es dann aber doch so: Nürnberg hat demnächst Spaß in der Liga. Und Kiel? Kiel muss ab Donnerstag (20.30 Uhr/Eurosport Player) sehen, ob da noch was geht in der Relegation und man den Nürnberger Erstliga-Spaß in der kommenden Spielzeit vielleicht teilen kann.

Auf den ersten Blick scheint die Herausforderung groß, viel zu groß eigentlich. Schließlich wartet da heute der VfL Wolfsburg auf die tapferen Kieler, denen die Deutsche Fußball-Liga gestern mitgeteilt hat, dass sie nach einigem Hin und Her nun doch mit einer Ausnahmegenehmigung in ihrem Stadion Erstligafußball spielen dürften. Mit dem Stadion ist in Wolfsburg dank der vielen Millionen Euro, die sie von Volkswagen bekommen, alles in Ordnung. Dummerweise ist in Wolfsburg aber mit der Mannschaft eigentlich nichts in Ordnung - trotz der vielen Millionen Euro, die sie auch dafür von VW bekommen haben. Auf den zweiten Blick ist deshalb die Herausforderung für Holstein, das in den letzten fünf Zweitligaspielen 17 Tore geschossen hat und mit 71 Treffern die beste Offensive der 2. Liga stellt, gar nicht mehr so groß.

60 Millionen Euro beträgt der Personaletat des VfL - und damit zehnmal so viel wie der der Kieler. In zwei Spielen soll das jetzt keine Rolle spielen, in zwei Spielen wollen sie bei Holstein die Sensation schaffen und so auch ihrem Trainer aus dem Weg gehen, der im neuen Fußballjahr mit dem 1. FC Köln durch die 2. Liga reisen wird.

Holstein was?

"Wir wollen Ergebnisse erzielen, damit wir etwas Historisches schaffen. Das primäre Ziel ist es, dass wir uns gut verkaufen", umschreibt Anfang den grundsätzlichen Plan. Der grundsätzliche Plan beim VfL? Bleibt wie schon so oft in dieser Saison im Verborgenen - oder zeichnet sich durch größtmögliche Arroganz aus. Divock Origi, Leihstürmer vom FC Liverpool und mit sechs Toren in 31 Spielen bislang nicht sonderlich auffällig geworden, verkündete am Wochenende treuherzig, dass ihm der Name Holstein Kiel noch nie untergekommen ist.

"Das muss man einem ausländischen Spieler zugestehen. Ich kann versichern: Er weiß jetzt, wer Holstein Kiel ist", sagt dazu sein Trainer, Bruno Labbadia. Origis Kollegen ahnen es ebenfalls. "Für die ist es das größte Highlight der Saison", sagte Kapitän Paul Verhaegh dem Sportinformationsdienst, "sie haben etwas sehr schönes geschafft. Die können nur gewinnen, wir alles verlieren." Vor einem Jahr war Kiel noch Drittligist, Wolfsburg rettete sich da bereits erst in den Relegationsspielen gegen Eintracht Braunschweig. Zwei Trainerwechsel später droht erneut der erste Abstieg.

Fiebern mit den Förde-Kickern 

Die Sympathien im Rest der Fußball-Republik sind wie immer vorab klar verteilt und gelten mehrheitlich dem Außenseiter aus Kiel. Allerdings setzte sich in den 19 Relegationspaarungen seit 1982 14-mal der Erstliga-Klub durch. Fünfmal allerdings gewann der Zweitligist - vielleicht geht da ja noch was in der Relegation und für Holstein Kiel.

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