In Fürth geht's bald los: Noch kein Lied vom Aufstieg

24.7.2017, 13:22 Uhr
In Fürth geht's bald los: Noch kein Lied vom Aufstieg

© Wolfgang Zink

Khaled Narey kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Keine fünf Meter konnte er über das Vereinsgelände laufen, ohne dass ihm ein Kleeblatt-Fan zum Geburtstag gratulierte. Bei der Mannschaftsvorstellung auf der Bühne schmetterten sie dem nun 23-Jährigen aus mehreren hundert Kehlen ein "Happy Birthday" entgegen.

Er bedankte sich sichtlich gerührt. Schon eine Viertelstunde zuvor hatte es ihm kurz die Sprache verschlagen. Zwei Jungen holten sich Autogramme und fragten ihn: "Machst du ein Wettrennen mit uns?" Der Flügelflitzer, sonst nicht auf den Mund gefallen, hob die Augenbrauen, um dann entschieden zu verneinen: "Nee, echt nicht." Er sei schlichtweg zu kaputt dazu.

Radoki lässt die Profis ackern

"Wir haben in den letzten Wochen viel gemacht. Das ist nicht zu vergleichen mit vorigem Sommer, das war schon ein extremer Umfang", beschreibt er die erste Saisonvorbereitung unter Trainer Janos Radoki. Keine Einheit war kürzer als eineinhalb Stunden, die meisten Tage begannen mit einem Dauerlauf.

Und wofür? Was ist denn nun das Saisonziel? "Ich habe schon das Gefühl", beschreibt Narey, "dass jeder mehr erreichen will als letzte Saison." Platz acht wurde es damals. Der Trainer habe sie nach dem Trainingslager mit einer Ansprache noch einmal eingeschworen, dass "alle zusammenhalten müssen, keiner soll sich da rausnehmen". Die Mannschaft werde rund ums Trainingsgelände "viele Plakate sehen", auf denen ihnen das Motto "gemeinsam Großes schaffen" vor Augen gehalten werde.

Das Wort "Aufstieg" fiel allerdings den ganzen Sonntag nicht, man muss es sich selbst denken. Lukas Gugganig, die neue Innenverteidiger-Hoffnung, empfindet die Stimmung im Verein immerhin als "ambitioniert". Der Kärntner wittert die Chance: "In diesem Jahr weiß man nicht, wer ganz oben sein wird, es gibt keinen klaren Favoriten." Es herrscht also eine gewisse "wenn nicht jetzt, wann dann?"-Einstellung in Fürth.

Auch der Oberbürgermeister der Stadt, Thomas Jung, meldete sich mit einer vielbeklatschten Rede zu Wort. "Ich weiß, dass wir große Ziele angehen können", sprach der Dauerkartenbesitzer ins Mikrofon. Und verteilte Seitenhiebe.

Besser als München und Club

Zum einen sei es nach wie vor "fantastisch" für eine Stadt dieser Größe, der zweiten Liga anzugehören. "Da träumen Landeshauptstädter davon", spielte er auf den Abstieg der Münchner Löwen an. Und dann riss er auch noch den letzten von der Bierbank mit dem Spruch: "Da die deutsche Meisterschaft langweilig geworden ist, ist uns die Frankenmeisterschaft viel wichtiger. Das kann man gar nicht hoch genug bewerten."

Er dürfe sich zu einer "goldenen Generation" zählen, die vor fünf Jahren den Aufstieg in die erste Liga erlebt hat und nun nach 64 Jahren auch noch die Saison, nach der das Kleeblatt vor Nürnberg stand. Dass sie das auch 2018 gebührend feiern könnten, bewiesen die Spieler mit mitreißendem Humor auf der Bühne. Jeweils zwei Profis, die gemeinsam ein Hotelzimmer im Trainingslager belegt hatten, stellten sich gegenseitig dem Publikum vor.

"Von nix kommt nix"

Als Veton Berisha etwas zum Schweden Richard Magyar sagen sollte, hatte der Norweger gleich die Lacher auf seiner Seite: "Wir waren zusammen auf dem Zimmer, aber ich habe ihn nicht so gut kennengelernt, weil wir die ganze Zeit trainiert haben." Worte, die der Trainer sicher gerne hörte.

Auch Radoki äußerte sich nicht zum Saisonziel, sondern gab das Motto aus: "Von nix kommt nix. Wir müssen mehr machen als die anderen." Die Motivation dahinter sei: "Wir wollen ja in Zukunft etwas mehr feiern als die vergangenen Jahre." Und dann stimmte er den Klassiker "Und die Kutsch’n lou mä rutschn, dädärä!" an, dessen Text er seiner Mannschaft zu Beginn der Vorbereitung auswendig lernen ließ. Die Fans stimmten aus voller Kehle mit ein.

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