Ice Tigers: Nach 40 Minuten geht die Luft aus

10.12.2014, 22:26 Uhr
Am Anfang reichte die Kraft noch: Derek Joslin im Zweikampf mit Florian Busch.

© Sportfoto Zink / MaWi Am Anfang reichte die Kraft noch: Derek Joslin im Zweikampf mit Florian Busch.

3527 Zuschauer waren in die Arena gekommen, 1784 weniger als am Abend zuvor. Im Gegensatz zum HC Erlangen, ihrem neuen Mitbewohner, müssen die Ice Tigers den Ereignischarakter ihrer Heimspiele erst wieder regelmäßig nachweisen. Dabei hatten die Eisbären, weit erfolgreicher noch als die 24 Stunden zuvor niedergerungenen Rhein-Neckar Löwen, sogar noch einen Fan mitgebracht.

Natürlich war ihm aber eine möglicherweise widersprüchliche Gefühlslage nicht anzusehen. Jeff Tomlinson stand meist mit verschränkten Armen hinter der Bande der Eisbären, registrierte selbst die Slapstick-haften Einlagen der Linienrichter bewundernswert ungerührt und auch die eher ungenügenden Versuche seiner Eisbären in den ersten 40 Minuten weitgehend emotionslos.

Dabei dürfte ihn durchaus berührt haben, dass vor ihm mit Connor James, Evan Kaufmann, Patrick Reimer und Marco Nowak jene Spieler bis dahin tadellose Leistungen ablieferten, die er vor drei Jahren aus Düsseldorf mit nach Nürnberg gebracht hatte. Und dass nebenan ein Trainer, dem er einst eine Chance als Co-Trainer in der Deutschen Eishockey-Liga gegeben hatte, mit einem System Erfolg zu haben schien, auf das auch er selbst immer noch unbeirrt setzt.

Seitdem der ewig optimistische Tomlinson im Dezember 2012 in Nürnberg beurlaubt wurde, scheint ihn das Glück verlassen zu haben. Am Mittwoch hat es wieder zu ihm gefunden. Nach dem 1:3 (1:0, 0:0, 0:3) jubelte der Deutsch-Kanadier trotzdem verhalten. Ähnlich wie schon vor zwei Wochen präsentierten sich die Eisbären lange Zeit erneut nur solide. Erst ab der 30. Minute stellten sie die dominante Mannschaft, Nürnbergs sehr aufmerksamer Torhüter Andreas Jenike entschärfte einen Alleingang von Berlins Torjäger Petr Pohl, ließ gegen André Rankel seine Fanghand aufblitzen und hinterließ auch sonst den Eindruck, an diesem Abend unbezwingbar zu sein. Nicht nur dieser Eindruck täuschte.

Sieben Spielzeiten beendeten die Eisbären seit 2005 als Deutscher Meister, diesem Jahrgang aber schien die Selbstverständlichkeit abhanden gekommen zu sein, mit der ihre Vorgänger einst solch enge Partien für sich entschieden hatten. Im Vergleich der Systeme hatte Tomlinson bereits in der ersten Minute eine weitere negative Erfahrung ertragen müssen. Zweimal hatten die ohne den kranken Tim Schüle, den angeschlagenen David Printz und den langzeitverletzten Stammtorhüter Jochen Reimer angetretenen Ice Tigers, den Puck bereits vertändelt, ehe Leo Pföderl die tief stehenden Eisbären überlief, sein Schussversuch von der Bande zurück vor das Tor prallte, wo Evan Kaufmann die Scheibe aus spitzem Winkel in den Winkel setzte. 46 Sekunden waren das gerade gespielt.

Dass sich die Ice Tigers danach erstmals lange zurückzogen, hätte Taktik sein können - war tatsächlich aber das erste Zeichen einer heftig einsetzenden Müdigkeit. Natürlich hatten sie danach noch Chancen, allein Marc El-Sayed hätte seinen Kontostand an Saisontoren verdreifachen können. Steven Reinprecht musste erkennen, welch großartiger Torhüter Berlins Petri Vehanen ist, als er von Patrick Reimer herrlich freigespielt an dem Finnen scheiterte (20.).

Trügerisches Gefühl

Das Gefühl aber, diese Begegnung im Griff zu haben, war jedoch trügerisch. Frank Hördlers eher verunglückter Schlagschuss ins Kreuzeck (44.) gab den Gästen neues Selbstbewusstsein, bei Julian Talbots 1:2 (46.) war Marco Nowak wie schon so oft in dieser Spielzeit nicht konsequent genug und vor Rankels 1:3 wurden auch die Ice Tigers ausgekontert (49.). Wie schon gegen Köln lag Nürnberg mit 1:3 zurück, konnte diesmal aber wenig entgegensetzen, eigentlich gar nichts.

Selbst Tomlinsons Lieblingsspieler waren tatsächlich stehend K.o. Für das Gastspiel in Düsseldorf am Freitag (19.30 Uhr) lässt das auf nicht allzu Erfreuliches hoffen.

Nürnberg: Jenike; Joslin/Nowak, Eriksson/Klubertanz, Wyman, Schwarz - Pföderl/Kaufmann/Oblinger, Ehliz/Reinprecht/P. Reimer, Locke/Jaspers/James, Möchel/El-Sayed/Elsner, Buzas.

Tore: 1:0 Kaufmann (0:46), 1:1 Hördler (43:18/5-4), 1:2 Talbot (45:03/6-5), 1:3 Rankel (48:47) | Schiedsrichter: Schukies/Haupt | Zuschauer: 3527 | Strafminuten: 8 – 6 plus 10 (Pohl).