Hanno Behrens über das Auf und Ab beim Club

16.1.2019, 06:00 Uhr
Der Kapitän im Training: Hanno Behrens unter der Sonne Südspaniens.

© Sportfoto Zink Der Kapitän im Training: Hanno Behrens unter der Sonne Südspaniens.

Die Worte passten perfekt zur gerade um den 1. FC Nürnberg herum entstehenden Euphorie. Hanno Behrens sagte sie, als er im Sommer 2017 gerade zum Kapitän des 1. FC Nürnberg gekürt worden war. Eines 1. FC Nürnberg, der in diesem Sommer 2017 gerade den Eindruck machte, als könnte doch mal wieder alles einigermaßen gut werden. "Es ist eine große Ehre, für den 1. FC Nürnberg die Binde zu tragen", sagte damals also Behrens, "das kann man später seinen Kindern erzählen."

Es wurde dann alles gut, im Sommer 2018 kehrte der Club mit dem Kapitän Behrens in die Bundesliga zurück. Wenn Behrens also irgendwann einmal seinen Kindern die Geschichte seines Lebens mit dem Club erzählt, dürfte die Ereignisse um den Aufstieg relativ großen Raum einnehmen - den Januar 2019 hingegen dürfte Behrens großzügig aussparen. Von Euphorie ist ja nichts mehr zu spüren, stattdessen ist längst die Sorge zurückgekehrt, dass mit diesem FCN nichts mehr gut wird.

 

Nach einer ordentlich misslungenen Vorrunde konnte auch der Trainingsausflug nach Spanien nichts ändern am trüben Gesamteindruck. Zumindest gab es nach der Rückkehr keinen einzigen Artikel in den Zeitungen, der zu irgendeiner Art von Zuversicht beitragen könnte. Immerhin: Behrens bekommt von all dem nichts mit, weil er "momentan wenig Zeitung" liest.

Typisch Nürnberg?

Es ist das, was Fußballprofis seit Jahrzehnten sagen, wenn es nicht so recht läuft auf dem Platz. Dass es nicht so recht läuft auf dem Platz ist mit Blick auf den 1. FCN eine nette Untertreibung, war aber so schon vor der Saison zu befürchten. Damals sprachen auch unter den Fans alle vom Abstiegskampf, konnten sich darunter aber offenbar nicht viel vorstellen - oder verwechselten ihn mit dem Kampf um die Plätze in einem der europäischen Wettbewerbe. Als der Abstiegskampf dann Realität wurde, brach Panik aus - wie das ebenfalls seit Jahrzehnten eine unschöne Routine rund um Fußballvereine ist.

Überrascht, sagt Behrens, ist er nicht von der Wucht der öffentlichen Meinungen, er sieht das als typisch Nürnberger Art. "In Nürnberg geht es sehr schnell in die eine, aber auch in die andere Richtung", sagt Behrens, "momentan ist alles negativ, meiner Meinung nach zu viel."

Dass unter diesen negativen Dingen auch seine Motivation leiden könnte, dem 1. FC Nürnberg ein Anführer zu sein, will Behrens nicht zugeben. Das Kapitänsamt, sagt Behrens, "ist eine Freude, es ist eine Herausforderung". Eine Herausforderung dürfte vor allem Behrens interne Rolle sein. Nachdem Trainer Michael Köllner öffentlich einstige Führungsspieler wie Mikael Ishak und Georg Margreitter für eine wenig gelungene Vorrunde getadelt hat, dürfte die Stimmung innerhalb der Mannschaft nicht unbedingt gestiegen sein.

Immerhin vom Versuch, "positive Stimmung reinzubringen", erzählt Behrens nach der ersten Trainingseinheit nach der Rückkehr aus Spanien. Wie es ihm gelingt, lässt er offen. Und überhaupt: "Ich habe nicht mitbekommen, welche Kritik es gab."

"Es kommt viel Negatives von außen"

Es sind das die wenig überraschenden Antworten eines Menschen, der sich erst im Oktober darüber beklagt hat, dass man "als Spieler kaum noch öffentlich seine Meinung sagen kann". Dass gleichzeitig sehr viel mehr Menschen ihre Meinung mit einer interessierten Öffentlichkeit teilen können, macht die Sache nicht einfacher für einen Fußballprofi. "Es kommt viel Negatives von außen", sagt Behrens.

Er versucht nun, diese negative Sichtweise auf die Dinge im eigenen Denken nicht überhandnehmen zu lassen. Es sind ja eigentlich die schönsten Monate für den Fußballspieler Behrens, der wie so viele seiner Kollegen erstmals die erste Liga erleben darf. "Eine Geschichte für Fußball-Romantiker" - so überschrieb im Sommer die FAZ ein Porträt Behrens', weil der über so viele Umwege in die erste Liga gekommen war.

Er versucht, sich diese Romantik zu bewahren. "Die Freude darüber, dass wir in der Bundesliga spielen, ist nicht vergangen, dafür mussten wir hart arbeiten", sagt Behrens also auch noch. Und: "Wir haben noch die Chance, den Klassenverbleib zu schaffen." Das will zurzeit rund um den FCN bloß niemand hören.

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