Hecking: "Ohne Aufs und Abs in der Bundesliga spielen"

9.7.2012, 06:58 Uhr
Zum Zungeschnalzen: Club-Coach Dieter Hecking beobachtet genau, wie seine Schützlinge Timm Klose und Neuzugang Sebastian Polter die Beine hochnehmen.

© Sportfoto Zink Zum Zungeschnalzen: Club-Coach Dieter Hecking beobachtet genau, wie seine Schützlinge Timm Klose und Neuzugang Sebastian Polter die Beine hochnehmen.

Vielleicht liegt der Fehler in der Herangehensweise, womöglich ist es ihm inzwischen aber auch einfach egal. Es gab eine Zeit, da hat sich Dieter Hecking zumindest gewundert, dass seine Arbeit beim 1.FC Nürnberg nicht im gleichen Maße gewürdigt wird wie die von Thomas Tuchel in Mainz oder Robin Dutt in Freiburg. Zwei Trainer waren das, die in der Bundesliga mit Mannschaften für Furore sorgten, denen man das so nicht zugetraut hatte.



So ähnlich also, wie das Dieter Hecking bislang auch sehr regelmäßig mit dem 1. FC Nürnberg gelungen ist. Gesprochen und geschrieben wurde damals aber immer nur über Dutt und Tuchel, auch in der letzten Saison war es wieder ein Freiburger über den die Fußball-Republik staunte: Christian Streich wusste aber auch den Kauz-Faktor auf seiner Seite.

Nur drei sind übrig

Seit zweieinhalb Jahren ist Hecking jetzt beim 1. FC Nürnberg, ein Kauz ist er selten, der Versuch, ihn als den Baumeister der für Nürnberger Verhältnisse doch erstaunlich stabilen Bundesliga-Verhältnisse in den letzten Jahren zu beschreiben, ihn endlich zu würdigen, läuft ebenso erstaunlich ins Leere. „Das ist keine Dieter-Hecking-Mannschaft“, sagt Dieter Hecking über die Mannschaft, die fast nichts mehr zu tun hat mit jener kriselnden Michael-Oenning-Mannschaft, die er im trüben Dezember 2009 übernommen hat. 

Einzig Raphael Schäfer, Javier Pinola und Ersatztorwart Alexander Stephan sind noch übrig geblieben von der 0:1-Niederlage beim FC Schalke in Heckings erster Partie als Club-Trainer. „Es gibt keinen Trainer, der sich seine Wunschmannschaft zusammenstellen kann“, sagt Hecking und übt in diesem Moment nur ein bisschen Nachsicht mit Sportdirektor Martin Bader, der neben ihm sitzt und der etwas länger als Hecking für einen Verein arbeitet, der sich noch seltener als andere eine Wunschmannschaft zusammenstellen kann.



Was sie in Nürnberg in den vergangenen Jahren gekonnt haben: Eine Mannschaft zusammenzustellen, die stärker ist als genügend andere in der Bundesliga. Es waren immer auch Mannschaften, denen das die vielen Skeptiker nicht unbedingt zugetraut haben, weil es Gruppen waren, die ihre Schwächen hatten – eben keine Wunschteams, aber irgendwie doch Dieter-Hecking-Mannschaften, was nicht die schlechteste Auszeichnung ist, auch wenn Hecking das nicht hören will.

Sorgen darf man sich um diesen Verein immer noch machen, nur eben nicht automatisch und zu sehr. „Man muss auch die Begebenheiten sehen“, sagt Hecking. Das Geld für spektakuläre Verpflichtungen haben im Zweifel immer noch die anderen. Im Team, sagt Hecking, habe man sich den Jahrgang 2012/13 zusammengebastelt, mit wenig Geld, aber hoffentlich guten Einfällen. Scouts, Co-Trainer, Sportdirektor – jeder darf seine Ideen einbringen.

Diesmal ging es darum, eine Dieter-Hecking-und-Unterstützer-Mannschaft zu basteln, die die Fehler der jüngeren Vergangenheit abstellt. Über die darf dann „einer der wichtigsten leitenden Angestellten des Vereins“ (Martin Bader) trotzdem ganz alleine referieren. Die Passgenauigkeit, sagt also der Angestellte Dieter Hecking, hätte ein wenig größer sein dürfen in der abgelaufenen Spielzeit. Unter der Passgenauigkeit hat dann unter anderem der Ballbesitz gelitten, weshalb Nürnberg zu oft nur hat reagieren können.

Dass das mit dem Reagieren mitunter ganz gut geklappt hat, war kein Argument gegen die Verpflichtung von Spielern wie Hiroshi Kiyotake und Timo Gebhart. Spieler, deren technische Fähigkeiten dafür sorgen sollen, dass mehr Pässe beim Mitspieler ankommen. Einen Systemwechsel, sagt Hecking, dürfe man davon nicht ableiten. „Ob dass dann dazu führt, dass wir auch mehr Ballbesitz haben, wird man sehen“, sagt Hecking.

Einer, der sich kümmert

Die Arbeit am Ballbesitz der Bundesliga-Mannschaft gehört zu den wichtigsten Aufgaben Heckings in Nürnberg – die einzige ist es nicht bei einem Verein, der immer noch versucht, Fuß zu fassen in der Bundesliga. „Es gibt Trainer, die sich mehr um alle Bereiche kümmern in einem Verein, und es gibt solche, die sich weniger kümmern“, sagt Bader, „er gehört zu denen, die sich mehr kümmern.“ 



Er, also Hecking, sagt, dass es ihm trotz aller Unwägbarkeiten – dass nämlich irgendwann auch das größte Engagement keinen Effekt zeigt, wenn man nicht auch ein bisschen Glück hat – Spaß macht in diesem Traditionsverein, dass er sonst nicht knapp zwölf Stunden täglich am Valznerweiher verbringen würde.

Es geht ihm darum, den „Verein dort hinzubringen, dass er ohne die Aufs und Abs in der Bundesliga spielen kann.“ Und, das sagt er auch, dass er im Bereich „junge Spieler“ Fortschritte erwartet in diesem Jahr. Markus Mendler oder Julian Wießmeier – sie sollen jetzt zeigen, dass sie wirklich in diese Mannschaft wollen. In diese Mannschaft, die nicht Dieter-Hecking-Mannschaft heißen darf.

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