Ice Tigers nach Play-off-Aus: Ein Abgang, zwei Neuzugänge?

31.3.2014, 06:00 Uhr
Brett Festerling wird Nürnberg verlassen. Möglicherweise wechselt der Abwehrspezialist zu den Hamburg Freezers.

© Zink Brett Festerling wird Nürnberg verlassen. Möglicherweise wechselt der Abwehrspezialist zu den Hamburg Freezers.

Ein Drittel verfolgte Martin Jiranek am Freitagabend in Wolfsburg an der Seite von Thomas Sabo inmitten der mitgereisten Fans. Dass er nach den ersten 20 Minuten seinen (Steh-)Platz verließ, hatte nichts mit der Vorstellung der eigenen Mannschaft zu tun. Vielmehr störte ihn die ungewohnte Perspektive direkt hinter dem Tor. Also begab sich der Sportdirektor der Ice Tigers auf den bequemeren Tribünenplatz, der ihm fortan eine bessere Sicht auf das Geschehen auf dem Eis bot. Was er dann aber im zweiten und dritten Abschnitt zu sehen bekam, hat den Nürnberger Rekordspieler (493 DEL-Einsätze/178 Tore) natürlich wenig begeistert – der Untergang der Ice-Tigers-Profis nach dem 3:3-Zwischstand und das damit verbundene Play-off-Aus musste auch der gebürtige Kanadier erst mal verdauen.

Gelegenheit dazu hatte er auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus, die erst um fünf Uhr am Samstagmorgen ihr Ende fand. Ein paar Stunden später saß Jiranek schon wieder an seinem Schreibtisch in der Arena. Diverse Nachfragen der Journalisten musste er beantworten, aber vor allem galt es für den 44-Jährigen schon wieder den Blick nach vorne zu richten. Denn nach der Saison ist vor der Saison. Und die Vorbereitung auf die nächste Spielzeit hat spätestens mit der 3:8-Pleite in Wolfsburg begonnen. Die dringlichste Aufgabe ist natürlich die Kaderzusammenstellung, die aber schon recht weit fortgeschritten ist. Immerhin haben die Ice Tigers für die Saison 2014/15 bereits 17 Profis unter Vertrag, darunter die Leistungsträger Patrick Reimer, Steven Reinprecht, Evan Kaufmann, Jason Jaspers, Connor James und Fredrik Eriksson.

Auch die junge deutsche Fraktion ist zahlreich vertreten, was Jiranek besonders erfreut. „Die haben alle noch Luft nach oben“, setzt der sportliche Leiter weiterhin auf die schon etablierten Youngsters um Yasin Ehliz, Tim Schüle und Co. Das gibt Jiranek Planungssicherheit, denn nach Stand der Dinge fehlen nur noch fünf, sechs Akteure zur Wunsch-Kaderstärke von 22 oder 23 Mann. Viele Neuzugänge (man wird sie wahrscheinlich an den Fingern einer Hand abzählen können) wird es demnach nicht geben, egal ob noch der eine oder andere Spieler aus dem bisherigen Kader einen Vertrag erhält. Laut Jiranek gibt es ein, zwei Kandidaten (Steven Regier könnte einer sein), die noch in der Verlosung sind.

Nicht dazu gehört aber Brett Festerling, der erste sichere Abgang. „Wir wollten ihn halten, aber es hat nicht geklappt“, musste Jiranek schweren Herzens vermelden. Der 28-jährige Abwehrrecke will sich verändern – sein neuer Arbeitgeber könnten die Hamburg Freezers sein, wo bekanntlich sein Zwillingsbruder Garrett spielt. Von Torhüter Tyler Weiman sowie Yan Stastny, Matt Hussey, Steven Rupprich und Marvin Krüger werden sich die Ice Tigers wohl trennen, der 34-jährige Routinier Jame Pollock liebäugelt mit dem Karriereende. Gerüchte, dass der Schwede Eriksson in die russische KHL wechselt, kann oder will Jiranek nicht bestätigen: „Er hat einen Vertrag bei uns. Wir planen natürlich mit ihm.“

Neuzugänge? Reimer und El-Sayed auf Jiraneks Wunschliste

Als möglicher Neuzugang wird schon seit geraumer Zeit Torhüter Jochen Reimer (München) gehandelt. Der jüngere Bruder von Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer würde den Ice Tigers sicherlich gut zu Gesicht stehen. Jiranek weiß um die Vorzüge des 28-jährigen Nationalkeepers: „Er ist ein sehr guter Torwart. Er hat einen deutschen Pass. Er ist interessant für uns.“ Auch der Mannheimer Stürmer Marc El-Sayed (23) soll auf der Nürnberger Wunschliste stehen. Aber bevor der Verein die erste Neuverpflichtung bekanntgeben wird, stehen in dieser Woche die abschließenden (Vieraugen-)Gespräche mit den eigenen Spielern auf dem Programm. „Erst mit dem Traner, dann mit mir“, verrät Jiranek die Reihenfolge. Danach werden das Trainergespann Tray Tuomie und Maurizio Mansi sowie der Sportdirektor die abgelaufene Saison aufarbeiten.

Eine Saison, die Jiranek trotz des obligatorischen Ausscheidens im Viertelfinale positiv betrachtet. „Ich bin nicht enttäuscht oder sauer. Die Jungs haben gut gearbeitet. Die Mannschaft hat konstanter gespielt als zum Beispiel die Mannschaft, die 2007 Vizemeister wurde. Auf diese Leistung kann man aufbauen“, ist Jiranek (2007 noch als Spieler im Tigers-Trikot) vor der Zukunft nicht bange. Und auch persönlich hat er in seinem ersten Jahr in neuer Funktion viel dazugelernt: „Der Trainer und ich als Neulinge, wir alle haben von dieser Saison profitiert.“ Mit der Hoffnung verbunden, dass 2015 das Viertelfinale nicht wieder Endstation ist.

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