HCC landete auf Platz vier und hat doch keine Zukunft

29.5.2015, 11:20 Uhr
HCC landete auf Platz vier und hat doch keine Zukunft

© Archivfoto: W. Zink

Martin Auer war erst wenige Monate im Amt, da trieb ihn eine Frage um: „Geht das auf Dauer oder muss man den Spielbetrieb irgendwann sein lassen?“ Darüber grübelte der Vorsitzende des HC Cadolzburg im vergangenen Jahr.

Als sportliche Nummer zwei hinter der HG Zirndorf etabliert, plagt den Verein seit jeher ein strukturelles Problem: Den Handballerinnen fehlt eine eigene Halle, die Schulturnhalle in der Marktgemeinde ist schlichtweg zu kurz für den Spielbetrieb in der Landesliga.

Seine Duelle trug der Klub deshalb in Schweinau aus. Nach einer Saison im Nürnberger Exil steht nun fest: Auers Befürchtung wird wahr, der HCC zieht seine erste Frauen-Mannschaft zurück – und das als Tabellenvierter. Doch die Probleme mit der Heimspielstätte sind nicht die einzigen, die zu diesem drastischen Schritt geführt haben: „Es wurde von Vereinsseite über Jahre versäumt, sich um qualitativ hochwertige Neuzugänge zu kümmern, mit denen man die Abgänge kompensieren könnte“, sagt Spielleiterin Claudia Wild. Deshalb habe schon vor Saisonbeginn eine gewisse Unruhe in der Mannschaft geherrscht, mit einer sehr dünnen Personaldecke ging man die Spielzeit an. „Der Kader war eigentlich nicht durchgängig landesligatauglich“, erklärt Wild, die letztlich „den Hut vor den Mädels ziehen muss“.

Denn zu schlechter Stimmung führte all das nicht. Selbst als das Ende nahte, war von Resignation nichts zu spüren. Die Mannschaft drehte nochmals auf und gewann die letzten drei Partien ihrer noch jungen Geschichte allesamt.

Nach nur sechs Jahren nimmt das Kapitel leistungsorientierter Handball in Cadolzburg nun ein Ende. Claudia Wild findet das „unheimlich schade, vor allem, weil es definitiv keine Zukunft gibt“. Die Zukunft des Vereins liegt stattdessen wieder im klassischen Amateurbereich. Von den bisherigen drei Teams bleibt nur noch eines übrig, das in der Bezirksklasse, also ganz unten, spielen wird.

Im Jugendbereich gibt es seit geraumer Zeit eine Kooperation mit der HG Zirndorf und dem TSV Altenberg. Der Nachwuchs der drei Landkreis-Vereine tritt als „Jugendspielgemeinschaft (JSG) Fürther Land“ an und trainiert in Zirndorf und Oberasbach. Auch die Damen werden höchstwahrscheinlich innerhalb der Landkreisgrenzen Asyl finden.

Zufriedenstellend ist all das nicht, findet auch Martin Auer, der das Konzept eines Sportvereinszentrums ins Gespräch gebracht hatte (wir berichteten).

Mittlerweile hat der Marktgemeinderat ein „Sportentwicklungskonzept“ in Auftrag gegeben, das „die Bedürfnisse aller sozialen Gruppen wie Vereine, Kindergärten und der Volkshochschule ermitteln soll“. Dabei habe, so der Vorsitzende des HCC, großer Konsens bestanden, dass die Außenanlagen ausreichend seien, aber beim Thema Halle Aufholbedarf besteht.

„Wir haben in Cadolzburg mehrere große Abteilungen unterschiedlicher Sportarten, der Handball ist nur ein Teil davon“, sagt Auer. Will heißen, der Bedarf für eine neue und moderne Sportstätte wäre da. Er selbst ist jedenfalls überrascht, wie positiv die Resonanz auf seinen damaligen Vorschlag war. Womöglich hat er damit auch seine Kollegen in den anderen Cadolzburger Vereinen wachgerüttelt. Für die Handballerinnen kommt dieser Weckruf allerdings zu spät.

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