Ideenloser FCN erzittert sich 1:1 beim Letzten

15.9.2013, 22:49 Uhr
Mehr als einmal war Kapitän Raphael Schäfer auf dem Posten und verhinderte so Schlimmeres für seinen 1. FC Nürnberg.

© Sportfoto Zink / cp24 Mehr als einmal war Kapitän Raphael Schäfer auf dem Posten und verhinderte so Schlimmeres für seinen 1. FC Nürnberg.

Trainer Michael Wiesinger hatte im Vergleich zur bitteren 0:1-Pleite gegen den FC Augsburg gleich vier personelle Änderungen vorgenommen: Auf der linken Abwehrseite vertrat wie erwartet Marvin Plattenhardt den gesperrten Javier Pinola, rechts erhielt Timothy Chandler eine erneute Bewährungschance, weil Markus Feulner erkältet ausfiel. Im Mittelfeld verdrängte der japanische Neuzugang Makoto Hasebe Youngster Niklas Stark, zudem war Robert Mak mal wieder aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader geflogen.

An Stelle des lustlosen Slowaken feierte etwas überraschend Hlousek sein ersehntes Comeback. Für den Tschechen, der sich am 31. März 2012 im Heimspiel gegen den FC Bayern München zum zweiten Mal in seiner Karriere das Kreuzband gerissen hatte, endete damit eine fast 18-monatige Leidenszeit. Und zwar gleich mit einem echten Knalleffekt. Hlousek traf beim Comeback nach 18 Monaten.

Just jener Hlousek war es nämlich, der die Gäste in der 28. Minute etwas überraschend in Führung brachte. Hatte Daniel Ginczek eine Rechtsflanke von Chandler noch verpasst, war der Tscheche dann zur Stelle, setzte sich am Fünfmeterraum gegen Benjamin Kessel durch und bugsierte den Ball irgendwie ins Netz. Ein kapitaler Schockmoment für den wackeren Aufsteiger, der engagiert begonnen und sich in der Anfangsphase ein optisches Übergewicht samt einiger Torraumszenen erspielt hatte – die beste Einschussmöglichkeit vergab Karim Bellarabi, der allein auf Schäfer zusteuerte, aber am gewohnt verlässlichen Club-Keeper hängen blieb (10.).

Die Gäste fanden in der ersten Halbzeit offensiv kaum statt. Allenfalls Hiroshi Kiyotake nahm einen weiten Pass von Per Nilsson gekonnt an, setzte den Ball dann aber kläglich am linken Pfosten vorbei (14.). Die viel bissiger wirkende Eintracht wiederum ging zwar mit großer Leidenschaft zu Werke, ließ zunächst aber auch erahnen, warum sie das Tabellenende ziert. Letztlich fehlte dem deutschen Meister von 1967 einfach Qualität und Cleverness, um einen defensiv keineswegs souveränen und in seiner Spielanlage erneut erschreckend uninspirierten Gegner ernsthaft gefährden zu können. Und wenn es doch einmal kritisch wurde, war dann ja noch Schäfer, der auch kurz vor der Pause im Getümmel den Überblick behielt.

Direkt nach dem Seitenwechsel hätte dann Ginczek sogar für die Vorentscheidung sorgen können, doch schob der Stürmer den Ball allein vor Schlussmann Marjan Petkovic aber aus 16 Metern am rechten Pfosten vorbei (46.). Etwas genauer zielte wenig später der aufgerückte Plattenhardt, dessen kernigen Distanzschuss allerdings Petkovic entschärfte (53.). Aber auch die Elf von Trainer Torsten Lieberknecht ließ nicht locker und berannte immer wieder mit dem Mute der Verzweiflung das Nürnberger Tor. Bellarabi traf bei einem Konter nur das Außennetz (54.), dann verhinderte Schäfer mit einer Glanzparade den Ausgleich, als Domi Kumbela nach einem Patzer von Emanuel Pogatetz aus 16 Metern abgezogen hatte (67.).

Drei Minuten später war aber auch der Club-Kapitän machtlos. Die „Löwen“ kombinierten sich relativ unbehelligt durch Nürnbergs unsortierte Abwehr, bis der Ball schließlich über Kumbela und Bellarabi beim freistehenden Omar Elabdellaoui landete. Der Norweger behielt die Nerven und erzielte das frenetisch bejubelte erste Braunschweiger Bundesliga-Heimtor seit 28 Jahren. Nun herrschte plötzlich prickelnde Pokalspielatmosphäre im mit 22.570 Zuschauern besetzten Eintracht-Stadion.

Der Tabellenletzte wollte partout den ersten Heimsieg und blies vehement zur Schlussoffensive, doch allein Schäfer verhinderte bei einem Kopfball von Ermin Bicakcic (82.) und gefährlichen Distanzschüssen von Ken Reichel (90.+1) und Marco Caligiuri (90.+2) größeres Unheil. Durch das dritte Remis dieser noch jungen Saison hat sich der 1. FCN zwar zumindest wieder auf den Relegationsplatz verbessert, doch wird der Teilerfolg in der Fremde überschattet von der bangen Frage: Gegen wen will dieser Club in der Bundesliga eigentlich noch gewinnen? Und im Heimspiel am nächsten Samstag geht es ja nur gegen die entfesselten Fußballzauberer von Borussia Dortmund.

Hier geht es zum Live-Ticker zum Nachlesen!

Braunschweig: Petkovic – Kessel, Bicakcic, Dogan, Reichel – Marco Caligiuri, Theuerkauf – Elabdellaoui, Boland (72. Ademi) – Bellarabi (81. Perthel), Kumbela (88. Kruppke). – Trainer: Lieberknecht
 
Nürnberg: Raphael Schäfer – Chandler, Nilsson, Pogatetz, Plattenhardt – Hasebe, Balitsch – Drmic (61. Frantz), Kiyotake (90.+1 Stark), Hlousek – Ginczek (83. Pekhart). – Trainer: Wiesinger
 
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Tore: 0:1 Hlousek (28.), 1:1 Elabdellaoui (70.)

Zuschauer: 22.570

Gelbe Karten: Kessel, Reichel, Kumbela – Ginczek (3), Hasebe.

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