1:3! Mathenia hält's für den FCN eine Hälfte offen

20.10.2018, 17:27 Uhr
Überragende Premiere! Christian Mathenia parierte gefühlt dutzendfach glänzend gegen Hoffenheim. Am Ende musste jedoch auch der Club-Keeper in die erste Nürnberger Heimniederlage 2018/19 einwilligen.

© dpa Überragende Premiere! Christian Mathenia parierte gefühlt dutzendfach glänzend gegen Hoffenheim. Am Ende musste jedoch auch der Club-Keeper in die erste Nürnberger Heimniederlage 2018/19 einwilligen.

Der Trainer hatte sich zur Vorbereitung einen Abstecher in die Champions League gegönnt. Die TSG Hoffenheim, am Samstagnachmittag zu Gast im Max-Morlock-Stadion, misst sich ja hin und wieder mit den besten Mannschaften Europas, gegen Manchester City verlor der Dorfklub nur mit 1:2. Michael Köllner wird sich ein paar Notizen gemacht haben. Unter anderem, dass Pep Guardiolas Weltauswahl nicht viel besser war an diesem Abend.

Der 1. FC Nürnberg, neulich von einem anderen Champions-League-Teilnehmer 0:7 platt gemacht und auch gegen einen Vertreter aus der Europa League beim 0:6 einigermaßen überfordert, wollte die Hoffenheimer deshalb auch keinesfalls an ihrer durchwachsenen Bundesliga-Performance der vergangenen Wochen messen, sondern der individuellen Klasse. Davon haben sie eine ganze Menge, der Club wollte eine richtige Mannschaft dagegen stellen – und konnte die Begegnung verhältnismäßig lange offen halten.

Unterhaltsam und einseitig

Nach 90 unterhaltsamen, aber doch relativ einseitigen Minuten stand eine 1:3-Heimniederlage, die letztlich auch in Ordnung ging. Die TSG hatte spielerisch einfach wesentlich mehr drauf und konnte auch jederzeit das Tempo derart verschärfen, dass die Nürnberger, wie beim 1:2 durch Reiss Nelson (56.), einfach nicht mehr hinterherkamen. Hanno Behrens hatte den Club per Foulelfmeter in Führung gebracht (18.), Nelson fünf Minuten nach der Pause ausgeglichen, Adam Szalai sorgte für die Entscheidung.

Drei Veränderungen hatte Köllner vorgenommen in seiner Startformation; Christian Mathenia rückte für Fabian Bredlow zwischen die Pfosten, Robert Bauer ersetzte links hinten den Rot-gesperrten Tim Leibold, außerdem durfte sich Federico Palacios zunächst auf der rechten Außenbahn präsentieren. Beim Versuch, auch das zweite Debakel der noch jungen Saison umgehend zu korrigieren. An den Fans und ihrer Leidensfähigkeit sollte es nicht scheitern. "Auch wenn du mich in den Wahnsinn treibst", stand auf einem Transparent in der Nordkurve, "steh ich immer treu zu dir".

Sie ließen ihre Ankündigung auch lautstarke Unterstützung folgen, die ihre Mannschaft sehr gut gebrauchen konnte, besonders beim gemeinsamen Verteidigen. Die Gäste waren deutlich öfter und wesentlich länger in Ballbesitz, liefen sich aber zunächst immer fest oder scheiterten an Nürnbergs neuer Nummer eins.

Mathenia parierte, was es zu parieren gab, egal ob oben rechts der unten links, insgesamt sechs mehr oder weniger platzierte Schüsse auf seinen Kasten. Allein drei Mal scheiterte Vizeweltmeister Andrej Kramaric, die wahrscheinlich beste Möglichkeit für Hoffenheim vergab Verteidiger Ermin Bicakcic, der in der vierten von insgesamt sieben Minuten Nachspielzeit selbst aus vier Metern nicht einköpfen konnte.

