Handball: TV Roßtal gewinnt Derby gegen Zirndorf

23.1.2018, 12:06 Uhr
Handball: TV Roßtal gewinnt Derby gegen Zirndorf

© Foto: Wolfgang Zink

Es war kein ganz normales Spiel, das machten schon die besonderen Bedingungen vor dem Anpfiff deutlich. Da wäre einmal die exzellent gefüllte Mittelschulhalle, Roßtals Rechtsaußen Manuel Urban sollte anschließend von der "besten Atmosphäre in dieser Saison" sprechen.

Darüber hinaus kennen sich die Mannschaften seit Jahren. Auf Seiten des TVR gab es alleine vier Spieler mit Zirndorfer Vergangenheit. Auch für die Trainer war es eine spezielle Begegnung: Roßtals neuer Coach Andreas Dörr traf auf seinen Ex-Verein, HGZ-Coach Stefan Nepf auf seine beiden Söhne Christoph und Nico.

Von diesen Randgeschichten konnten sich die Gäste zunächst besser freimachen, die massive 6:0-Deckung behagte den Roßtalern nicht wirklich. Es war bezeichnend, dass die Hausherren erstmals in der zehnten Spielminute in Führung gingen (4:3). Nach Urbans feiner Finte im Konter lag der TVR sogar mit zwei Toren in Front.

Die Zirndorfer ließen sich davon aber nicht wirklich beeindrucken, speziell Christian Keppeler verdeutlichte, warum ihm Stadelns Trainer Laszlo Ferencz jüngst Landesliga-Format attestierte. Den mit sieben Toren besten Werfer der Gäste bekam Roßtal kaum in den Griff.

Auf den 0:4-Lauf reagierte Dörr mit der Einwechslung von Lukas Franke. Mit dem sprung- und wurfgewaltigen Halblinken, der unter der Woche im Training erkrankt gefehlt hatte, kam nun mehr Gefahr aus dem Rückraum.

Das Roßtaler Problem blieben allerdings viele einfache technische Fehler, dazu hatten die Bibertstädter in vielen Szenen mehr Biss und Durchschlagskraft. Als die Zirndorfer mit einer 13:11-Führung in die Pause gingen, war Roßtal auf dem besten Weg, erstmals in dieser Spielzeit Punkte abzugeben.

Dieser Eindruck verstärkte sich, weil Rechtsaußen Pal Tomko mit einem feinen Heber kurz nach dem Wechsel auf 15:12 für die Gäste stellte. Es kam noch dicker für den TVR: Keppeler rauschte in die gegnerische Abwehr und traf Sebastian Schuh mitten im Gesicht. Der Roßtaler Routinier, der sich in der Vergangenheit schon häufiger an der Nase verletzt hatte, blieb benommen und blutüberströmt am Boden liegen. Erst nach mehrminütiger Unterbrechung konnte die Partie fortgesetzt werden – Schuh kehrte nicht mehr auf die Platte zurück.

Herz in die Hand

Die kurze Verschnaufpause half dann allerdings den Roßtalern mehr, speziell Spielmacher Steffen Schmitt nahm in der Folge mehrmals das Herz in die Hand. Beim 23:20 von TVR-Spielmacher Sören Hirschsteiner, der vor zwei Jahren noch das Zirndorfer Trikot getragen hatte, war zehn Minuten vor Schluss eine kleine Vorentscheidung gefallen.

Auch wenn Cornelius Will die Gäste mit einigen präzisen Würfen aus dem Rückraum noch einmal träumen ließ (25:26), ging am Ende der TVR zum 13. Mal in dieser Saison als Sieger vom Feld. Nach dem 29:26 waren auch die Verantwortlichen durchgeschwitzt, Dörr gestand seinem Ex-Klub ein: "Sie haben eine gute Abwehr gespielt, für die sie auch das entsprechende Personal haben. Die Qualitäten von Chris Keppeler kenne ich ja selbst gut genug."

Der siebte Heimsieg in dieser Saison war ein hartes Stück Arbeit. Zu hart, wenn es nach Linkshänder Urban geht: "Wir können seit Wochen nicht zufrieden sein mit der Leistung. Wir hatten kein deutliches Ergebnis mehr, das kann nicht unser Anspruch sein."

Beim Gegner herrschten gemischte Gefühle vor, Coach Nepf beispielsweise resümierte: "Wir haben eine geile Abwehr hingestellt, aber in den entscheidenden Phasen haben wir den Kopf verloren. Zum Teil wurde auch zu früh abgeschlossen." Dennoch war er stolz auf die Leistung seiner Mannschaft. "Wir haben Roßtal jetzt zweimal richtig geärgert und sie zum zweiten Mal in dieser Saison unter 30 Toren (TVR gewann 28:24 in Bad Windsheim, d. Red.) gehalten", lobte Nepf. Die Spieler wirkten da schon eine Spur enttäuschter. Linksaußen Fabian Könighaus merkte an: "Es ist schon sehr ärgerlich, da war wie im Hinspiel mehr drin. Wir hatten aber wieder nicht die nötige Cleverness."

Und warum hat Roßtal seit längerer Zeit schon Probleme, die vorhandenen PS auf die Straße zu bringen? Hirschsteiners Ansatz: "Man merkt brutal, dass im Angriff die Abstimmung noch nicht passt. In den zwei Wochen konnte der neue Trainer da jetzt noch nicht wirklich was verändern. Wir haben im Training auch eher Wert auf die Abwehr gelegt."

Speziell die Stimmung sei zumindest seit dem Trainer-Wechsel deutlich besser geworden. Aber: "Jetzt ist der Mannschaft auch klar, dass sie gefordert ist und nichts mehr auf andere schieben kann." Roßtaler Probleme im Januar 2018 bei 26:0-Punkten – solche hätte der Lokalrivale aus Zirndorf (10:14-Zähler) wahrscheinlich auch gerne.

TVR: Gerbing, O. Brandscher (beide Tor); Franke 3, Ehrmann 2, Schmitt 5/1, Schuh 3, A. Brandscher 7/2, Urban 1, Hirschsteiner 1, C. Nepf 3, Hofer 2, Gruber 2.

HGZ: Pfrengle, Goth (beide Tor); Keppeler 7, Könighaus 1, Will 5, Tomko 1, Maußner 2, Zöller 4, Kölbl 1, Bachmann 5/2.

Ergebnisse vom Wochenende

Bayernliga, Frauen: HSG Fichtelgebirge - HG Zirndorf 33:27, Tabellenplatz 6

Landesliga, Männer: MTV Stadeln - ASV Cham 28:26, Tabellenplatz 11

Landesliga, Frauen: MTV Stadeln - HSG Pleichach 35:23, Tabellenplatz 2

Bezirksoberliga, Männer: TV Roßtal - HG Zirndorf 29:26, TVR Tabellenplatz 1, HGZ Tabellenplatz 8; MTV Stadeln II - Post SV Nürnberg 34:35, Tabellenplatz 10

Bezirksoberliga, Frauen: TV Roßtal - HG Zirndorf II 27:24, TVR Tabellenplatz 8, HGZ Tabellenplatz 5; HG/HSC Fürth - HG Ansbach 16:35, Tabellenletzter

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