HCE: Der nächste Schritt der Evolution

NÜRNBERG - "Kiel war gestern, Melsungen ist morgen." Frank Bergemann, Trainer des Bundesligisten HC Erlangen, wollte diesen Satz keineswegs nur wörtlich verstanden wissen. Schließlich stellt sich mit dem Europapokal-Starter MT Melsungen am Mittwoch (20.15 Uhr) der bislang wohl stärkste Gast in der Nürnberger Arena vor

Auch wenn der aktuelle Tabellenplatz der Nordhessen nicht unbedingt deren Erwartungen zu Saisonbeginn entspricht. Rang 13 belegt die Melsunger Turngemeinde derzeit, hat zwei Pluspunkte mehr und vier Minuszähler weniger als die Erlanger. "Sie hatten zu Saisonbeginn keinen richtigen Flow", meinte Bergemann zum Gegner.

Obwohl in dessen Reihen mit den Müller-Brüdern Michael und Philipp (beide Rückraum) sowie Linksaußen Michael Allendorf, Kreisläufer Felix Danner und Rechtsaußen Johannes Sellin fünf Leistungsträger des deutschen Nationalteams stehen. Dazu kommen mit Mikael Appelgren und Per Sandström zwei Weltklassetorhüter und das Rückraumass Momir Rnic, laut Bergemann "einer der begehrtesten Halblinken in Deutschland".

Sehr nüchternen, überaus effizienten Handball attestierte der HCE-Trainer der MT, dazu "eine sehr robuste Spielweise, auch in den Zweikämpfen". Die der HCE in der letzten Saison kennenlernte, als er daheim im DHB-Pokal beim 24:33 chancenlos war. "Da prasselten viel Kritik und Besserwisserei auf uns nieder - wir hätten in der ersten Liga nichts zu suchen", ärgern Bergemann noch heute so manche Reaktion von damals.

"Natürlich haben wir den Pokal irgendwo im Hinterkopf - wir wollten zeigen, dass wir gegen einen Erstligisten mithalten können, doch das Resultat war sehr ernüchternd", blickte auch Linkshänder Oliver Heß vor dem Wiedersehen mit Melsungen zurück. Jetzt wollten er und seine Teamkollegen zeigen, dass sie inzwischen auch gegen derart starke Mannschaften bestehen können, die HCE-Geschäftsführer Stefan Adam direkt hinter den drei führenden deutschen Teams THW Kiel, Rhein-Neckar Löwen und SG Flensburg-Handewitt einordnet.

"Wir müssen in den Kampf reinkommen und das Spiel lange offenhalten - dann haben wir auch eine Chance zu gewinnen", formulierte Heß den HCE-Plan. Und zeigte sich als folgsamer Zuhörer Bergemanns: "Auch wenn das Ergebnis in Kiel negativ war – wie wir uns dort präsentiert haben, hat uns einen Schritt nach vorne gebracht."

Sie hätten "Euphorie" aus dem hohen Norden mitgebracht, "aber wir werden uns jetzt nicht überschätzen". Ob Sebastian Preiß, der in Kiel wegen einer Muskelverletzung im linken Oberschenkel gefehlt hatte, spielen kann, ist laut Bergemann noch offen. Der Abwehrchef werde täglich intensiv behandelt und wollte Montagabend ins Mannschaftstraining zurückkehren, sein Einsatz entscheidet sich kurzfristig.

Im Vorverkauf merke man, dass es sich bei der Partie gegen Melsungen um das erste Wochentagsspiel in der Arena handelt, sagte Adam. Er hoffe aber auf die Schlussphase des Ticketverkaufs, ließ jedoch durchblicken, dass die bisherigen Zuschauerzahlen wohl nicht ganz erreicht werden. Die Shuttlebusse fahren wie gewohnt (Herzogenaurach 18 Uhr, Erlangen-Busbahnhof 18.30). Dann werden die HCE-Fans ihre Hoffnungen vor allem auch wieder auf Torjäger Ole Rahmel setzen. Der ist als einziger Erlanger in den Kader berufen worden, aus dem die Handballfreunde bis zum 1. Dezember per Online-Voting das Aufgebot für das All-Star-Game am 6. Februar 2015 in der Nürnberger Arena bestimmen können.