Integration gescheitert: Darum verlässt Candeias den Club

30.1.2015, 06:00 Uhr
Integration gescheitert: Darum verlässt Candeias den Club

© Zink

Weil am Ende unübersehbar war, dass Daniel Candeias auch in der Rückrunde über die Rolle des Reservisten nicht hinauskommen würde und er außerdem nicht gewillt war, eine sprachliche Barriere zu überwinden, gab es seitens des 1. FC Nürnberg Redebedarf – mit dem Ergebnis, dass der Portugiesen mit sofortiger Wirkung zum spanischen Erstligisten FC Granada wechselt.

„Dank Pino und Cristian fällt mir die Integration leichter“, hatte der flinke Außenbahnspieler nach seinem fulminanten Debüt im Club-Trikot noch gesagt und ergänzt: „Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt, da es vor allem wegen der fremden Sprache nicht einfach ist.“ Mit 4:0 war er am 10. September, unterstützt vom Argentinier Javier Pinola und dem Ecuadorianer Cristian Ramirez, bei Union Berlin in sein Deutschland-Engagement gestartet.

"Er ist mir zu isoliert"

Mit einem Tor und einer Vorlage hatte der Neuzugang von CD Nacional Funchal – dorthin hatte ihn sein Klub Benfica Lissabon zuletzt ausgeliehen – entscheidenden Anteil am Erfolg. Viereinhalb Monate später fällt das Urteil vom Fußball-Abteilungsleiter des 1. FCN jedoch vernichtend aus: „Deutschunterricht war ein Fremdwort für ihn“, stellte Wolfgang Wolf klar, wie es um Candeias’ Willen zur Integration wirklich stand.

Vor zwei Wochen hatte auch schon Trainer René Weiler im Rahmen des Testspiels beim Bundesligisten VfB Stuttgart (0:2) ein kritisches Fazit gezogen. „Er ist mir zu isoliert und zu sehr Individualist“, fand der Schweizer deutliche Worte. Candeias hatte Weiler nie von sich überzeugen können, was in erster Linie aber sportliche Gründe hatte. Wenn er Leistung für sich hätte sprechen lassen, wäre Candeias vermutlich selbst das Schweigegelübde nicht zum Verhängnis geworden.

Nach nur zwei Spielen unter dem neuen Coach Weiler wurde der 27-Jährige vom Stammspieler zum Reservisten degradiert – weil Candeias neben der Verständigung mit den Mitspielern auch die Bindung zum Spiel fehlte. Selbst in den Testspielen kam er über Kurzeinsätze nicht mehr hinaus. „Beide Seiten waren letztlich nicht zufrieden mit der Situation. Beide hatten sich mehr erhofft. Deshalb war es besser, sich zu trennen“, sagte Wolf.

Ist jetzt der Weg frei für Ösi-Angreifer Burgstaller?

Bei der Generalprobe am Samstag gegen den tschechischen Erstligisten Viktoria Pilsen (auf 13.30 Uhr vorverlegt!) wird Candeias also nicht mehr dabei sein. Aber auch Guido Burgstaller wird man (noch?) vergeblich suchen. Der österreichische Angreifer steht laut "Bild"-Zeitung beim Zweitligisten auf dem Zettel.

Wolf bestätigte das Interesse am 25-jährigen Villacher, der vor wenigen Tagen seinen Kontrakt beim walisischen Klub Cardiff City, Tabellen-13. in der zweiten englischen Liga, aufgelöst hat. „Es wird noch der ein oder andere Spieler kommen, das ist sicher. Aber wir sind noch nicht in den Endverhandlungen“, sagte Wolf. Redebedarf gibt es also auch ohne Candeias noch genügend.

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