HCE lässt sich von seinen Fans zum Derbysieg tragen

18.10.2015, 17:54 Uhr
Der Bengalo-Nebel hing noch in der Luft, doch dieser unschöne Vorfall hinderte die HC-Spieler nicht daran, ausgelassen und mit den Fans den verdienten Derbysieg gegen Coburg zu feiern.

Der Bengalo-Nebel hing noch in der Luft, doch dieser unschöne Vorfall hinderte die HC-Spieler nicht daran, ausgelassen und mit den Fans den verdienten Derbysieg gegen Coburg zu feiern.

Die 27. Minute war der Knackpunkt des hochemotionalen Derbys in der Arena: Das Schiedsrichtergespann zeigte beim Stand von 14:11 für Erlangen Pavel Horak die Rote Karte für eine Aktion gegen Coburgs Billek, die allenfalls eine Zwei-Minuten-Strafe wert war. „Ich habe den Ball berührt und auch ihn getroffen – sicher war das ein Foul“, räumte Horak sogar ein. Die Erlanger Fans waren jedenfalls empört und Billek als angeblicher Schauspieler musste die Fehlentscheidung der Schiedsrichter bis Spielende ausbaden: Jeder Ballbesitz des Coburgers wurde von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet, das Erlanger Team nun noch vehementer unterstützt als zuvor.

Ganz kurz schien es dennoch als hätte die Rote Karte das Erlanger Spiel gestört, denn Coburg kam wieder auf ein Tor heran, doch Nikolai Link sorgte noch für den 15:13-Pausenstand.

Danach zeigte sich dann, was für Kräfte die unberechtigte Rote Karte freigesetzt hatte: Mit den Fans im Rücken, die nun den über 600 Mann starken Gästeanhang völlig im Griff hatten, zog der HCE auf und davon — „für Pavel“, wie Niko Link später sagte. Erst nach fünf Erlanger Toren und acht Minuten fiel dann per Siebenmeter der erste Coburger Treffer in Hälfte zwei. Pavel Horak, der sich kurz nach Wiederbeginn unter die Zuschauer gemischt hatte, empfand die hohe Führung als Riesenerleichterung: „Die Jungs haben das super gemacht.“

"Mario war heiß"

Das erste Feldtor der Gäste ließ sogar bis zur 40. Minute auf sich warten, denn Mario Huhnstock im Erlanger Tor lief nach seinen Durchhängern in den zurückliegenden Spielen im Derby zur Hochform auf: Mit über 20 Paraden im gesamten Spiel war er der Erlanger Sieggarant. „Ich bin froh, dass mir der Trainer in diesem besonderen Spiel sein Vertrauen geschenkt hat“, so der Keeper. „Mario war im Training richtig heiß, das war genau richtig für das Derby“, begründete Trainer Robert Andersson seine Torhüterauswahl.

Huhnstock hatte schnell ins Spiel gefunden und mit ihm auch die zuletzt recht unsichere Abwehr. Die habe endlich wieder einmal mit Kopf und Ruhe gespielt, konstatierte Andersson. So konnte der Gast aus Oberfranken nur beim 3:2 in der 5. Minute in Führung gehen, danach gelang den Coburgern nur noch ein einziger Ausgleich zum 4:4. Dem HCE glückte nun nahezu alles, die teils herrlich herausgespielten Tore wie beim Zusammenspiel von Ole Rahmel und dem starken Martin Stranovsky zum 8:5 begeisterten die Fans.

Eine emotionale, aber nie unfaire Stimmung

Maximal auf fünf Tore ließ der HCE den HSC noch herankommen und Gästetrainer Jan Gorr räumte später offen ein, dass sein Team — das in der 48. Minute eine ebenfalls überzogene Rote Karte gegen Kirveliavicius wegstecken musste — in jeder Hinsicht unterlegen war. Nun müsse man die Lehren aus den beiden Niederlagen gegen die Spitzenteams aus Minden und Erlangen ziehen, so Gorr, der wie HC-Kollege Andersson begeistert war von der Atmosphäre, die die über 5000 Handballfans in die Arena gezaubert hatten.

Die emotionale, aber nie unfaire Stimmung beider Fanlager wurde in der Schlussphase allerdings von einem einzigen Coburger „Fan“ beinahe zerstört, der einen brennenden Bengalo in die am Spielfeldrand stehende Supporters Crew der Erlanger warf, die gerade eben ihr „Derbysieger“-Transparent ausgerollt hatte. Er konnte von den Sicherheitskräften gestellt werden und die unverletzt gebliebenen Fans nach dem Schlusspfiff so unbekümmert weiter feiern, wie man es vom Handball eigentlich gewohnt ist.

HC Erlangen: Stochl (für einen 7m/ 38.), Huhnstock; Theilinger (4), J. Link (3), Preiß (4), Herbst (n.e.), Nienhaus, Heß, Djozic (n.e.), Rahmel (5), Stranovsky (7), Horák (1), N. Link (6), Thümmler (1).

HSC 2000 Coburg: Kulhanek (21.-39.), Krechel; Hagelin, Wucherpfennig, Kelm (3), Gerlich (5/3), Kirchner (1), Vitek, Riha, Coßbau (1), Billek (6), Riehn (3), Harmandic (1), Kirveliavicius (4).

Zuschauer: 5033. Schiedsrichter: Sebastian Grobe/ Adrian Kinzel. Siebenmeter: 0:3/2.

Zeitstrafen: 8 Min. (N. Link (2), Preiß, Rahmel) – 12 Min. (Kirveliavicius (2), Kelm, Vitek, Riha, Harmandic). Rote Karte: Horak (27.) – Kirveliavicius (48.).

Torfolge: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3, 3:3, 4:3, 4:4, 6:4, 6:5, 8:5, 8:6, 9:6, 9:7, 10:7, 10:9, 11:9, 13:10, 13:11, 14:11, 14:13, 15:13 (Pausenstand); 20:13, 20:14, 21:14, 21:15, 22:15, 22:17, 23:17, 23:18, 25:18, 25:20, 26:20, 26:21, 28:21, 28:22, 29:22, 29:23, 30:23, 30:24, 31:24.

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