HCE verlängert mit Youngster: Bayers Traum geht weiter

8.6.2017, 13:40 Uhr
HCE verlängert mit Youngster: Bayers Traum geht weiter

© Klaus-Dieter Schreiter

Das Trikot haben sie eingerahmt und aufgehängt. Jeder sieht es, der bei der Familie Bayer in Mögeldorf im Wohnzimmer auf der Couch Platz nimmt. "Meine Eltern", sagte Johannes Bayer einmal, "erzählen immer sehr stolz von mir und davon, mit wem ich trainieren darf." Spielen durfte der 22-jährige Rückraumspieler noch nicht oft, seine Heimat ist vor allem die U23, die er als Abwehrchef in die dritte Liga führte.

Zitternde Hände

Das erste Mal eingewechselt wurde er bei den Profis vergangene Saison, im Aufstiegsjahr, gegen Eintracht Hagen. Knapp fünf Minuten durfte er in der Arena vor 2328 Zuschauern jenes Trikot tragen, das nun im Wohnzimmer hängt. "Meine Hände", erzählt er, "haben ein bisschen gezittert, als mich der Trainer aufs Feld geschickt hat." Am vergangenen Samstag war es nicht anders, da durfte er sogar zehn Minuten in der Ostseehalle vor 10.285 Menschen gegen den THW Kiel mitspielen - und erzielte von drei Versuchen drei Tore.

In der zweiten Klasse war Hans Widling, Abteilungsleiter beim Post SV Nürnberg, an die Theodor Billroth Grundschule gegangen. Er wollte Schüler mit seiner Faszination für Handball anstecken. Bei Johannes Bayer hat es funktioniert: "Irgendwie", sagt der, "hat Handball mehr Spaß gemacht als Fußball." Ab dem siebten Lebensjahr durchläuft er alle Jugendmannschaften des Post SV. In der C-Jugend trainieren sie unter Heiner Böttger bereits drei- bis viermal, werden Bayerischer Meister. Auch in der B-Jugend schaffen sie es zweimal bis ins Endspiel. "Wir waren ein eingeschworener Haufen, es war mein Freundeskreis", so Bayer.

Bevor sie in der A-Jugend erstmals Bundesliga spielen, wechseln zwei Spieler in Jugendinternate von deutschen Topvereinen. Johannes Bayer bleibt beim Post SV. Die Eltern sagen: Erst die Schule, dann der Handball. Damit das klappen kann, bekommen die Spieler in Böttgers Mannschaft notfalls Nachhilfe. So paukt Johannes Bayer mit seinem Handball-Trainer fürs Englisch-Abitur.

Mit Haßferther nach Erlangen

Im Folgejahr bricht die erfolgreiche Mannschaft auseinander – einige verlassen aufgrund des Studiums Nürnberg, andere werden von Handballvereinen weggelockt. Johannes Bayer wird vom HC Erlangen angesprochen, zieht wenig später mit Kumpel und Torwart Michael Haßferter in eine Wohngemeinschaft in der Nachbarstadt, zum Handballspielen und Physikstudieren. "Das war anfangs schon ein großer Schritt raus aus dem Elternhaus."

Doch handballerisch läuft es für den 1,95 Meter großen Rückraumspieler großartig: Unter den Trainern Roland Wunder und Helmut Hofmann entwickelte sich der Youngster zum Abwehrchef. Irgendwann sitzt Robert Andersson, olympischer Silbermedaillengewinner und Trainer der Bundesligamannschaft, auf der Tribüne der Hiersemann-Halle. "Ich war natürlich sehr nervös, als ich das gesehen habe. Und habe versucht, noch besser zu spielen", sagt Johannes Bayer. Nach der Partie fragt ihn der Coach, ob er nicht zum Training der Ersten kommen möchte.

Hünenhafte Begegnungen

"Am Anfang war da sehr, sehr viel Ehrfurcht. Ich habe mich kaum getraut, aufs Tor zu werfen, und wenn, dann wurde der Wurf gleich geblockt. Ich meine: Es stehen ja plötzlich Zwei-Meter-Hünen vor dir." Das harte Training, die gestiegenen Anforderungen, fördern Bayer ungemein. Robert Andersson bescheinigt ihm Ende vergangener Saison "einen großen Schritt nach vorne in der Abwehr".

Am Donnerstag - zwei Tage vor dem abschließenden Saisonspiel gegen Magdeburg - wurde Bayers Vertrag um ein Jahr verlängert: "Johannes hat in den vergangenen Monaten einen riesigen Schritt gemacht. Er arbeitet jeden Tag sehr hart an sich und hat gerade in den letzten Spielen das Vertrauen, das das Trainerteam in ihn setzte, voll zurückgezahlt", meint René Selke, der Geschäftsführer.

Besonderer Wandschmuck

"Ich arbeite für den Traum, irgendwann den Durchbruch beim HCE zu schaffen", sagt Bayer. Daran glaubt er fest. Auch wenn es bislang nur für Kurzeinsätze gereicht hat - und für einen besonderen Wandschmuck im Wohnzimmer der Eltern.

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