Handball wie im Fieber: Die U23 des HC Erlangen dreht auf

12.3.2019, 16:00 Uhr
Bester werfer der Erlanger: Jakob Hoffmanns.

© Harald Sippel Bester werfer der Erlanger: Jakob Hoffmanns.

Stefan Bauer war der richtige Mann dafür, auch nach dem Spiel, nach einem großartigen Spiel, hatte er die Kraft dazu. Groß gewachsen, breite Schultern, starke Arme. Ohne Mühe trug der Handballer einen Bierkasten durch den Kabinengang. Sein Ziel: Die Umkleide, aus der Party-Musik dröhnte. Die Erlanger wollten feiern. Sie hatten auch allen Grund dazu.

Michael Haßferter war noch nicht in der Kabine, zuerst hielt ihn die Autorin dieser Zeilen auf, dann ging es direkt zur Familie auf die Tribüne. Zeit zum Feiern aber gab es an diesem Samstagabend ja noch genug. Die U23 des HC Erlangen hatte gerade GSV Eintracht Baunatal mit 29:23 besiegt. Entscheidenden Anteil daran hatte auch der HCE-Keeper, der die Gäste mit seinen Paraden zur Verzweiflung brachte.

In der ersten Halbzeit begannen die Hausherren wie wild, unbedingt, so hatten sie vorab ausgegeben, wollten sie diesmal ein Top-Drei-Team der Liga schlagen. Selten hatte ein Vorsatz so gut funktioniert. Jakob Hoffmanns, am Ende mit zwölf Toren bester Werfer, fand sofort ins Spiel, die Deckung stand kompakt, Haßferter erledigte den Rest. Nach fünf Minuten führte der HCE 5:0, zur Pause waren es sieben Tore Vorsprung (17:10).

Der hielt fast bis zur Schlussphase, erst in den letzten zehn Minuten drehten die Hessen auf, das Ergebnis wirkte daher nicht ganz so deutlich, wie das Spiel tatsächlich war. Tatsächlich war es eine Demonstration. "Jeder wollte den Sieg", sagt Haßferter, "weil wir wissen, wir gehören eigentlich oben hin, auf Platz zwei oder drei. Und wenn die Halle noch dazu voll ist, freuen wir uns alle." 405 Zuschauer waren in die Hiersemannhalle gekommen. Und sie sahen ein starkes Spiel.

"Im Spiel ist man voller Adrenalin"

Dass es ein so deutlicher Sieg war, "hat mich nicht überrascht", sagt Haßferter. Dabei konnten die Erlanger nicht in Bestbesetzung antreten, Florian Wagner saß zum Beispiel mit angebrochener Mittelhand auf der Tribüne. Und auch Michael Haßferter war angeschlagen. "Ich hatte seit Montag nicht wirklich trainiert", ein Infekt zwang den Keeper zur Pause. "Ich hatte Fieber, mir war schwummrig." Im Abschlusstraining ist der Torwart ein paar Bahnen gelaufen, mehr ging nicht. "Zuhause habe ich mich pflegen lassen, bis kurz vor dem Spiel habe ich auch viel Tee getrunken."

Sonderlob gab es für Torhüter Michael Haßferter (im grünen Pulli), hier im Bild von Sergei Gorpishin (dahinter).

Sonderlob gab es für Torhüter Michael Haßferter (im grünen Pulli), hier im Bild von Sergei Gorpishin (dahinter). © Foto: Harald Sippel

Dennoch gelang dem Keeper eine starke Leistung. "Wenn man eine Woche lang nicht trainiert, hat man ein paar Körner übrig", scherzte Haßferter später. "Im Spiel ist man voller Adrenalin. Man will alles geben." Dass es gegen Baunatal so gut klappte, lag — natürlich sagt er das — an der gesamten Mannschaft. "Wir haben uns gut vorbereitet. Im Hinspiel haben wir in der Abwehr viele Fehler gemacht, das war nun besser." Immer wieder hallte Haßferters Name übers Feld, der Hallensprecher wurde nie müde, den Torwart nach einer starken Parade auszurufen. "Das", sagt Haßferter, "ist mir nicht wichtig. Am Ende steht der Mannschaftserfolg über allem."

Nach einer schwierigen Hinrunde scheint der HCE auf dem richten Weg. 2019 gab es vier Siege, darunter der Erfolg im Derby gegen Bruck. Die beiden Niederlagen kassierte die U23 gegen die Spitzenteams der Liga, Eisenach und Nußloch. "Wir wollen wieder oben ran kommen", sagt Haßferter. "Dafür müssen wir von jetzt an jeden Gegner schlagen." Erstes Ziel war wieder, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Als Tabellensechster scheint das bereits erfüllt.

"Wenn wir unsere Leistung abrufen und uns reinhängen, können wir in der dritten Liga jeden schlagen." Der Torwart ist angriffslustig, will mehr. Platz zwei aus der Vorsaison ist nicht vergessen. "Wir haben so viele junge Spieler, wenn die alle so weit sind, wie sie sein können, wenn Benedikt Kellner wieder zurückkommt, haben wir so viel Potenzial. Dann sind wir jedes Jahr top in der dritten Liga."

Wie geht es weiter? Der Profi-Vertrag läuft aus

Wie lange Michael Haßferter noch dabei sein wird, ist nicht entschieden. Sein Profi-Vertrag läuft Ende der Saison aus. Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen hat es noch nicht gegeben. "Ich mache mir darüber aktuell Gedanken", sagt Haßferter. In der Drittliga-Mannschaft fühlt sich der 23-Jährige wohl, im Profi-Team allerdings hat er mit Nikolas Katsigiannis und Gorazd Skof zwei erfahrene Keeper vor sich. "Von ihnen lerne ich sehr viel", und wenn Haßferter gebraucht wird in der Bundesliga, ist er da. Enttäuscht ist der Schlussmann deshalb nicht, ihm bleibt noch Zeit. Doch klar ist auch: "Jeder möchte mal in der ersten oder zweiten Liga spielen." Bis es soweit ist, kann es aber schon noch ein paar Kabinenpartys mit der U23 geben.


Ein Interview mit Michael Haßferter hören Sie auch im neuen Lokalsportcast, dem Sport-Podcast der Erlanger Nachrichten.

 

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