HCE: Tränen, Bier und ein Fleck auf der weißen Heimweste

30.5.2016, 10:40 Uhr
Ausgelassene Feier: Bierdusche für HCE-Co-Trainer Stefan Mittag durch Sebastian Preiß.

© Sportfoto Zink / WoZi Ausgelassene Feier: Bierdusche für HCE-Co-Trainer Stefan Mittag durch Sebastian Preiß.

Noch lange nach Spielende und als in der Arena schon fast wieder Ruhe eingekehrt war, gestand der HCE-Aufsichtsratsvorsitzende Carsten Bissel, wie sehr ihn der Abschied von Jan Stochl, Christoph Nienhaus, Sebastian Preiß, Tobias Rivesjö, Denni Djozic und Oliver Heß berührt. Vor allem Letzterer ist Bissel in den vergangenen fünf Jahren ans Herz gewachsen: "Ich weiß noch wie ich damals bei Familie Heß im Wohnzimmer saß, um alle vom Wechsel nach Erlangen zu überzeugen", erinnerte sich Bissel bei der Verabschiedung der Spieler zurück. "Als ich das geschafft hatte, bin ich richtig glücklich nach Hause gefahren."

In die Herzen der Fans haben sich alle sechs scheidenden Akteure gespielt, und so wurden alle auch verabschiedet: Mit großem Applaus – egal ob jemand wie Rivesjö fast nur eine halbe Saison hier war oder acht Jahre wie Christoph Nienhaus. "Er hat uns wirklich auf ein ganz neues Niveau gebracht", sagte Bissel. "Er ist ein unheimlich guter Typ." Weder Nienhaus noch Sebastian Preiß versuchten, ihre Emotionen und Tränen zu verbergen, als der endgültige Abschied plötzlich greifbar war.

"Ich werde verfolgen, was ihr macht", versprach Preiß, dessen Wechsel vor drei Jahren laut Bissel der Startpunkt für den Aufstieg gewesen sei. "Basti hat den Funken überspringen lassen." Einer, der diesen Funken am brennen gehalten hat, ist Torhüter Jan Stochl: "Ohne ihn wären wir damals nicht aufgestiegen, ohne Jan wären wir heute nicht hier." Kaum einer der mehr als 3000 Menschen saß noch auf seinem Sitz, als durch die Arena "Auf Wiedersehen" von den Toten Hosen tönte – und keiner hätte widersprochen: "Die Zeit mit Euch war wunderschön."

Andersson ausgezeichnet

Mit Trainer Robert Andersson wurde nach der Partie der beste Trainer der Saison geehrt, der von HBL-Präsident Uwe Schwenker die Ehrung erhielt. "Die Auszeichnung würdigt unsere Arbeit eines ganzen Jahres", sagte Andersson, "das ist toll." Im Anschluss dann der ersehnte Moment: Die Übergabe der Meisterschale. Schon vor der Partie war sie kurz in der Arena präsentiert worden, jetzt gab HBL-Chef Uwe Schwenker sie in die Hände des so lange verletzten Kapitäns Pavel Horak, der sie aber gleich an HC-Urgestein Christoph Nienhaus weiterreichte.

Trainer Robert Andersson wurde als bester Trainer der Saison ausgezeichnet.

Trainer Robert Andersson wurde als bester Trainer der Saison ausgezeichnet.

Als er die Trophäe in die Höhe reckte, ergoss sich ein blau-weiß-roter Konfetti-Regen über der Halle und zu "We are the Champions" gaben sich alle noch einmal ihren Emotionen hin, die Schale wanderte von Spieler zu Spieler, ehe Bierduschen die erneuten Tränen wegspülten.

Leeren wollte sich die Arena diesmal überhaupt nicht. Noch gegen halb zwölf waren viele Spieler von ihren Fans umringt, allen voran Sebastian Preiß, alle wollten noch ein Erinnerungs-Selfie, ein Trikot oder andere Trophäen ergattern, und denen, die künftig nicht mehr im HC-Trikot spielen werden, "Servus" sagen.

Wem sie ihren Erfolg zu verdanken haben, ist den Handballern sehr wohl bewusst: Mit einem Banner "Ohne Euch wären wir nichts, mit Euch sind wir Meister" dankten sie auf ihrer Ehrenrunde den vielen Fans für die Unterstützung. "Mir war es unglaublich wichtig, heute noch einmal zu spielen", sagte Preiß, der erst kürzlich eine Operation hatte. "Sie ist super verlaufen, ich war sehr früh wieder fit." Sein Gefühl? "Sehr gelöst."

Aue vermiest dem HCE eine perfekte Heimbilanz

Dass gut eineinhalb Stunden zuvor die erste Heimniederlage der Saison amtlich geworden war, interessierte da schon niemanden mehr. Außer vielleicht die Gäste aus Aue, die als einzige die Festung Arena hatten einnehmen können. Dabei schien der HCE auch diese Partie im Griff zu haben und führte deutlich. Erst in der 29. Minute ging der EHV Aue in Front – das zweite Mal seit dem 1:0. Doch dieser Vorsprung, der zur Pause 13:11 betrug, sollte vorentscheidend sein.

War die Partie schon vor dem Seitenwechsel nicht schön anzuschauen, so war sie in Hälfte zwei aus Erlanger Sicht so ziemlich das Schlechteste, was es in dieser Saison zu sehen gab. Die Abwehr bekam kaum noch Zugriff auf das Spiel und im Angriff herrschte Flaute. Zwischen der 26. und 37. Minute fiel kein HC-Tor. Allein Keeper Jan Stochl war es zu verdanken, dass die Begegnung kein Debakel wurde. Erlangen verkürzte nach einem Dreierpack von Sebastian Preiß noch auf 19:20 (52.), musste Aue dann aber doch ziehen lassen.

Während die Fans sofort in den Feiermodus übergingen, ärgerte sich Trainer Robert Andersson sehr, nahm die Niederlage aber größtenteils auf seine Kappe: "Ich wusste, was auf uns zukam, aber die Spielzüge haben überhaupt nicht geklappt. Wir haben ohne Mumm und Tempo gespielt und kein Eins-zu-eins gewonnen. Das war viel zu wenig." Seit dem Wochenende tankt die Mannschaft gemeinsamen auf Mallorca neue Kraft für die letzte Partie am Samstag in Henstedt-Ulzburg.

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