Ice Tigers müssen sich EHC München beugen

17.10.2014, 22:54 Uhr
Ice Tigers müssen sich EHC München beugen

© Sportfoto Zink

Wer in Nürnberg sein Wochenendes für gewöhnlich mit einem Besuch beim Leistungssport einläutet, der konnte am Freitagabend allen ernstes annehmen, diese klebrig-süße Energiebrause aus der Steiermark hatte klammheimlich die Weltherrschaft übernommen – oder wenigstens die Sportwelt.

Im Frankenstadion spielte der 1. FC Nürnberg gegen RB Leipzig, 200 Meter Luftlinie weiter war nahezu zeitgleich in der Arena mit dem RB München der zweite Klub bei den Ice Tigers zu Gast, mit dem Unternehmer Dietrich Mateschitz unverholen versucht, den Sport dafür zu instrumentalisieren, noch mehr Milliarden zu verdienen.

Beim Fußball ist Leipzig immerhin noch zweitklassig, im Eishockey, wo ein Batzen Geld genügt, um sich eine DEL-Lizenz zu erwerben und ganz oben mitzuspielen, war München als Tabellenzweiter angereist. Weil Mitspielen allein nicht dem Selbstverständnis des Unternehmens entspricht, wurde heuer noch mehr Geld für eine noch bessere Mannschaft und einen der erfolgreichsten Trainer Europas ausgegeben.

Es entwickelte sich somit ein hochklassiges, rasend schnelles Eishockeyspiel zweier spielstarker Teams, auch körperlich schenkten sich beide Rivalen nichts.

Im Fokus stand lange Zeit Jochen Reimer, der Ex-Münchner im Nürnberger Tor, die Schüsse seiner ehemaligen Mitspieler waren aber leichte Beute für den Goalie. Auf der Gegenseite scheiterte Corey Locke mit der ersten Großchance der Gastgeber, Florian Hardy wischte die Scheibe gerade noch über seine Latte (6.).

Das Überzahlspiel brachte dann die Führung für die Ice Tigers, nach nur 29 Sekunden Power-Play donnerte Derek Joslin die Scheibe unter die Latte – derart, dass man vermuten musste, der Kanadier hatte von diesem Energydrink genippt. München zeigte sich unbeeindruckt, einen Konter verwertete Garret Roe aus spitzem Winkel zum Ausgleich (12.). Patrick Buzas hatte die erneute Führung für die Ice Tigers auf der Kelle, verstolperte aber einen Alleingang.

Nach der ersten Pause durfte erst wieder der EHC München in Überzahl spielen, doch die Ice Tigers verteidigten so gut, dass sie in Unterzahl sogar mehr Schüsse zustande brachten.

Treffen aber konnte dann erst Marco Nowak mit einem harmlosen, aber verdeckten Schuss, als beide Mannschaften wieder komplett waren: 2:1 für Nürnberg (30.).

Es ging also mit einer knappen Führung in einem phasenweise begeisternden Eishockeyspiel ins Schlussdrittel. Nun litt zunächst stark der Spielfluss, viele Strafzeiten wurden von den Unparteiischen verteilt. München brachte zu Gunsten einer Zwei-Mann-Überzahl kurzzeitig sogar einen zusätzlichen Feldspieler, das Tor war solange verwaist – Spektakel ist im Brauseunternehmen alles.

Als für einen kurzen Moment beide Teams allen ernstes vollzählig waren, sicherte Daniel Sparre München die Verlängerung: 2:2 (57.).

In der Verlängerung donnerte Connor James die Scheibe nur an den Pfosten. Der Sieger musste im Penaltyschießen ermittelt werden. Erst der achte Schütze traf, weil es Daniel Sparre war, hatte das Brauseimperium mit maximalem Spektakel den Extrapunkt am Ende aus Nürnberg entführt.

Nürnberg: J. Reimer; Eriksson/Klubertanz, Joslin/Nowak, Printz/Wyman, Schüle – Ehliz/Reinprecht/Reimer, Oblinger/Locke/Kaufmann, James/Jaspers/Pföderl, Möchel/El-Sayed/Buzas.

Tore: 1:0 Joslin (5:48, 5-4), 1:1 Roe (11:57), 2:1 Nowak (29:54), 2:2 Sparre (56:28) | Schiedsrichter: Brill/Steinecke | Zuschauer: 4794 | Strafminuten: 14:14 plus zehn Minuten (Derek Roe).

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