Guter Plan trotz wenig Geld: Falcons geben nicht auf

28.9.2017, 14:59 Uhr
Die Nürnberg Falcons kämpfen auch in dieser Saison wieder ein Stück weit um ihre Existenz.

© Sportfoto Zink/OGo Die Nürnberg Falcons kämpfen auch in dieser Saison wieder ein Stück weit um ihre Existenz.

Tarik Vahle hat den Traum eines jeden ambitionierten Basketballers gelebt. Er hat zwei Semester lang in San Diego studiert, vor allem hat er Basketball gespielt. Er hat sich einen Platz im College-Team erarbeitet, zweimal am Tag trainiert. Wenn er wollte, hat er geworfen – alleine in der Halle mit einer Wurfmaschine, die ihm die Bälle vor die Hände gerollt hat. Er hat seinen Körper im modernen Fitnessstudio des Colleges gestählt und bei Rostflecken auf dem Stahl hat er sich von Physiotherapeuten und Ärzten behandeln lassen. Dann ist er zurückgekehrt und hat das Profiteam der Nürnberg Falcons bei McFit getroffen – zwischen Hausfrauen und Feierabendpumpern.

Tarik Vahle ist ein sehr guter Basketballer, gut genug für die zweite Liga ist er nicht. Er wird in Nürnberg zu Ende studieren und nebenbei seinen Sport voller Leidenschaft ausüben. Bei den Falcons aber sind Basketballer angestellt, die bald zu gut sein sollen für die zweite Liga, Jugend- und Juniorennationalspieler, die den Klub schon jetzt prägen und deren Entwicklungen ein sehr guter Grund sind, künftig mal wieder in der Halle am Berliner Platz vorbeizuschauen.

Kaum Publikum

Allzu viele Menschen haben das zuletzt nicht mehr gemacht. Basketball war in Nürnberg nur für einzelne Spiele ein Publikumssport, für Spiele unter Beteiligung des Nationalteams oder der Exilanten aus Bamberg. Aber dass das Interesse gerade in einer Zeit abnimmt, in der die Falcons eine gute Idee mit aller Konsequenz über eine längere Zeit entwickeln, ist bedauerlich.

Ralph Junge ist der derzeit einzige Hauptverantwortliche in den beiden höchsten Ligen, der konsequent auf die Entwicklung von jungen deutschen Spielern setzt, der bereit ist, Moritz Sanders, Jonathan Maier oder Matthew Meredith Verantwortung zu übertragen. Das ist die Geschichte der Falcons 2017/2018. Natürlich werden auch die Falcons mit Importspielern auflaufen, dazu ist Junge allein aus finanziellen Gründen gezwungen – weshalb die Fluktuation hoch bleiben wird, weil jede dieser Low-Budget-Verpflichtungen Chance und Risiko zugleich sind. Trotzdem sind die Falcons der einzige Klub, bei dem die jungen deutschen (Halb-)Profis die Stars sein sollen und nicht US-amerikanischen Saisonarbeiter.

Dass sich derweil die geplante Trainingshalle noch immer nicht konkretisiert, die Organisation hinter der Mannschaft Mängelverwaltung bleibt, die Stadt eher verhindert als unterstützt, die Rahmenbedingungen schlechter sind als die drittklassiger US-Colleges und Junge die Verantwortung noch immer alleine schultern muss – das alles lässt das Konstrukt noch immer fragil erscheinen. Das Engagement und der Optimismus der wenigen Beteiligten aber sind bewundernswert. In Nürnberg weigern sich die ambitionierten Falcons den Traum von einem Leben im Profibasketball aufzugeben. Nebenbei sollten sie auch ordentlichen Sport anbieten.

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