Behrens belohnt couragierten Club

Die Auseinandersetzung war da längst eine ausgesprochen hektische geworden, wofür vor allem das Schiedsrichtergespann mit vielen überzogenen Entscheidungen gesorgt hatte. Drei Gelbe Karten für Nürnberg standen nach den ersten 45 Minuten in der Statistik, allerdings auch ein Elfmeter, nachdem sich Adams im Strafraum einen überflüssigen Schubser gegen Virgil Misidjan geleistet hatte. Hanno Behrens verwandelte souverän – das 1:0 in der 18. Minute durfte man zunächst als verdient bezeichnen, weil der Club in Person von Mikael Ishak (2./35.) zwei gute Möglichkeiten vergab und der Champions-League-Teilnehmer im Strafraum die nötige Entschlossenheit vermissen ließ.

Nürnberg verteidigte kompromisslos, gab die Kugel aber häufig zu schnell wieder her. "Sie werden nicht zwingend einen Bus vor dem Tor parken, aber vermutlich defensiver stehen als gegen Dortmund und Leipzig", mutmaßte TSG-Trainer Julian Nagelsmann und lag mit seiner Prognose ziemlich richtig. "Brutal kompakt", wie vom Kollegen Köllner gefordert, wehrte der Aufsteiger einen Angriff nach dem anderen ab, musste aber bereits ab der 41. Minute ohne seinen zentralen Stürmer zurechtkommen; Ishak tat offenbar das linke Knie weh, für ihn rückte Törles Knöll ins offensive Zentrum.

Reiss-Brettarbeit und rasante Kombination

Am Verlauf des Nachmittags sollte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht viel ändern. Hoffenheim baute enormen Druck auf, Nürnberg stand tief und lauerte auf Konter. Die Taktik ging allerdings nicht mehr lange auf; fünf Minuten nach der Pause hob Pavel Kaderabek den Ball in die Mitte, wo Reiss Nelson mit einer Direktabnahme das verdiente 1:1 erzielte.

Der Club brachte auch fortan kaum noch Entlastung zustande und wurde für seine Passivität prompt mit dem 1:2 bestraft. Nelsons zweitem Treffer war eine atemberaubend rasante Kombination über fünf Stationen vorausgegangen, die etliche Nürnberger einigermaßen verwirrt zurückließ. In der 67. Minute genügte eine simple Flanke, um den Defensivverbund zu entblößen; Adam Szalai war Georg Margreitter enteilt und köpfte zum 3:1 ein.

Kerk kehrt zurück

Die vorübergehende Begeisterung wegen Sebastian Kerks Comeback nach fast 14 Monaten Pause überstand somit nur ein paar Momente; Kerem Demirbays Freistoß verfehlte sein Ziel wenig später nur um Zentimeter, bei ungünstigerem Verlauf hätte es den Club erneut böse erwischen können am achten Spieltag.

Die Beobachter von Olympique Lyon dürften einiges zu berichten haben. Am Dienstag müssen die Franzosen in Sinsheim antreten, es ist wieder Champions League, Michael Köllner wird sich aber auf den Donnerstag konzentrieren – wenn Eintracht Frankfurt, der nächste Heimgegner der Nürnberger, in der Europa League eingreift. Ob seine Spielbeobachtung diesmal etwas bringt, wird man am Sonntag ab 13.30 Uhr sehen.

1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini, Mühl, Margreitter, Bauer - Petrak - Löwen, Behrens - Palacios (66. Kerk), Misidjan (86. Kubo) - Ishak (41. Knöll)

TSG Hoffenheim: Baumann - Bicakcic, Vogt, Adams (68. Akpoguma) - Kaderabek, Grillitsch (46. Szalai), Schulz - Demirbay , Nelson (70. Hoogma) - Joelinton, Kramaric

Tore: 1:0 Behrens (Foulelfmeter, 18.), 1:1 Nelson (50.), 1:2 Nelson (57.), 1:3 Szalai (67.) | Gelbe Karten: Valentini, Misidjan, Löwen, Mühl - Grillitsch, Vogt | Schiedsrichter: Zwayer (Berlin) | Zuschauer: 36.742.

+++ Der Live-Ticker zum Nachleiden +++

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