Handball: Von Roßtal nach Coburg

5.12.2017, 13:23 Uhr
Handball: Von Roßtal nach Coburg

© Fotos: Maximilian Schmidt, Jürgen Rauh/Zink

FÜRTH — Wer Dominik Bühler kennt, dem fällt die Veränderung sofort auf. Der ohnehin bullige Kreisläufer ist schlanker, athletischer und noch muskulöser geworden. In Zahlen drückt sich das so aus: Als das Handballtalent den TV Roßtal verließ, stand er bei 114 Kilo; schnell wurden daraus nur noch 104 Kilo, nun sind es 98. Der Wechsel im Sommer vom Landesliga-Absteiger Roßtal zum Drittligisten Coburg (die FN berichtete) hat nicht nur optisch einiges verändert.

Die Luftveränderung hat Bühler auch als Mensch reifen lassen. Zum ersten Mal wohnt er komplett alleine. "Das hat eigentlich von Anfang an gut geklappt", sagt er schmunzelnd. Laut eigener Aussage hätten sich speziell seine Kochkünste nun erheblich verbessert.

Auch handballerisch hat er in Coburg einiges dazugelernt – kein Wunder bei sechs Einheiten in der Vorbereitung. Die ungewohnte Belastung zehrte schon stark am Kräftehaushalt, da macht er gar kein Hehl daraus. Mittlerweile habe er sich aber daran gewöhnt. Auch unter der Saison trainiert der Drittligist viermal die Woche. Dazu kommen eine Krafteinheit und ein Spiel am Wochenende.

Besonders das Training bereitete ihm zu Beginn Probleme. "Am Anfang war es schon ganz anders. Es war schwer, den Inhalten zu folgen", gesteht der Roßtaler ehrlich. Es war vor allem die Geschwindigkeit, die ihm zu schaffen machte. Häufige Kritik der Trainer half aber auch, den Lernprozess zu beschleunigen.

Handball: Von Roßtal nach Coburg

Zwölf Jahre spielte Bühler in Roßtal. Er war einer der wichtigsten Spieler der Bayernliga-Jugend und wurde mit 17 Jahren in die erste Mannschaft beordert. Der stets steile Aufstieg wurde in Coburg dann abrupt gestoppt, zu Saisonbeginn saß der bis dahin Hochgelobte viele Minuten auf der Ersatzbank. "Ich wusste schon, dass es nicht so weitergeht wie vorher", erzählt der 1,86 Meter große Kreisläufer.

Der Schnitt war jedoch härter als gedacht: ohne Erfolgserlebnisse, ohne Familie, ohne Freunde, ohne Freundin, denn sie brach für ein Jahr nach Amerika auf. Der Teenager ertappte sich schon mal bei dem Gedanken, ob der Schritt der richtige gewesen sei: "Nicht, weil ich weniger gespielt habe, sondern mehr wegen der Allgemeinsituation."

Doch auch aus solchen kleineren Löchern hat er sich mit Bravour herausgezogen und ist mittlerweile fester Bestandteil einer Drittliga-Mannschaft. Bester Nachweis dessen: Beim 40:28 über Gelnhausen Ende Oktober überzeugte er auf ganzer Linie. Von Trainer Martin Röhrig gab es dafür einen Schulterklopfer. Noch eine Spur besonderer: "Nach dem Spiel kam auch der Trainer der ersten Mannschaft zu mir und hat mir gesagt, dass ich gut gespielt habe", berichtet Bühler von der Begegnung mit Jan Gorr, der mit dem Zweitligisten gerade auf Platz neun der Tabelle steht.

Deckung auf der Halbposition

Auf dem Feld zeigt sich die neue Wertschätzung darin, dass Bühler mittlerweile auch auf der Halbposition decken darf. "Mir wurde am Anfang vielleicht auch nicht so vertraut", glaubt er, "es hat sich schon etwas geändert." In den Partien selbst sei der größte Unterschied zur Landesliga vor allem die Athletik.

Kritisch geht Bühler auch mit seinem eigenen Spiel um: "Zuletzt hat es mit dem Abschluss nicht ganz so gut geklappt. In der Landesliga hat es so gereicht, wie ich geworfen habe." In den jüngsten Begegnungen hat er trotzdem immer getroffen.

Besonders seine neue Schnelligkeit half, oft netzte er in der zweiten Welle, wenn die gegnerische Abwehrreihe noch nicht gut sortiert war. Mit dem Saisonverlauf ist Bühler weitestgehend zufrieden: "Nur die letzten zwei Auswärtsspiele waren nichts, die hätten wir gewinnen müssen."

Nach 14 von 30 Spielen steht die Coburger Reserve auf Rang elf, das Ziel Nicht-Abstieg ist also durchaus ein realistisches. Neben dem Handball arbeitet Bühler bei einem Sponsor des Vereins auf 450-Euro-Basis. Wohnung und Ausrüstung stellen ihm der Verein.

Nach dem bestandenen Abitur wollte er sich erst orientieren, entschied sich deshalb gegen ein Studium oder eine Ausbildung. "Wenn man was machen will, bekommt man in Coburg volle Unterstützung. Sie haben da schon ein großes Netz", lobt der Neuling. Am Ende der Saison laufen beim Drittligisten viele Arbeitspapiere aus, auch sein Einjahresvertrag. Wie es weitergeht, entscheidet sich zu Beginn des neuen Jahres.

Die Heimat hat er derweil nicht vergessen. Immer, "wenn es sich ergibt", schaut er in Roßtal vorbei. Seine alte Mannschaft verfolgt er noch sehr aufmerksam: "Oft bin ich nach unseren Spielen nach Roßtal gefahren, um zuzusehen." Und wenn der Vertrag in Coburg nicht verlängert wird? "An sich würde ich nach Roßtal zurückkommen. Teilweise habe ich aber auch überlegt, ob man nochmal woanders hingeht, um ein bisschen höherklassiger zu spielen", erzählt Bühler. An seiner Einstellung und seinem Kampfgeist wird es jedenfalls nicht gelegen haben, wenn es in Coburg nicht klappen sollte.

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