Hartnäckiges Feilschen unter Freunden

16.6.2012, 20:00 Uhr
Hartnäckiges Feilschen unter Freunden

© dpa

Helmut Hack fliegt heute mit seiner Frau Karin für eine Woche nach Mallorca. Beide sind passionierte Golfer. Allerdings wird der Vereinspräsident der Spielvereinigung – wie in fast jedem Sommerurlaub – häufig das Handy am Ohr haben. Der Saisonbeginn naht, und der Bundesliga-Aufsteiger ist auf einer Schlüsselposition immer noch unbesetzt. „Da kann ich nicht sagen, ich bin jetzt mal nicht zu sprechen“, sagt Hack.

Immerhin dürften die anstehenden Verhandlungen nicht unangenehmer sein als unbedingt nötig. Der Kleeblatt-Boss redet ja mit den alten Bekannten aus Mainz. Wie innig das Verhältnis ist, zeigte sich zuletzt, als die Spielvereinigung in der Fürther Comödie ihren Aufstieg feierte. Damals war Harald Strutz nicht nur als Vorstandsmitglied der Deutschen Fußball-Liga anwesend. Der Präsident des FSV Mainz05 und sein Fürther Amtskollege kennen, schätzen und duzen sich. Strutz, sagte Helmut Hack damals, sei „ein persönlicher Freund“.

Solche Beziehungen sind auch im Fußballgeschäft hilfreich. „Da muss man nicht rumpokern wie mit manchen anderen, da kann man sich einschätzen und redet intern Klartext“, verrät Hack.

Bereits fünf Spielertransfers haben die Fürther und die Mainzer in den vergangen Jahren gemeinsam abgewickelt. Milorad Pekovic kam vom FSV, Petr Ruman, Sami Allagui, Marco Caligiuri und Nicolai Müller gingen den umgekehrten Weg. Nie gab es irgendwelche negativen Begleiterscheinungen, zumindest keine, die an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Auch im Fall Zoltan Stieber haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart, zumindest was das Finanzielle angeht. Die 800000 Euro, die in manchen Blättern als die Summe genannt werden, die Mainz für Stieber mindestens verlangt, seien „reine Spekulation“, behauptet Hack.

FSV-Manager Christian Heidel gibt ebenfalls „keine Wasserstandsmeldungen“ zu diesem Thema ab. Unstrittig ist, dass Stieber zu den Fürthern wechseln will und diese wiederum in dem 23-Jährigen ihren Wunschkandidaten für den verwaisten linken Flügel sehen.

Der junge Ungar ist ein dribbelstarker Angreifer, der beim selbst ernannten Karnevalsverein dem Vernehmen nach weder mit dem Spielsystem noch mit den ständigen Personalrochaden von Trainer Thomas Tuchel zurechtkam. Ins Fürther 4-4-2-System, in dem es extrem wichtig ist, dass die Außenspieler in der Lage sind, im Eins-gegen-Eins in den Rücken der Abwehr vorzustoßen. könnte Stieber besser passen. „Das ist genau der Spielertyp, den wir brauchen“, meint Hack.

Bekanntlich ist der Posten im offensiven Mittelfeld seit dem Wechsel von Stephan Schröck zur TSG Hoffenheim vakant. Selbst der Kleeblatt-Boss, der normalerweise bei solchen Gelegenheiten allerhand Aspekte ins Feld führt, die den Ausgang von Verhandlungen unberechenbar machten, sagt diesmal ohne Umschweife: „Es geht nur ums Geld.“

„Komplizierter als vorher“

Bei aller Freundschaft, unter Wert wollen die Mainzer den schnellen Ungarn, der sich 2010/2011 mit einer phänomenalen Saison bei Alemannia Aachen für einen Wechsel in die Bundesliga empfahl, nicht abgeben. „Ich hab’ denen ja auch nie was geschenkt“, räumt Hack schmunzelnd ein. Zwischenzeitlich herrschte sogar völlige Funkstille, weil die Vorstellungen beider Parteien zu weit auseinander lagen. In gewisser Weise bedauert Hack, dass die Spielvereinigung nicht mehr als bettelarm durchgeht, seit sie ihren Etat auf 12 Millionen Euro erhöht und damit annähernd verdoppelt hat. „Manche Dinge sind komplizierter als vorher.“

Sollte es irgendwann zu einer Einigung kommen, wäre Stieber für das Kleeblatt fraglos der teuerste Einkauf aller Zeiten. Den bisherigen Rekord in dieser Hinsicht hält Piotr Reiss. Der polnische Stürmer kam 2001 für rund 500000 Mark von Hertha BSC. Dafür wird Stieber auf keinen Fall zu haben sein.

3 Kommentare